Astronomie: Drei verschiedene planetenbildende Scheiben in Doppelsternsystem

Die Entstehung von Exoplaneten in Mehrfachsternsystemen ist noch nicht sehr gut erforscht. Die Vermessung eines jungen Doppelsternsystems könnte jetzt helfen.

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Künstlerische Darstellung des Systems SVS 13

(Bild: ESO/L. Calçada)

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Eine Gruppe von Astronomen und Astronominnen hat die Entstehung von Exoplaneten in einem Doppelsternsystem in bislang unerreichter Genauigkeit beobachtet. Um die beiden Sterne des Systems mit der Bezeichnung SVS 13 gibt es gleich drei protoplanetare Scheiben, in denen Planeten entstehen beziehungsweise entstehen könnte.

Zwei haben sich jeweils um die beiden Sterne gebildet und eine umschließt das ganze System. Letztere ist spiralförmig und verliert Material an die inneren Scheiben. Bei den Analysen hat die Forschungsgruppe außerdem fast 30 Moleküle um die jungen Sterne gefunden, 13 davon sind demnach Vorläufer der Grundbausteine des Lebens, wie wir es kennen.

Das Doppelsternsystem SVS 13 ist etwa 980 Lichtjahre von uns entfernt, erklärt das Team. Die beiden Sterne seien einander vergleichsweise nahe und umkreisen sich in nur 90 Astronomischen Einheiten Entfernung. Wie jung sie genau sind, ist noch nicht sicher, schreibt das Team weiter. Ihre Daten könnten bei der Altersbestimmung helfen.

Die Staubscheiben, gesehen vom Radioteleskop ALMA

(Bild: ESO)

Zusammengetragen und ausgewertet haben sie Messungen, die teilweise über Jahrzehnte von den Teleskopen Very Large Array (VLA) und Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) der Europäischen Südsternwarte gesammelt wurden. Damit konnten die Forscher und Forscherinnen um Ana Karla Díaz-Rodríguez vom Institut für Astrophysik Andalusiens (IAA) unter anderem die Umlaufbahnen, die Geometrie, die Ausrichtung und viele weitere fundamentale Daten zu dem System ermitteln.

In protoplanetaren Staubscheiben um Sterne entstehen unseren Theorien zufolge Planeten durch die langsame Verdichtung und Verklumpung von Staub und Gas. Solche Strukturen werden seit Jahren entdeckt und erforscht, bislang aber vor allem um einzelne Sterne – und inzwischen sogar um einen Exoplaneten. Auch die Modelle beziehen sich derzeit zumeist auf solche einsamen Sterne wie unsere Sonne. Gleichzeitig entstehen die meisten aber paarweise, die Mehrzahl aller Systeme bestehen aus mindestens zwei Sternen. Über die Entstehung von Exoplaneten in Systemen aus nicht weit voneinander entfernten Sternen ist deswegen vergleichsweise wenig bekannt, schreibt das Forschungsteam. Ihre genaue Analyse zu SVS 13 soll das nun ändern. Sie stellen sie im Fachmagazin The Astrophysical Journal.

(mho)