Atomkraft: Frankreich will Bau neuer AKW per Gesetz beschleunigen

Angesichts der Energie- und Klimakrise will die französische Regierung Verfahren für neue AKW abkürzen, die an bestehenden AKW-Standorten gebaut werden sollen.

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Gemälde "Die Freiheit führt das Volk" von Eugène Delacroix aus dem Jahr 1830, das AKW Flamanville im Hintergrund rechts existierte damals noch nicht.

(Bild: Louvre, heise online)

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Die französische Regierung arbeitet an einem Gesetz, durch das neue Atomkraftwerke schneller gebaut werden sollen. Dem französischen Ministerrat lag dazu am Mittwoch ein Entwurf der Ministerin Agnès Pannier-Runacher vor, die für die Energiewende zuständig ist. Damit sollen Verfahren für Atomkraftwerke beschleunigt werden, die an bereits bestehenden AKW-Standorten gebaut werden sollen, sowie auch für bereits bestehende Atomkraftwerke, teilte der Ministerrat mit.

Die französische Regierung reagiert damit nach eigenen Angaben auf die Energiekrise, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde. Dadurch seien schnelle Schritte in der Sicherung der Energieversorgung nötig, auch angesichts der Klimakrise, die die Zukunft der jüngeren Generationen bedrohe. Atomkraft sei dabei eine von drei Säulen der Dekarbonisierung neben Erneuerbaren Energien und besserer Effizienz.

Für Protest sorgt der Gesetzesentwurf, weil die Ergebnisse einer erst kürzlich gestarteten Bürgerbeteiligung zur Zukunft der Atomkraft nicht abgewartet werden. Die öffentliche Debatte, die von dem vor der Wiederverstaatlichung stehenden Energiekonzern EDF und der Stromnetzgesellschaft organisiert wird, begann in der vergangenen Woche und läuft bis Ende Februar.

Greenpeace kritisierte in einer Erklärung am Mittwoch, dass die französische Regierung Atomkraft mit erneuerbaren Energien gleichsetze. Dabei verursache die Atomkraft hochgefährliche Abfälle. Zudem müsse Frankreich das für die Energiegewinnung nötige Uran vollständig aus dem Ausland importieren, einschließlich Russland.

Da die zunächst sechs geplanten Kraftwerke auf dem Gelände bestehender AKW errichtet werden sollen, könnten bestimmte Genehmigungsverfahren entfallen, heißt es in dem Gesetzentwurf. Dieser soll Anfang nächsten Jahres ins Parlament kommen. Noch vor Ende seiner zweiten Amtszeit 2027 könnte Präsident Emmanuel Macron den Grundstein eines neuen AKW legen, hieß es in Medienberichten. Es würde etwa bis 2037 in Betrieb genommen werden.

Anders als Deutschland will Frankreich für seine Energieversorgung weiter maßgeblich auf Atomkraft setzen. Macron hatte bereits im November 2021 den Bau neuer AKW angekündigt, im Februar dieses Jahres sprach er von einer "Renaissance der französischen Atomkraft". Frankreich ist nach den USA der zweitgrößte Atomstromproduzent der Welt. Aktuell verfügt das Land über 56 Kraftwerke, von denen knapp die Hälfte zur Wartung und Reparatur im Moment aber vom Netz ist.

(anw)