USA heben mutmaßliches Netzwerk für Technologie-Schmuggel nach Russland aus

Mit einer deutschen Firma soll ein russischer Staatsbürger ein Netzwerk für Technologie-Schmuggel nach Russland geschaffen haben. Ebenfalls wurde Öl gehandelt.

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(Bild: Novikov Aleksey/Shutterstock.com)

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Das US-Justizministerium hat Klage gegen sieben Personen erhoben, darunter fünf russischer Nationalität, die ein Netzwerk für Technologieschmuggel nach Russland sowie für illegalen Ölhandel gegen US-Dollar und Kryptowährung betrieben haben sollen. Wichtiger Teil des Netzwerks sei ein deutsches Unternehmen namens Nord-Deutsche Industrieanlagenbau GmbH, kurz NDA, mit Sitz im Hamburg gewesen. Deren Chef Yury O. wurde am Montag in Deutschland verhaftet, ein Auslieferungsverfahren läuft.

Die Nord-Deutsche Industrieanlagenbau GmbH wurde laut Handelsregister 2007 gegründet und hat ein Stammkapital von 300.000 Euro. Dem Eintrag gehe es bei der Firma um "die Planung, Beratung und Durchführung von Industrieanlagenbau, insbesondere für die Aluminiumindustrie" sowie um "Handel, Im- und Export von Waren aller Art".

Mit der deutschen Firma als Deckmantel sollen die Verdächtigen von US-Herstellern Militärtechnik und zivil wie militärisch nutzbare Technologien bezogen haben. Darunter seien etwa Halbleiter und Mikroprozessoren, die in Kampfflugzeugen, Raketensystemen, Radaranlagen, Satelliten und ähnlichem zum Einsatz kämen. Die Teile seien dann nach Russland geliefert worden, unter anderem an sanktionierte Firmen wie Radioavtomatika, Radioexport und Abtronics, die das russische Militär belieferten. Komponenten, die so über das Schmuggel-Netzwerk geliefert wurden, seien auch in russischen Waffenplattformen auf Schlachtfeldern des Ukraine-Kriegs entdeckt worden, heißt es in der Mitteilung des US-Justizministeriums.

Ebenfalls sei die NDA GmbH auch als Deckmantel für Geschäfte mit venezolanischem Öl genutzt worden. So habe es mehrfach millionenschwere Deals mit Venezuelas staatlicher Ölfirma PDVSA gegeben. Diese wird seit mehreren Jahren von den USA sanktioniert, wobei es im Zuge der Energiekrise wieder zu Lockerungen kam. Öl-Lieferungen seien unter anderem an ein russisches Aluminiumunternehmen gegangen, das einem mit internationalen Sanktionen belegten russischen Oligarchen gehöre. Die Geschäfte seien über ein Netz von Scheinfirmen gelaufen, die Frachtschiffe hätten gefälschte Papiere gehabt und teilweise ihre GPS-Navigation ausgeschaltet, um die Herkunft des Öls zu verbergen.

Die milionenschwere Zahlungen für die Geschäfte der NDA GmbH seien über verschiedene Kanäle gelaufen, oftmals in US-Dollar und über US-Banken. Die Verdächtigen hätten dafür ihre Scheinfirmen genutzt und auch Identitäten gefälscht. Laut der Klageschrift seien auch Öl-Deals über die Kryptowährung Tether gelaufen. Tether ist ein sogenannter Stablecoin, bei dem eine Einheit dank entsprechender Währungsreserven genau dem Wert eines US-Dollars entsprechen soll. Für zahlreiche Kryptowährungsbörsen ist Tether ein faktischer Dollarersatz. Kritiker werfen den Machern des Coins Intransparenz bei den Währungsreserven vor.

Das US-Finanzministerium stellte den Hauptverdächtigen O., die NDA GmbH sowie eine weitere Firma namens Opus Energy Trading LLC unter Sanktionen. Ihnen zugehörige Vermögenswerte in den USA würden eingefroren. US-Außenminister Anthony Blinken erklärte laut Pressemitteilung, dass das Schmuggelnetzwerk erheblich zum ungerechtfertigten Krieg des Kremls gegen die Ukraine beigetragen habe. Im Falle einer Verurteilung drohten den Angeklagten Haftstrafen bis zu 30 Jahren.

(axk)