Autonomes Schiff Mayflower 400 schafft Atlantiküberquerung

Nach mehreren Anläufen und Pannen ist die Atlantiküberquerung der Mayflower 400 gelungen und das Schiff im kanadischen Halifax angekommen.

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Die Mayflower400 im Wasser

Die Mayflower auf ihrer Atlantik-Mission.

(Bild: IBM)

Lesezeit: 3 Min.

Der vollautonome Trimaran Mayflower 400 (Mayflower Autonomous Ship – MAS) hat nach 40 Tagen und einer Reihe von Pannen am Sonntag die Atlantiküberquerung geschafft. Mit der Ankunft im Hafen von Halifax in der ostkanadischen Provinz Nova Scotia (Neuschottland) ist die 3500 mi (Meilen), etwa 5600 km, lange Mission des autonomen Schiffes nun beendet.

Ursprünglich sah die Planung vor, 400 Jahre nach der Original-Mayflower, die die sogenannten "Pilgerväter" 1620 vom britischen Plymouth aus nach Nordamerika brachte, die Reise mit dem MAS zu beginnen. Daraus wurde jedoch nichts, denn die Corona-Pandemie kam dazwischen.

"Leinen los" hieß es für die MAS erst im Juni 2021. Von Plymouth in Großbritannien aus sollte sie den Atlantik überqueren, um in Washington D.C. anzukommen. Doch die Fahrt des unbemannten und nur von einer KI, dem "AI Captain", gesteuerten Bootes musste nach nur drei Tagen wegen "geringfügiger mechanischer Probleme" abgebrochen werden.

Blick vom Amtssitz des neuschottischen Vizekönigs (Lt. Gouvernor) auf den Hafen Halifax'

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

MAS kehrte nach Großbritannien zurück. Der Dieselmotor, der als Backup für den eigentlich elektrischen Antrieb mit Energie aus Solarpaneelen dient, wies ein Problem auf. Das 15 m lange Gemeinschaftsprojekt von IBM und dem österreichischen Verein zur Förderung der Meeresforschung Promare konnte erst Ende April 2022 wieder in See stechen.

Auch dieser Anlauf endete unschön mit einem Defekt. Diesmal war es ein Problem am Generator, das das Schiff vorübergehend lahmlegte. Während die von IBM entwickelte KI zur automatischen Steuerung der Mayflower 400 funktionierte, war also erneut ein mechanisches Problem die Ursache. Immerhin konnte die Mayflower etwa die Hälfte des Weges zurücklegen, bis sie zu den Azoren geschleppt und repariert werden musste.

Der nächste Anlauf klappte ebenfalls nicht reibungslos. Ende Mai ereilte ein weiteres Generatorproblem die Mayflower. Nun war es ein Problem am Ladestromkreis der Starterbatterien. Der "AI Captain" und die damit verbundenen Systeme funktionierten weiterhin störungsfrei. Trotzdem entschied sich das Projektteam dazu, auf den Backup-Navigations-PC umzusteigen. Das Boot sollte selbstständig nach Halifax fahren, was auch gelang Am 5. Juni 2022 hat die Mayflower in dem kanadischen Hafenort angelegt. Bis dahin wurden die Systeme nach Angaben des Projektteams "gestresst", um ihre Funktionstüchtigkeit weiter zu überprüfen.

Die Mayflower 400 ist ein rund 15 m langes Boot, das von zwei 20-kW-Elektromotoren angetrieben wird. Der ebenfalls an Bord befindliche Dieselmotor dient als Notantrieb. Die Energie bezieht das Boot aus 15 Solarpaneelen. Sie liefern jeweils maximal 2,5 kW elektrische Leistung. Das MAS erreicht mit dem elektrischen Antrieb Geschwindigkeiten von vier bis fünf Knoten (kn). Das entspricht etwa 7,4 bis 9,3 km/h.

Gesteuert wird das Boot von einer KI, die weitgehend lokal auf dem Schiff läuft. Die gesamte Datenverarbeitung erfolgt an Bord. Die Rechenaufgaben erledigt ein auf KI-Software optimierter Computer. IBM beabsichtigte damit, die technischen Möglichkeiten von Edge Computing aufzuzeigen. "MAS steht für das, was möglich ist, wenn man sich die Macht der Daten (und der kontinuierlichen autonomen Datenerfassung) zunutze macht", schreibt IBM nach Abschluss der Mission.

(olb)