Neues Schulfach "Digitale Welt" wird in Hessen eingeführt

Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche. Deshalb wird ab nächstem Schuljahr in Hessen ein Fach eingeführt, das über die Informatik hinausgehen soll.

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(Bild: Monkey Business Images / Shutterstock.com)

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In Hessen wird ab dem kommenden Schuljahr ein neues Fach mit Namen "Digitale Welt" eingeführt. Schülerinnen und Schüler an zwölf weiterführenden Schulen sollen in zwei freiwilligen zusätzlichen Schulstunden pro Woche anhand konkreter Aufgaben unter anderem aus den Bereichen Ökonomie und Ökologie Grundlagen wie Programmieren oder die Funktionsweise von Algorithmen kennenlernen. Auch sollen in dem Fach wichtige Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und verantwortungsbewusste Mediennutzung aufgegriffen werden. Mit der Einführung dieses neuen Schulversuchs sei Hessen bundesweit Vorreiter, heißt es aus dem dortigen Kultusministerium.

"Wir versprechen uns davon, die Informatik für die Schülerinnen und Schüler besonders anschaulich und lebensnah gestalten zu können", sagte der hessische Kultusminister Alexander Lorz zur Vorstellung des neuen Fachs, das ab Anfang September 2022 in rund 70 Klassen der Jahrgangsstufe 5 angeboten werden soll. Der Unterricht wird nicht benotet und ist vorerst nicht versetzungsrelevant; nach einer Evaluation soll entschieden werden, ob und wie das Fach im Regelunterricht eingeführt werden könnte.

Hinter dem Pilotprojekt steht die Überlegung, dass die Digitalisierung alle Lebensbereiche durchdringt und auch von der Pädagogik innovative Weichenstellungen erfordere. Es gehe darum, über den Ansatz der Informatik hinaus ein neues Fach zu entwickeln, das dieser Entwicklung gerecht wird, erläuterte Lorz. Dazu soll das Fach "Digitale Welt" grundlegende Kompetenzen der Informatik mit der ökonomischen und ökologischen Bildung verbinden, die in der Berufswelt immer mehr eine Schlüsselrolle einnähmen. Sprich: Die Schülerinnen und Schüler sollen im Unterricht lernen, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen beitragen können.

"Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen von Globalisierung, dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen sowie der Auswirkungen der Digitalisierung sind diese Kompetenzen erforderlich, damit junge Menschen gut gerüstet in die Arbeitswelt der Zukunft starten können", ergänzte Lorz. Für Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus ist das neue Schulfach ein Baustein in der digitalen Gesamtstrategie des Landes.

Hessen kooperiert in dem Pilotprojekt mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam, wissenschaftlich begleitet wird es von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. "Wir alle benötigen ein digitales Grundverständnis, damit wir uns auch in der digitalen Welt eigenverantwortlich und selbstbestimmt bewegen, ihre Vorteile nutzen und sie mitgestalten können, was besonders für die ökologischen und ökonomischen Bereiche von Bedeutung ist", betonte dazu Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering.

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Die Pilotschulen sind allgemeinbildende Schulen verschiedener Schulformen, die im Bereich der digitalen, ökonomischen und ökologischen Bildung bereits sehr aktiv seien, erläutert das hessische Kultusministerium. Die teilnehmenden Lehrkräfte sollen vor Beginn und während des Pilotprojekts fortgebildet werden. Sie sollen zudem an der Weiterentwicklung der Unterrichtsinhalte mitarbeiten und über gelungene Formate austauschen.

In Niedersachsen wird zum kommenden Schuljahr Informatik an 50 Schulen als Pflichtfach eingeführt. Landesweit soll das Pflichtfach 2023/24 für den Jahrgang 10 und im darauffolgenden Schuljahr für den Jahrgang 9 eingeführt werden. Schleswig-Holstein und Thüringen wollen ein Pflichtfach Informatik in den kommenden Jahren einführen. Bisher gibt es in Deutschland nur in einem Bundesland einen durchgängig verpflichtenden Informatik-Unterricht ab Jahrgangsstufe 5, nämlich in Mecklenburg-Vorpommern.

(anw)