Notfallkommunikation 2.0: Alarm per Meshtastic

Die netzunabhängige Messenger-Firmware Meshtastic feiert das Release 2.0. Sie macht Smartphones und weitere Hardware fit für die Katastrophenkommunikation.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andrijan Möcker

Wie wichtig netzunabhängige Kommunikationswege sind, musste Deutschland im Sommer 2021 schmerzlich lernen, als die Fluten innerhalb weniger Stunden Mobilfunk- und Festnetze lahmlegten. Die quelloffene Gratis-Firmware Meshtastic macht Smartphones und weitere Hardware fit für die Katastrophenkommunikation. Sie benötigt lediglich Bastelboards mit 868-MHz-LoRa-Modem (von "Long Range", Modulationstechnik), um ein selbstorganisierendes Meshnetz für Textkommunikation und Telemetrie aufzubauen.

Im Beta-Test zeigte Meshtastic bereits, dass es seinen Zweck erfüllt und auf dem richtigen Weg ist. Seit dem 1. November steht Version 2.0 zum Download bereit, zwar noch immer als Beta eingestuft, aber mit einer ganzen Reihe an Neuerungen:

Die Entwickler haben die LoRa-Einstellungen überarbeitet, sodass Nachrichten nun deutlich flotter durchs Netz gehen. Ein neuer Mesh-Algorithmus soll es zudem robuster machen und schlauere Routing-Entscheidungen treffen. Meshtastic-Geräte können jetzt bis zu 80 Mesh-Nodes anzeigen; zuvor waren es 32.

Geräte mit Espressif ESP32 (WLAN-Mikrocontroller) und Nordic Semiconductor nRF52 (Bluetooth-Mikrocontroller) sowie LoRa-Modem werden mit Meshtastic zu Notfall-Kommunikatoren, die nicht auf bestehende Infrastruktur angewiesen sind.

Externe Tastaturen und Drehgeber, um Nachrichten auch ohne Smartphone senden zu können, werden nun besser unterstützt. Meshtastic überträgt zudem beliebige weitere Daten: Außer Boschs BME/P-280 und BME-680 liest die Firmware jetzt auch die Strom- und Spannungssensoren INA219 und INA260 von Texas Instruments sowie den Temperatur- und Luftfeuchtesensor SHTC3 von Sensirion aus.

Bei der Mikrocontrollerunterstützung hat sich ebenfalls etwas getan: Meshtastic läuft nun auf dem ESP32S3, der gegenüber der Ursprungsvariante mehr Flash-Speicher, rund 100 KByte mehr RAM und 16 GPIOs mehr hat. Ferner sind die Boarddefinitionen für den Nano G1 und den Station G1 nun enthalten, zweier dedizierter ESP32-Geräte für den Meshtastic-Einsatz.

Wir haben Meshtastic 2.0 mit einem Lilygo T-Echo angetestet. Alte Bugs wie Bluetooth-Probleme und Bootschleifen konnten wir dabei nicht mehr entdecken. Positiv fiel auch die lange Akkulaufzeit von rund einem Tag auf; die vorherige Version 1.3 hielt nicht einmal 10 Stunden.

Meshtastic 2.0 steht ab sofort zum Download bereit.

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(ea)