Ukraine ans europäische Stromnetz angeschlossen

Seit Beginn der russischen Invasion lief das ukrainische Stromnetz im Inselbetrieb. Nun wurde eine Notsynchronisierung mit dem europäischen Netz vorgenommen.

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(Bild: Ukrenergo)

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Von
  • Andreas Wilkens

Die Stromnetze der Ukraine und Moldawiens wurden erfolgreich mit dem kontinentaleuropäischen Netz synchronisiert. "In diesem Bereich ist die Ukraine jetzt Teil Europas", erklärte die EU-Energiekommissarin Kadri Simson, die es als einen historischen Meilenstein ansieht. Dies werde der Ukraine helfen, "ihr Stromsystem stabil zu halten, Häuser warm und das Licht in diesen dunklen Zeiten anzumachen".

Die Ukraine ist seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar vom belarussischen und russischen Stromnetz abgekoppelt. Mehr als die Hälfte der verfügbaren Energie wird von 15 Reaktoren in vier Atomkraftwerken erzeugt. Das größte von ihnen in Saporischschja wurde von russischen Truppen eingenommen. Die Gefahr, dass Atom-, aber auch andere Kraftwerke durch Militärschläge beschädigt werden, ist groß. Auch könnte der Nachschub an Energieträgern wie Kohle beeinträchtigt werden. Darum drängte die Ukraine darauf, rasch in das europäische Stromnetz integriert zu werden.

Das Projekt der Synchronisierung des ukrainischen mit dem europäischen Stromnetz läuft seit 2017, erläutert der europäische Verband von mehr als 40 Übertragungsnetzbetreibern, ENTSO-E. Auf Antrag des ukrainischen Netzbetreibers Ukrenergo sei der Prozess nun beschleunigt worden.

Simson meinte, innerhalb von zwei Wochen sei die Arbeit eines Jahres erledigt worden. ENTSO-E betont, die Notsynchronisierung sei durch bereits vorliegende Studien und Vorkehrungen zur Risikominimierung möglich gewesen. Sowohl Ukrenergo als auch der moldawische Netzbetreiber Moldelectrica betrieben ihre jeweiligen Systeme unter "extrem schwierigen Umständen".

2017 hatten Ukrenergo mit ENTSO-E eine Anschlussvereinbarung geschlossen. Für die Integration sind Frequenzregelanlagen und andere technische Systeme erforderlich, um sicherzustellen, dass die Netze kompatibel sind. Dazu kommen umfangreiche Systemsicherheitstests und komplexe Regulierungs- und Strommarktvereinbarungen. Für die Notsynchronisierung müssten einige der üblichen Anforderungen und Vereinbarungen zwischen den Betreibern gestrichen werden, erläuterte Georg Zachmann, Senior Fellow des Think Tanks Bruegel, Experte für ukrainische Energiefragen. Eine so begrenzte Integration könnte immerhin auf Leitungen zurückgreifen, die die Ukraine bereits mit Ungarn und der Slowakei verbinden.

(anw)