Was die Zahlen auf dem Werkstatt-Kompressor bedeuten

Damit der neue Drucklufterzeuger auch fürs eigene Projekt reicht, klären wir im Video die wichtigsten Eckdaten und welche Angabe man getrost ignorieren kann.

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Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Johannes Börnsen

Kompressoren machen Druckluft, soweit, so einfach. Während aber fast alle Werkstattkompressoren 10 Bar liefern, ist es mit den Ansaug- und Abgabeleistungen schon komplexer. Hier schreiben die Hersteller gerne eigentlich völlig aussagelose Zahlen in großen Ziffern aufs Gerät, weil diese besser klingen. Und dann ist da noch der völlig unterschätzte Tank, der einen eigentlich zu schwachen Kompressor über sich hinaus wachsen lassen kann.

Transkript des Videos

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

Um Druckluft zu haben, braucht man einen Kompressor. Und die können etwas verwirrend sein, mit diesen ganzen Zahlen und Daten, die da so draufstehen. Was das jeweils bedeutet und wie groß der Kompressor für typische Maker-Projekte sein muss – das klären wir alles in diesem Video. Viel Spaß!

Druckluft in der Werkstatt ist ne super nützliche Sache! Erstmal kriegt man damit Dreck aus Ecken, wo er sonst schwer zu entferrnen wäre. Dann kann man damit auch Tacker und Nagelgeräte betreiben, man kann damit Lackieren – und Sandstrahlen zum Beispiel eröffnet auch nochmal völlig neue Möglichkeiten. Naja, und selbst wenn man nichts großes vor hat: Zum Saubermachen von Staubsaugerrobotern ist Druckluft auch ungemein praktisch.

Der offensichtlichste Wert bei einem Kompressor ist erstmal der Druck, gemessen in Bar. Das kennt man vom Befüllen der Autoreifen. So ein Autoreifen hat typischerweise gute 2 Bar, und solange der Kompressor mehr Druck bereit stellt als diese 2 Bar, strömt die Luft beim Befüllen in Richtung Reifen und pumpt ihn so auf.

Die für Maker interessanten Kompressoren sind im sogenannten Niederdruckbereich und können 8 oder 10 Bar Druck erzeugen, Industriegeräte natürlich auch noch mehr. Aber für die heimische Werkstatt reichen 8 bis 10 völlig aus. Für die meisten Arbeiten reduziert man eh den Druck, meine Lackierpistole zum Beispiel braucht nur 2–3 Bar, dafür gibts dann einen Druckminderer am Kompressor, da kann man das einstellen.

Der nächste Wert ist die Luftleistung pro Minute. Und da gibts jetzt zwei Angaben: Erstmal die Ansaugleistung. Die sagt aus, wieviel Luft ein Kompressor pro Minute aus der Umgebung einsaugt, um sie dann zu komprimieren. Dieser Wert wird einfach ausgerechnet. Und dann gibt es die Abgabeleistung. Die wird tatsächlich auf der Abgabeseite des Kompressors gemessen. Wenn sie nach Norm gemessen ist, nennt man sie „Effektive Liefermenge“. Die gibt an, wieviel Luft pro Minute nach dem Komprimieren bereit steht. Da in Kompressoren Verluste auftreten, ist diese Liefermenge aber immer weniger als die errechnete Ansaugleistung und je nach Kompressor ist dieser Verlust unterschiedlich groß. Leider ist aber die Ansaugleistung das Megapixel der Kompressorverkäufer: Die Zahl sagt wenig aus, klingt aber gut. Also wird häufig die Ansaugleistung prominent angegeben, nicht die Liefermenge. In der Regel findet man diese aber in den technischen Daten oder auf dem Typenschild. Ideal ist es, wenn ihr die „Effektive Liefermenge“ angegeben bekommt, das ist dann die genormte Messung und entsprechend gut vergleichbar.

