Zahlen, bitte! Voyager 2 – mit 54.000 km/h auf Grand Tour durchs Sonnensystem

16 Tage vor ihrer Schwestersonde startet Voyager 2 vor 45 Jahren auf ihre große Tour. Diesen Vorsprung hat sie eingebüßt, aber viel mehr gesehen als Voyager 1.

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Zwar steht die NASA-Sonde Voyager 2 immer etwas im Schatten ihrer schnelleren und viel weiter von uns entfernten Schwester, aber sie hat ihr durchaus einiges voraus. Seit genau 45 Jahren und 3 Tagen ist sie unterwegs und damit nicht nur 16 Tage länger als Voyager 1, sondern länger als jede andere aktive Sonde der US-Weltraumagentur. Außerdem hat Voyager 2 als einzige Sonde überhaupt Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun besucht – die inzwischen wieder vier äußersten Planeten des Sonnensystems. Inzwischen sind beide Voyager-Sonden die einzigen Raumfahrzeuge der Menschheit im interstellaren Raum. Schon seit Jahrzehnten übertreffen sie die kühnsten Erwartungen.

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Voyager 2 vor dem Start 1977

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Als Voyager 2 am 20. August 1977 gestartet wurde, hieß der wenige Monate vorher veröffentlichte Film "Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung" noch lediglich Star Wars und hatte als Krieg der Sterne noch nicht einmal die deutschen Kinos erreicht. Voyager 2 wurde von Cape Canaveral gestartet, aber da schon etwas langsamer als Voyager 1, die noch bis zum 5. September warten musste. Die überholte Voyager 2 dann schon im Dezember. Während die schnellere Schwestersonde aber lediglich zum Jupiter und Saturn flog, blieb Voyager 2 die komplette "Grand Tour" durchs äußere Sonnensystem vorbehalten. Die war lediglich dank einer günstigen Konstellation der Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun möglich.

Inzwischen ist Voyager 2 fast 20 Milliarden km von der Erde entfernt, mehr als 130 Mal so weit wie die Erde von der Sonne. Von der entfernt sich die Sonde aktuell mit einer Geschwindigkeit von 15,4 km/s – über 54.000 km/h. Signale von und zu der Sonde brauchen 18 Stunden, die Kommunikation ist also anspruchsvoll. Erschwert wird sie auch durch die hoffnungslos veraltete Technik, die sonst bei der NASA nirgendwo mehr zum Einsatz kommt. Die für die Entwicklung Verantwortlichen sind längst im Ruhestand oder nicht mehr am Leben. Welche Probleme das mit sich bringt, zeigt sich aktuell bei Voyager 1: Die Sonde sendet seit Monaten fehlerhafte Daten, bei der Suche nach Ursache verschlägt es die NASA-Leute schon einmal in Garagen zu eingestaubten Kartons mit alten Dokumenten.

Illustrationen zu Voyager 2 (7 Bilder)

Überblick über das Voyager-Programm

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Trotz dieser Einschränkungen sind die beiden Raumfahrzeuge aber im wahrsten Sinne des Wortes an vorderster Front für die Wissenschaft unterwegs. Seit sie die Heliosphäre der Sonne verlassen haben, liefern sie Daten, die veranschaulichen, wie unsere Sonne mit den Teilchen und Magnetfeldern um sie herum interagiert. Sie haben die Sonden beispielsweise herausgefunden, dass die Heliosphäre 70 Prozent der kosmischen Strahlung und Partikel abblockt, die von explodierenden Sternen in unsere Richtung geschleudert wird. Damit lieferten Voyager 1 und 2 auch wichtige Daten für künftige Sonden, die ihnen womöglich einmal viel schneller folgen könnten.

Angetrieben werden die Voyager-Sonden von Radionuklidbatterien, die Hitze abgeben, die in Elektrizität umgewandelt wird. Im Laufe der Jahre hat diese Wärme aber immer mehr nachgelassen, weswegen mehr und mehr Systeme abgeschaltet wurden – zuerst nicht-essenzielle, später aber auch immer wichtigere. Auch die Heizungen der noch funktionierenden wissenschaftlichen Instrumente laufen schon lange nicht mehr, erklärt die NASA jetzt. Trotzdem sammeln auf Voyager noch fünf davon Messdaten, auf Voyager 1 sind es vier. Wie lange die Sonden weiter funktionieren werden, weiß man bei der NASA nicht, aber dort gibt man sich sicher, dass noch Überraschungen auf uns warten.

Zu den wichtigsten Missionen der NASA-Geschichte gehört das Voyager-Programm aber nicht nur wegen der Erkenntnisse, die die Sonden geliefert haben, sondern auch weil sie seit ihrem Jahr inspirieren. Das war auch geplant. So wurden ihnen goldene Platten mitgegeben, die Botschaften für jene enthalten, die sie dereinst finden könnten. Zur bekanntesten Rezeption des Programms gehört der Auftritt der fiktiven Sonde "Voyager 6" in "Star Trek: Der Film". Auch das 1990 aufgenommene Porträt des Sonnensystems mit der Erde als Pale Blue Dot ist zu einem Meilenstein der Forschungsgeschichte geworden. Die Sonden, die auch als Botschafter unserer Welt gestartet wurden, sind damit schon lange Botschafter an unsere Welt.

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(mho)