Ukraine-Krieg: ICANN will Russland nicht aus dem Internet werfen

Die (erwartbare) Antwort der privaten Netzverwaltung ICANN zum Rauswurf von .ru aus dem Netz ist da: Solch einseitige Aktionen seien ihr zu Recht verboten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 142 Kommentare lesen

(Bild: asharkyu/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers wurde geschaffen, um den Betrieb des Internets abzusichern. Den Netzbetrieb in Teilen zu stoppen, würde dieser Rolle diametral zuwiderlaufen. Das schreibt der Präsident der ICANN, Göran Marby, in seiner Antwort an die Regierung der Ukraine. Diese hatte darum gebeten, .ru aus dem Netz zu werfen, Zertifikate zu widerrufen und Rootserver innerhalb Russlands zu stoppen.

Marby unterstreicht in der Antwort die Solidarität mit der Ukraine, verweist jedoch zugleich auf die Neutralitätspflicht der privaten Netzverwalter. Diese hatten lange dafür gestritten, den Betrieb der Rootzone aus der direkten Aufsicht der US-Administration herauszulösen. Die Regeln, die sich die Selbstverwaltung selbst gegeben habe, verböten der ICANN einseitige Aktionen, um einzelne Teilnehmer aus dem System zu werfen, insbesondere auf Basis einer Bitte von außerhalb des betroffenen Gebietes.

Abgesehen von technischen Hürden für einen kompletten Rauswurf, so Marby, würde das globale System einer neutralen, globalen Netzverwaltung infrage gestellt, wenn man die eigenen Regeln über Bord werfen würde.

Eine Warnung, an der zentralen Rootzone herumzuspielen, aber auch Verkehre basierende auf IP-Adressbereichen zu blockieren oder auch exzessiv Nachrichten zu zensieren, kam auch von der Internet Society (ISOC). Es sei die Grundidee des Internets, dass jedermann, Aggressor und Unterdrückter im Netz kommunizieren könne.

Versuche, Verkehre auf technischer Ebene in gute und böse zu unterscheiden, spielten denen in die Hände, die – wie Russland – versuchten, nationale Variationen von Internet zu schaffen. "Das ist nicht Internet, sondern das Gegenteil davon," warnt ISOC-CEO Andrew Sullivan. So verlockend es auch sei, dürfen Administratoren den Rufen nach einer Sektionalisierung des Netzes nicht Folge leisten. Das hieße, die Idee des globalen Netzes, in der Unterdrückte ihre Unterdrückung aufzeigen könnten, aufzugeben.

(mho)