Österreichs Rechenzentren: Wir sind Infrastruktur, die Energie spart

Rechenzentren sind kein stromfressender Luxus, sondern kritische Infrastruktur, die hilft, Energie zu sparen. Das betont der neue österreichische Verband ADCA.

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Serverraum

(Bild: Sashkin/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Soll man Rechenzentren abschalten, wenn der Strom knapp wird? Diese Überlegung einiger Politiker hat den Anstoß zur Gründung eines Branchenverbandes in Österreich gegeben: Die Austrian Data Center Association (ADCA) vertritt jetzt die Interessen der Betreiber von Rechenzentren in Österreich. Erstes Ziel ist, das Bewusstsein für die Bedeutung der Infrastruktur zu heben, denn "ohne hochverfügbare Data Center funktionieren weite Teile von Wirtschaft und Gesellschaft heute nicht mehr", erinnert die ADCA.

Auch die Bereiche Sicherheit und digitale Souveränität sind dem neuen Verband wichtige Anliegen. Darüber hinaus strebt die Organisation die wirtschaftliche und rechtliche Stärkung der Mitglieder sowie des Standortes Österreich für Datenzentren an, nicht zuletzt durch Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen. Gründungsmitglieder sind conova communications, Digital Realty (Interxion), eww Itandtel, Next Layer sowie NTT Global Data Centers EMEA AT (e-shelter). Erster Präsident ist Martin Madlo, Geschäftsführer Interxion Austrias. Er lädt weitere Rechenzentrumsbetreiber ein, mitzumachen, auch ausländische Unternehmen, die in Österreich tätig sind.

Die Idee, im Krisenfall Rechenzentren den Strom abzudrehen, mutet Georg Chytil absurd an. Er ist stellvertretender Präsident der Austrian Data Center Association und Geschäftsführer Next Layers. "Rechenzentren sind kritische Infrastruktur wie Wasserwerke und Energieversorger", sagte er im Gespräch mit heise online, "Das Wasserwerk verbraucht auch Strom, und wir drehen es im Krisenfall nicht ab."

Viele österreichische Unternehmen hätten immer noch Serverräume im eigenen Haus. Da seien professionelle Rechenzentren viel effizienter: "Wir Rechenzentrumsbetreiber sind nicht die Bösen, wir sind die Guten. Wir helfen, Informationstechnik deutlich energieeffizienter zu machen", erklärte Chytil. Die Betreiber seien aktiv bestrebt, ihren Energieverbrauch so niedrig wie möglich zu halten: "Wir haben ja kein Interesse an hohen Stromrechnungen."

Inhouse-Serverschrank: Kann man sich selbst zumuten, ist aber nicht energieeffizient.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Dabei sei es durchaus möglich, bei Stromkrisen helfend einzugreifen; beispielsweise könnten bestimmte Rechenzentren die Klimaanlagen für einige Minuten abschalten, was das Stromnetz womöglich rettet. In ausgewählten Bereichen könnten zudem Redundanzen abgeschaltet werden, "aber das muss alles gut vorbereitet und geplant sein", für jedes Rechenzentrum separat. Branchenweite Verordnungen seien nicht zielführend.

Über 100 europäische Rechenzentren haben sich bereits zu Klimaneutralität verpflichtet, darunter auch einige ADCA-Mitglieder, merkte Chytil an. Ziel des Climate Neutral Data Centre Pact ist, europäische Rechenzentren spätestens 2030 nachhaltig zu betreiben. Als weitere Vorteile der Nutzung professioneller Datenzentren anstelle von Inhouse-Serverräumen nennt der ADCA breitbandigere, redundante Datenleitungen, mehr Sicherheit und bessere Verfügbarkeit – möglich sei das aber nur, wenn es Bauflächen für Datenzentren und -netze gibt.

(ds)