Amnesty: "Rücksichtsloses" Vorgehen von Facebook beförderte Gräuel an Rohingya

Die Kritik an Meta für die Rolle von Facebook bei den Gräueltaten gegen die Rohingya in Myanmar reißt nicht ab. Nun hat Amnesty einen Bericht vorgelegt.

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(Bild: sitthiphong/Shutterstock.com)

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Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert von der Faacebook-Mutter Meta Entschädigungszahlungen an die ethnische Gruppe der Rohingya in Myanmar. Obwohl der Konzern gewusst habe oder gewusst haben müsse, dass die Algorithmen des sozialen Netzwerks die Verbreitung schädlicher Inhalte befeuern, habe er nichts getan. Durch diese Untätigkeit und das "unerbittliche Streben nach Gewinn" habe Meta maßgeblich zu den schweren Menschenrechtsverletzungen an der Gruppe beigetragen, meint Kristina Hatas von Amnesty. Ihre Organisation hat dazu jetzt einen umfassenden Bericht vorgelegt.

In dem Bericht geht es einmal mehr um die Vorgeschichte der Gräueltaten gegen die Rohingya im Jahr 2017. Wie Amnesty in Erinnerung ruft, sind damals mehr als 700.000 Angehörige der muslimischen Minderheit aus Myanmar geflohen, nachdem Sicherheitskräfte systematisch mit Morden, Vergewaltigungen und Brandstiftungen gegen sie vorgegangen waren. Dass Facebook davor zu einem wichtigen Verstärker von Rohingya-feindlichen Inhalten geworden war, haben bereits 2018 Vertreter der Vereinten Nationen festgestellt. Amnesty International hat für die eigene Analyse nun auch Dokumente ausgewertet, die die Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen publik gemacht hat.

Meta profitiere davon, wenn Nutzer und Nutzerinnen möglichst lange auf den Plattformen bleiben, fasst Amnesty zusammen. Die Anzeige von hetzenden Inhalten sei ein wirksames Mittel, um das zu erreichen. Schon vor Beginn der organisierten Verbrechen an den Rohingya hätten Accounts mit Verbindungen zum Militär und zu radikalen Buddhisten Facebook mit anti-muslimischen Inhalten geflutet, Muslime seien unter anderem als Tiere diffamiert worden. Auch unvorhergesehene Effekte hätten dann dazu beigetragen, solches zu verbreiten. So habe Facebook in einer Aktion Nutzer und Nutzerinnen aufgefordert, mit Blumenstickern auf Gewaltaufrufe zu reagieren. Von den Algorithmen sei das aber als Werbung verstanden worden, die Beiträge seien dann noch mehr Menschen angezeigt worden seien.

Der US-Konzern sei wiederholt vor den Konsequenzen gewarnt worden, schreibt Amnesty weiter. Schon 2016 habe er intern erkannt, dass die Vorschlags-Algorithmen Extremismus befördern. Im August 2019 habe jemand intern von Beweisen berichtet, dass "Hate Speech, spaltende Beiträge und Desinformation auf Facebook […] Gesellschaften in aller Welt beeinflussen". Kernelemente der eigenen Technik hätten signifikanten Anteil daran, dass solche Inhalte sich so stark verbreiten, zitiert Amnesty. Meta müsse den Forderungen der Rohingya nach Entschädigungszahlungen nachkommen und grundlegende Änderungen am Geschäftsmodell und den Algorithmen vornehmen.

Die Rohingya werden im mehrheitlich buddhistischen Myanmar seit Langem diskriminiert und verfolgt, Bürgerrechte werden ihnen vorenthalten. In den Jahren vor dem Militärputsch von Anfang 2021 hatte sich die Lage zugespitzt und Hunderttausende waren geflohen. Facebook ist in Myanmar das mit Abstand wichtigste soziale Netzwerk und wurde auch genutzt, um Mitteilungen der Regierung zu verbreiten. Ende 2021 haben Vertreter und Vertreterinnen der Minderheit in Großbritannien und den USA Klage gegen den Konzern eingereicht. Sie fordern Schadenersatz in Höhe von 150 Milliarden US-Dollar.

(mho)