40 Jahre Apple Lisa: Computermuseum veröffentlicht die Quelltexte

Ein Stück Computergeschichte steht ab sofort Interessierten weltweit offen. Der Apple Lisa war seiner Zeit voraus. Jetzt stehen die Quelltexte zum Abruf bereit.

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Der Apple Lisa

(Bild: "Apple Lisa" / Simon Claessen / cc-by-sa-2.0)

Lesezeit: 3 Min.

40 Jahre nach Veröffentlichung des Apple Lisa im Januar 1983 hat das Computer History Museum den Quelltext des Betriebssystems des Computers sowie diverser Anwendungen zum freien Download bereitgestellt. Das Museum mit Sitz in Mountain View in Kalifornien würdigt damit den frühen Apple-Computer als "Meilenstein in der Computergeschichte", da er damals auf innovative Weise eine grafische Benutzeroberfläche eingesetzt habe.

Zur Software des im Jahr 1983 veröffentlichten Apple Lisa gehörten unter anderem eine Textverarbeitung und eine Tabellenkalkulation. Damalige Käufer mussten knapp 10.000 US-Dollar für den Computer zahlen, was aber immer noch günstiger als eine knapp 16.600 US-Dollar teure Workstation von Xerox war, dessen Smalltalk-System Apple inspirierte. Der frühere Apple-Mitbegründer Steve Jobs bekam Xerox' Idee eines mit einer grafischen Oberfläche und einer Computermaus gesteuerten Computers bei einem Besuch im Jahr 1979 auf einem Prototyp gezeigt. Jobs zeigte sich danach irritiert darüber, dass Xerox nicht mehr aus der Idee machte und war überzeugt, dass jeder Computer auf diese Weise funktionieren sollte und nicht mehr mit Kommandozeilen.

Schon damals waren Apples Computer aber teurer als PCs. So kostete der zwei Jahre zuvor veröffentlichte IBM PC zu der Zeit nur 1565 US-Dollar, erinnert das Museum. Am Ende war es 1984 Konkurrenz aus dem eigenen Haus, der Apple Macintosh (heute Mac), der Lisa trotz einer günstigeren zweiten Serie aus dem Markt fegte. Der Mac war dabei nicht nur günstiger, sondern auch offener für weitere Software. Dafür wurde auf einige Vorzüge von Lisa verzichtet, wie etwa das Multitasking oder die Festplatte. Kurioserweise spielte auch hier Jobs eine Rolle, der zuvor aus der Entwicklung von Lisa ausgeschlossen wurde und mit dem Mac in Konkurrenz zu dem ebenfalls von ihm angestoßenen Lisa-Projekt ging. Dennoch beeinflusste Lisa maßgeblich die Computergeschichte, befinden die Historiker, da sowohl der Mac als auch andere Betriebssysteme mit grafischer Benutzeroberfläche, wie Microsoft Windows, dem Beispiel Lisas folgten.

Den für die damalige Zeit ungewöhnlich einfachen Namen erhielt der Computer, weil Jobs das Gerät nach seiner unehelichen Tochter Lisa benannte, die er mit einer früheren Freundin aus Schulzeiten hatte. Offiziell war später die Rede davon, dass Lisa nur eine Abkürzung sei und für Local Integrated Systems Architecture stehe. Anders als der Apple II richtete sich das Gerät nicht an Privat-, sondern an Geschäftskunden. Im Inneren steckten ein Motorola-68000-Prozessor und eine Festplatte. Für die Programmierung von Lisa schrieben die Entwickler eine eigene objektorientierte Variante der Programmiersprache Pascal, die sie Clascal nannten und das später in Object Pascal überging.

Apple Lisa (6 Bilder)

Ein ganzer Haufen Lisas.
(Bild: "stack of apple lisa" / oldappleguy / cc-by-sa-2.0)

Der Quelltext von Lisa wurde im Jahr 2017 wiederentdeckt. Seinerzeit kündigte Al Kussow vom Computer History Museum an, ihn Apple zuzuschicken, wo darüber entschieden werde, ihn zu veröffentlichen. Offenbar hat das dann doch geraume Zeit gedauert. Die ursprüngliche Hoffnung, dass er 2018 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden kann, bewahrheitete sich nicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Computermuseum mit dem Segen der Hersteller historische Quelltexte veröffentlichen. Interessierte können auf der Internetseite des CHM auch den Code von Adobe Photoshop, Apple II DOS oder Apple MacPaint einsehen.

(mki)