Erkrankungen an US-Botschaften: Angriffe laut US-Geheimdiensten unwahrscheinlich

US-Geheimdienste halten es für unwahrscheinlich, dass ein gegnerischer Staat hinter den Erkrankungen an Botschaften steckt. Eine Erklärung liefern sie nicht.

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(Bild: Guy J. Sagi/Shutterstock.com)

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Die meisten US-Geheimdienste halten es für "sehr unwahrscheinlich", dass die mysteriösen Erkrankungen von Angestellten in US-Botschaften auf einen gegnerischen Staat zurückgehen. Das teilte die US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines jetzt mit. Auf Basis von geheimdienstlichen und öffentlich einsehbaren Informationen, wissenschaftlicher und medizinischer Literatur, dem Wissen über ausländische Waffen- und Forschungsprogramme sowie der Expertise von Fachleuten sei man zu dem Schluss gekommen, dass es keinen glaubhaften Beweis dafür gebe, dass ein gegnerischer Staat eine Waffe oder Geräte habe, die die Erkrankungen verantworten könnten. Eine Erklärung für das Phänomen präsentiert die Dienste aber nicht.

Die Erkrankungen sorgen seit Jahren für Spekulationen, sie werden als "Havanna-Syndrom" zusammengefasst, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen diplomatischer Vertretungen der USA und Kanadas in Havanna hatten 2016 und 2017 über Lärm aus unbekannten Quellen geklagt hatten. Der sei so ohrenbetäubend gewesen, dass sie nicht mehr arbeiten konnten. Langfristige Folgen wie Übelkeit, enorme Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafschwierigkeiten und Gehörverlust waren dazu gekommen. Später hatte es auch Fälle in China und anderswo gegeben, 2021 dann in Wien und Berlin. Schon früh war über Angriffe mit unbekannten Waffen spekuliert worden, dann waren Grillen beschuldigt worden – wobei die lediglich auf Kuba vorkommen. In einer FBI-Analyse war von einer Art Massenhysterie die Rede, aber dann hat die National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine die Geschehnisse geprüft und Strahlung als plausibelste Ursache bezeichnet.

In einer jetzt vorgelegten Zusammenfassung weist das Büro der Direktorin der nationalen Nachrichtendienste (ODNI) noch darauf hin, dass es vor allem bei der medizinischen Aufbereitung der Erkrankungen Fortschritte gegeben habe. Hätten erste medizinische Studien nahegelegt, dass die Erkrankungen ein neuartiges Syndrom mit übereinstimmenden Symptomen darstellten, seien später methodische Schwächen dieser Analysen aufgezeigt worden. Inzwischen lege deine Analyse vorläufiger Daten nahe, dass es gar kein konsistentes Krankheitsbild gibt. Hier könnte die Antwort liegen, womöglich gibt es überhaupt kein "Havanna-Syndrom". Haines versichert derweil, dass die Befunde die sehr realen Erfahrungen und Symptome der Betroffenen nicht in Abrede stellen würden. Sie hätten alle richtig gehandelt, als sie die gemeldet hätten.

(mho)