So, jetzt ist natürlich die Frage: Wieviel Luft pro Minute brauche ich denn?! Jaaaa – kommt drauf an, was man machen will. Hier mal ein paar typische Verbräuche:

Eine kleine Nagelpistole oder ein Tacker braucht ungefähr einen Liter pro Schuss. Für eine Lackierpistole braucht man mindestens 100 Liter pro Minute. Ein Exzenterschleifer mit Druckluftantrieb braucht mindestens 250 Liter pro Minute und richtig heftig wirds beim Sandstrahlen, da ist man schnell bei über 500 Litern pro Minute und braucht dann auch einen entsprechend leistungsstarken Kompressor. Jedenfalls theoretisch.

Es ist nämlich nicht so, dass die Luft nach dem Komprimieren direkt zum Werkzeug geleitet wird. Stattdessen landet sie erstmal in einem Tank. Anders als Strom lässt sich Luft nämlich ganz einfach speichern. Und darum haben eigentlich fast alle Kompressoren einen Tank mit eingebaut, das ist dieses große Ding hier. Da wird die Luft nach dem Komprimieren reingepumpt, und wenn wir Luft entnehmen, dann machen wir das aus diesem Tank. Das hat jetzt Vor- und Nachteile.

Fangen wir mal mit dem Vorteil an. Dieser Kompressor kann 10 Bar erzeugen. Schaltet man ihn ein, füllt er den Tank, bis im Tank 10 Bar herrschen. Mehr Druck kann der Kompressor nicht aufbauen, also schaltet er sich ab. Wenn wir jetzt Luft entnehmen, dann sinkt der Druck im Tank und wenn er weit genug fällt, dann springt er automatisch wieder an, bis wieder 10 Bar im Tank sind.

Wenn wir jetzt mal annehmen, wir haben einen Kompressor, der eine effektive Liefermenge von 200 Litern pro Minute hat. Und wir entnehmen mit einer Lackierpistole 100 Liter pro Minute, dann kann der Kompressor den Druck im Tank schneller aufbauen, als wir Luft entnehmen. Das heißt: Während wir lackieren, geht der Kompressor immer wieder aus, weil noch genug Luft im Tank ist, um trotzdem ohne Unterbrechung lackieren zu können.

Wenn wir eine Nagelpistole anschließen und alle 15 Sekunden einen Nagel schießen, dann entnehmen wir ja nur 4 Liter pro Minute. Dann springt der Kompressor auch nur gelegentlich an, um den Tank wieder zu füllen, fürs Nageln reicht entsprechend ein recht kleiner Kompressor.

Wenn ich jetzt einen Exzenterschleifer, der 250 Liter pro Minute braucht, anschließen würde, dann funktioniert das im ersten Moment. Im Tank ist ja erstmal genug Luft, um auch 250 Liter pro Minute bereit zu stellen. Aber nicht lange, weil im Tank sind bei meinem Kompressor ja nur 50 Liter, das reicht also nur wenige Sekunden. Dann würde der Kompressor anspringen und versuchen den Tank zu befüllen. Damit würde er aber nicht fertig werden, weil er 200 Liter liefert, während ich 250 Liter entnehme. Mein Kompressor reicht also für einen Exzenterschleifer nicht aus.

So, und jetzt zur Sandstrahlpistole. Die braucht RICHTIG viel Luft, nochmal mehr als der Schleifer! Aber der große Vorteil ist: Beim Sandstrahlen kann ich problemlos auch mal ein wenig warten. Da macht das nichts, ich brauche dann halt länger, bis ich fertig bin. Beim Lackieren zum Beispiel würde man keine Pausen machen wollen, weil man das im Lackbild sehen könnte, wenn man zwischendurch mal eine Minute auf den Kompressor warten musste.

