AMD Radeon RX 6x50 XT: Grafikkarten-Refresh im ersten Test

AMDs neue Radeon-Grafikkarten sind da, darunter das Topmodell RX 6950 XT. Wir erklären, welche Modelle sich lohnen.

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(Bild: c't)

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Inhaltsverzeichnis

AMD bringt zum Lebensabend der Grafikkartenbaureihe Radeon RX 6000 einen Refresh auf den Markt: die Radeon RX 6950 XT als neues Topmodell, die Radeon RX 6750 XT für die gehobene Mittelklasse und die Radeon RX 6650 XT fürs Mainstream-Gaming.

An den Chips selbst hat AMD gegenüber ihren Vorgängern nichts verändert. Die Anzahl der Ausführungseinheiten, Caches, der möglichen Displayanschlüsse und die Anbindung des GDDR6-Grafikspeichers bleibt gleich. Damit unterscheiden sich auch die grundlegenden Fähigkeiten der darauf aufbauenden Grafikkarten nicht: DirectX 12 Ultimate inklusive Hardware-Raytracing ist genauso im Programm wie das leistungssteigernde Variable Rate Shading oder AV1-Videodecoder, der den Prozessor beim Videoschauen entlastet.

Primär hat AMD die Taktraten angehoben und musste im selben Atemzuge auch die Grenze der Thermal Design Power (TDP), also die maximal erlaubte Leistungsaufnahme, anheben.

Anstelle von 160 Watt wie die Radeon RX 6600 XT darf die RX 6650 nun 180 Watt aufnehmen, bei der RX 6750 XT sind es 250 Watt statt 230 bei der RX 6700 XT. Das neue Topmodell Radeon RX 6950 XT säuft jetzt 335 statt 300 Watt. Die Boardpartner dürfen davon auch abweichen. Dafür gibt es einige MHz beim Gametakt obendrauf, also bei der typischen Geschwindigkeit in Spielen, die prozentual aber eher ein Tropfen auf den heißen Stein sind.

Beim Grafikspeicher kommen nun schnellere Speicherbausteine zum Einsatz, die bei der RX 6950 XT und RX 6750 XT für 12,5 Prozent mehr Transferrate gut sind und bei der RX 6650 XT noch gut 9 Prozent schneller als beim Vorgänger arbeiten.

Radeon RX-6000-Refresh: RX 6950 XT, RX 6750 XT und RX 6650 XT
Grafikkarte Radeon RX 6950 XT Radeon RX 6900 XT Radeon RX 6750 XT Radeon RX 6700 XT Radeon RX 6650 XT Radeon RX 6600 XT
Markteinführung 10.05.22 28.10.20 10.05.22 03.03.21 10.05.22 30.07.21
Display-Anschlüsse 4 (HDMI 2.1, 3 × DP 1.4a DSC) 4 (HDMI 2.1, 3 × DP 1.4a DSC) 4 (HDMI 2.1, 3 × DP 1.4a DSC) 4 (HDMI 2.1, 3 × DP 1.4a DSC) 4 (HDMI 2.1, 3 × DP 1.4a DSC) 4 (HDMI 2.1, 3 × DP 1.4a DSC)
Video-Decoding H.264/H.265 (HEVC), AV1, VP9 H.264/H.265 (HEVC), AV1, VP9 H.264/H.265 (HEVC), AV1, VP9 H.264/H.265 (HEVC), AV1, VP9 H.264/H.265 (HEVC), AV1, VP9 H.264/H.265 (HEVC), AV1, VP9
Video-Encoding H.264/H.265 (HEVC) H.264/H.265 (HEVC) H.264/H.265 (HEVC) H.264/H.265 (HEVC) H.264/H.265 (HEVC) H.264/H.265 (HEVC)
Rechengruppen / Shader-Recheneinheiten 80 / 5120 80 / 5120 40 / 2560 40 / 2560 32 / 2048 32 / 2048
Typ. Boost-Takt in Spielen 2100 MHz 2015 MHz 2495 MHz 2424 MHz 2410 MHz 2359 MHz
Max. Boost-Takt 2310 MHz 2250 MHz 2600 MHz 2581 MHz 2635 MHz 2589 MHz
FP32-Rechenleistung bei max. Boost 23,65 TFlops 23,04 TFlops 13,31 TFlops 13,21 TFlops 10,79 TFlops 10,60 TFlops
Raster-Endstufen 128 128 64 64 64 64
Typische TDP 335 W 300 W 250 W 230 W 180 W 160 W
Grafikspeicher 16 GByte GDDR6 16 GByte GDDR6 12 GByte GDDR6 12 GByte GDDR6 8 GByte GDDR6 8 GByte GDDR6
Speicher-Interface 256 Bit (576 GByte/s) 256 Bit (512 GByte/s) 192 Bit (432 GByte/s) 192 Bit (384 GByte/s) 128 Bit (280 GByte/s) 128 Bit (256 GByte/s)
Infinity Cache 128 MByte (2099 GByte/s) 128 MByte (1987 GByte/s) 96 MByte (1489 GByte/s) 96 MByte (1489 GByte/s) 32 MByte (922 GByte/s 32 MByte (922 GByte/s
Systemschnittstelle, Stromanschluss PCI-Express 4.0 x16, 2 × 8-Pin PCI-Express 4.0 x16, 2 × 8-Pin PCI-Express 4.0 x16, 1 × 6 + 1 × 8-Pin PCI-Express 4.0 x16, 1 × 6 + 1 × 8-Pin PCI-Express 4.0 x16, 1 × 8-Pin PCI-Express 4.0 x16, 1 × 8-Pin
Launch-Preis US-Dollar / Euro (inkl. MwSt.) 1099 US-Dollar / 1239 Euro 999 US-Dollar / 999 Euro 549 US-Dollar / 649 Euro 479 US-Dollar / 479 Euro 399 US-Dollar / 449 Euro 379 US-Dollar / 379 Euro

