Mastodon: Raspberry Pi handelt sich Shitstorm ein – das Netzwerk reagiert

Zwar ist der Zustrom zu Mastodon abgeflaut, aber in dem sozialen Netz wird es nicht ruhig. Jetzt haben die Macher des Raspberry Pi erlebt, was da anders läuft.

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(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Die Macher des Raspberry Pi haben sich für einen Beitrag auf Mastodon viel Kritik eingefangen und in der Folge die gänzlich anderen Machtstrukturen in dem dezentralen sozialen Netzwerk erlebt. Nachdem der offizielle Account der für die Einplatinencomputer verantwortlichen Foundation das Bild eines ehemaligen Polizisten geteilt hatte, der gegenwärtig dort arbeitet, gab es erste Kritik. Der Mann wurde als "Überwachungsbeamter" bezeichnet, der Überwachungsgeräte in Haushaltsgeräten versteckt hat. Als der offizielle Account dann auf Kritik mit sarkastischen Kommentaren und Blockaden reagierte, wurden Rufe laut, die ganze Instanz aus dem Mastodon-Netz auszuschließen. Wie viele Instanzen sich dem angeschlossen haben, lässt sich aber nicht sagen.

Während sich die erste Kritik anfangs lediglich daran entzündete, dass es sich bei dem Mann um einen ehemaligen Polizisten handelte, eskalierte die Situation dann aufgrund der Reaktion des Accounts von Raspberry Pi. Der teilte sarkastische Antworten, forderte Kritiker und Kritikerinnen auf, den Account zu blockieren, oder sperrte andere gleich selbst. Auf dem immer noch recht kleinen sozialen Netzwerk, wo von vielen die Atmosphäre und der Umgangston – vor allem auch im Vergleich zu Twitter – gelobt wird, war das ungewöhnlich. Anders als bei Twitter ist die Macht auf Mastodon aber auf viele Schultern verteilt und das zeigt sich, als die Rufe nach schärferen Konsequenzen laut wurden.

Betreiber und Betreiberinnen von Instanzen teilten per Hashtag mit, dass die gesamte Instanz raspberry.social gesperrt oder zumindest stumm geschaltet würde. Das hat zum Beispiel mastodonapp.uk umgesetzt, für die über 60.000 Nutzer und Nutzerinnen der Instanz aus Großbritannien ist die Plattform von Raspberry Pi stummgeschaltet. Wie viele andere Teile des dezentralen Netzwerks gefolgt sind, lässt sich nicht sagen. In der Regel informieren die Instanzen zwar darüber, welche anderen sie blockieren, aber unter anderem ist nicht klar, wie aktuell die Angaben jeweils sind. Die kritisierten Kommentare von Raspberry Pi sind weiterhin online, lediglich der ursprüngliche Beitrag wurde angepasst, dort wurde das Zitat des Ex-Polizisten gekürzt.

Gegenüber Buzzfeed hat die Marketingchefin des Unternehmens dieser Lesart der Vorgänge bereits widersprochen und behauptet, dass die Kritik sich ursprünglich an einem anderen Beitrag entzündet habe. Darauf sind Würstchen zu sehen, ohne die sogenannte "Inhaltswarnung", die auf Mastodon hinzugefügt werden kann. Eine Reihe von Leuten hätten sich darüber beschwert. Sichtbar ist das dort aber nicht, der Aspekt wird nur vereinzelt angemerkt. Außerdem legt die Sprecherin nahe, dass Kunden und Kundinnen wegen der Lieferschwierigkeiten schon länger verärgert seien. Schließlich behauptet sie noch, dass es sich um eine Kampagne handelt, die irgendwo organisiert werde. Belege dafür gibt es nicht.

Mastodon gibt es seit 2016, ein Wachstum wie seit der Twitter-Übernahme durch Elon Musk hat der Dienst zuvor aber nicht erlebt. Inzwischen wurden in dem dezentralen Netzwerk über 8,3 Millionen Profile angelegt. Durch den Zustrom vor allem von Twitter gibt es aktuell aber auch Unstimmigkeiten zwischen den Neuen und den Alteingesessenen auf der Plattform.

Debatten entzünden sich immer wieder an Regeln, die auf Mastodon teils vor langer Zeit etabliert wurden, die aber für Nutzer und Nutzerinnen der etablierten sozialen Netzwerke ungewohnt sind. Dazu gehören die Inhaltswarnungen, die je nach Instanz für verschiedene Inhalte gewünscht werden, damit man vor dem Betrachten entscheiden kann, ob man die sehen will. Auf der bekannten Instanz chaos.social etwa sollen solche Warnungen auch Inhalte zu Politik kennzeichnen. Daran gibt es viel Kritik.

Siehe auch:

(mho)