Wenn ich jetzt also sandstrahlen will, kann ich das mit meinem Kompressor machen. Ich muss dann halt immer wieder warten bis genug Luft im Tank ist, die ich schnell genug entnehmen kann, dann kann ich ein bisschen sandstrahlen und warte dann wieder auf den Kompressor. Je größer der Tank ist, den ich schnell entleeren kann, desto länger kann ich am Stück sandstrahlen, bis ich wieder auf den gefüllten Tank warten muss. Das klingt total nervig, ist für kleine Teile aber meines Erachtens nach kein Problem. Immerhin spart man sich damit auch einen deutlich größeren und teureren Kompressor. Und wenn man nicht gerade Oldtimer restauriert, sandstrahlt man ja auch nicht täglich.

Der Tank sorgt also dafür, dass der Luftstrom kostant bleibt, egal ob der Kompressor gerade läuft oder nicht. Und im Idealfall sorgt der Tank auch für eine kleine Verschnaufpause für den Kompressor, immer dann, wenn genug Druck im Tank ist.

Jetzt hat der Tank aber auch Nachteile. In unserer Umgebungsluft ist ja auch Wasser enthalten. Beim Komprimieren wird dieses Wasser verflüssigt und sammelt sich unten im Tank. Dafür gibts eine kleine Ablassschraube auf der Unterseite und da kann man das Wasser ablassen. Sollte man auch, weil der Tank sonst von innen rosten kann, wenn da permanent Wasser drin steht. Allerdings bleibt nicht alles Wasser im Tank, ein bisschen was davon geht auch in Tropfenform mit in den Schlauch und damit in unser Werkzeug. Das macht jetzt nichts, wenn ich die Motorsäge sauber mache, aber wenn man lackiert, will man auf keinen Fall Wasser in der Luft haben. Da gibts dann Wasserabscheider, die das Wasser aus der Luft holen und auch wieder so eine Ablassschraube haben, um das gesammelte Wasser abzulassen.

Jetzt haben Kompressoren aber noch mehr Eigenschaften als nur Druck und Liefermenge. Lautstärke zum Beispiel ist auch ein Thema. Günstige Kompressoren sind in der Regel nämlich richtig krass laut.

SCHREIEN: „Steht normalerweise auch auf dem Typenschild und oft auch richtig groß auf dem Tank, weil man bei solchen Lautstärken AUF JEDEN FALL einen Gehörschutz tragen muss.“

Und selbst dann finde ich es unangenehm, im selben Raum zu sein, wie der Kompressor. Ich erschrecke mich jedes mal, wenn der automatisch los läuft. Super ist es also, wenn man den Kompressor in den Nebenraum stellen kann, bei mir steht er im Heizungsraum direkt neben der Werkstatt und den Schlauch habe ich durch die Wand gelegt. In der Werkstatt habe ich einen Schalter, mit dem ich die Steckdose des Kompressors an- und ausschalten kann und so nervt mich der Kompressor nicht in der Werkstatt. Alternativ gibts auch sogenannte Flüster- oder Leisekompressoren. Die sind ein ganzes Stück leiser, richtig gute sind kaum lauter als ein Kühlschrank. Die Dinger sind dann aber auch deutlich teurer, wenn sie die gleiche Liefermenge erzeugen sollen.

Damit hätten wir die wichtigsten Leistungsdaten abgedeckt. Nun gibt es noch ölfreie Kompressoren und ölgeschmierte Kompressoren. Ölfreie sind häufig lauter als ihre öligen Kollegen und verschleißen auch etwas schneller. Dafür ist die komprimierte Luft aber ölfrei und man muss nicht auf den Ölstand achten. Kompressoren mit Öl sind entsprechend oft leiser und halten länger. Und sie haben immer auch ein winziges bisschen Öl in der Luft. Manche Werkzeuge, wie z.B. ein Druckluftnagler, mögen das ganz gerne. Lackierpistolen aber wieder nicht. Egal, was für einen Kompressor man nimmt: Man kann Öl aus der Luft nachträglich rausfiltern mit sogenannten Ölabscheidern oder auch hinzufügen, indem man beim Nagler zum Beispiel einfach einen Tropfen Öl in den Druckluftanschluss gibt.

Das wars von mir für diese Woche, viel Spaß beim Basteln und beim ... Komprimieren? Bis nächste Woche! Ciao!

(jom)