Zwei der drei Neuvorstellungen erreichten uns vorab in Form von Powercolors bunt RGB-LED-beleuchteten und mit mächtigen Kühlern ausgestatteten Red-Devil-Modellen RX 6650 XT 8GBG6-3DHE/OC und RX 6750 XT 12GBG6-3DHE/OC.

Ihre Spieleleistung liegt nur wenige Prozent oberhalb der bisherigen Radeon RX 6700 XT beziehungsweise 6600 XT. Damit bleiben auch die Gegner aus dem GeForce-Lager im Großen und Ganzen die gleichen. Im Vergleich mit dem konservativ taktenden Referenzmodell der RX 6700 XT schafft Powercolors übertaktete Karte rund 6 Prozent mehr Bilder pro Sekunde und schlägt damit meist eine GeForce RTX 3070, solange kein Raytracing ins Spiel kommt. Nutzen Spiele diese Berechnungsmethode für ihre Grafikdarstellung, wird es für die RX 6750 XT schon im Vergleich zur RTX 3060 Ti knapp. In Titeln wie "Shadow of the Tomb Raider" oder "Metro Exodus Enhanced Edition" reicht die Leistung mit durchschnittlich 70 respektive 52 fps gerade noch so für WQHD-Auflösung mit 2560 × 1440 Pixeln, denn stellenweise läuft der Benchmark nur mit 45 beziehungsweise 37 fps.

Vergleicht man herstellerseitig übertaktete Karten untereinander, sind die Unterschiede zwischen RX 6650 XT und RX 6600 XT marginal. Im Idealfall "Assassin's Creed Valhalla" ist die Powercolor-Karte knapp schneller als eine GeForce RTX 3070, muss sich ihr in vielen anderen Spielen aber auch geschlagen geben. Mit Raytracing liegt die RX-6650-XT-Performance nur mittig zwischen RTX 3050 und RTX 3060 und genügt im schlimmsten Fall nicht einmal in Full-HD-Auflösung zum flüssigen Spielen, weil die Minimal-Bildraten unter 30 fps sanken.

Die Karten nehmen mit ihren ausladenden Kühlern 2,5 PCIe-Steckplätze ein, sodass zum dritten PCIe-Slot noch ein wenig Luft bleibt. Die beiden Lüfter der 25,4 Zentimeter langen RX 6650 XT Red Devil durchmessen 98 Millimeter, bei der 32,2 Zentimeter langen RX 6750 XT kommt dazwischen noch ein drittes 87-Millimeter-Gebläse hinzu. Der opulente Metalleinsatz macht die Karten 1006 respektive 1316 Gramm schwer und damit zu echten Brocken. Beide haben keine Mühe, die Chips auf niedrigen Temperaturen zu halten, wofür auch der ab Werk eingestellte "OC-Modus" des Dual-BIOS sorgt. Er machte die Karten unter Last allerdings auch unnötig laut und brachte im Test nur minimale Performance-Verbesserungen im Bereich von maximal 1-2 Bildern pro Sekunde im Vergleich zum Silent-Modus

Dank des Zero-Fan-Modus, mit dem die Karten im Leerlauf ihre Lüfter anhalten, sind sie ohne Last unhörbar. Unter Last legen die Gebläse im voreingestellten OC-Modus mit 1,6 respektive 1,7 sone ordentlich los und waren auch aus dem geschlossenen Gehäuse heraus deutlich rauschend hörbar. Der Silent-Modus behebt das eindrucksvoll. Speziell die RX 6650 XT war mit sehr guten 0,4 sone kaum noch störend wahrnehmbar. Die RX 6750 XT blieb mit befriedigenden 1,2 sone noch präsent.

Der OC-Modus bringt bei der RX 6650 XT 2523 statt 2447 MHz Game-Clock (+3 %), der maximale Boost-Takt steigt von 2669 auf 2694 MHz (+1 %). Auf der RX 6750 XT sind es vergleichbare Werte, der typische Takt im Silent-Modus beträgt noch 2495 MHz. Dafür schluckt die RX 6650 XT im Silent-Modus rund 180 Watt, im OC-Modus zeigten unsere Messgeräte 201 Watt mit kurzzeitigen Spitzen von 284 beziehungsweise 294 Watt im Millisekundenbereich. Unübertaktete Modelle der RX 6600 XT kommen auf 160 Watt.

Die RX 6750 XT war mit 248 respektive 275 Watt im Silent- und OC-Modus deutlich stromdurstiger, bei ihr reichten die Spitzenausschläge bis hinauf zu 354 und 377 Watt. Das Powerlimit unübertakteter RX-6700-XT-Modelle liegt bei 230 Watt. Im Leerlauf zeigte sich speziell die RX 6650 XT mit 6 Watt sehr sparsam, die 6750 XT schluckte 12 Watt.