ISC stellt seinen DHCP-Server ein, Nachfolger steht bereit

Der beliebte, aber betagte DHCP-Server des ISC ist abgekündigt. Admins müssen jetzt planen, ob sie auf den Nachfolger Kea oder ein anderes Projekt wechseln.

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Von
  • Benjamin Pfister

Für den beliebten und weit verbreiteten DHCP-Server der Non-Profit Organisation Internet Systems Consortium (ISC) gibt es ab Dezember 2022 keine Weiterentwicklung mehr. Viele kennen ihn auch unter dem Namen dhcpd. Trotz seines betagten Alters von 25 Jahren nach dem initialen Release 1997 verrichtet er noch in vielen Netzen verlässlich seinen Dienst. Jedoch stellen die am 5. Oktober 2022 veröffentlichten Versionen 4.4.3-P1 und 4.1-ESV-R16-P2 nun definitiv die letzten Maintenance Releases dar.

In Hektik müssen Administratoren noch nicht verfallen, aber langfristige Planungen sollte man mit diesem Server nicht mehr vornehmen. Bei signifikanten Sicherheitslücken behält sich das ISC vor, noch Patches zu liefern. Die in C geschriebene Codebasis soll jedoch nicht mehr weiterentwickelt werden. Vorhandene Releases stehen weiterhin auf den bekannten Downloadservern bereit. Kunden mit Professional Services vom ISC erhalten weiterhin Patches für kritische Bugs und bei Security Advisories.

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Das ISC rät für Neuimplementierungen zu dem in iX 02/2022 vorgestellten Nachfolger Kea zu wechseln, den ebenfalls das ISC entwickelt hat. Auf GitHub steht dazu auch der experimentelle Migrationsassistent KeaMA bereit. Da jedoch keine Feature-Parität besteht, bedarf es einer ordentlichen Migrationsplanung oder eines Wechsels auf ein anderes Produkt. Neben der klassischen Installation direkt auf eigenen Servern kommt die jetzt abgekündigte Software jedoch auch in einigen Appliance-Servern, beispielsweise DDI-Servern von Infoblox oder efficientIP, aber auch DHCP-Diensten in Routern und Firewalls, oder nicht direkt in Verbindung zu bringenden Systemen, wie IP-Telefonanlagen zum Einsatz. Hier bleibt abzuwarten, wie sich die Hersteller neu orientieren.

Release 1 erschien 1997 und enthielt zunächst nur die DHCP-Server-Rolle, wohingegen im zweiten Release 1999 ein DHCP Relay Agent für DHCP über geroutete Netzwerkgrenzen hinweg, sowie die Funktion eines DHCP-Clients hinzukamen. Diese Funktionen hatten ihr End-of-Life jedoch bereits im Januar dieses Jahres. Auch der Nachfolger Kea bietet sie nicht mehr. Release 3 brachte 2001 zur Erhöhung der Verfügbarkeit die DHCP-Failover-Funktion mit einer flexiblen Verteilung, sowie Options-Klassen für Clients und Dynamic DNS.

2007 kam Release 4.0 heraus und brachte DHCPv6-Server- und -Clientfunktionen mit. Jedoch wurde nie ein Failover für IPv6 implementiert. Dies bringt erst der Nachfolger Kea mit. Dennoch hat sich das Projekt bewährt: Entwickler des ISC-DHCP-Servers gaben an, dass er selbst in größeren Umgebungen mit bis zu 600.000 Clients mit langen Lease-Times stabil zum Einsatz kam. Alle Informationen zum EOL finden sich beim ISC.

(fo)