Flathub: Wandel zum unabhängigen App-Store für Linux

Die populäre Linux-Paketquelle Flathub will unabhängiger werden. Zudem sollen Entwickler ihre Apps selbst hochladen und gegen Bezahlung anbieten können.

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(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Keywan Tonekaboni

Im aktuellen Jahr stehen für das populäre Linux-App-Repository Flathub viele Veränderungen an. Die Linux-Desktop-Projekte Gnome und KDE wollen gemeinsam eine unabhängige Organisation gründen, die Flathub betreibt. Das macht auch den Weg frei für die Abwicklung von Zahlungen, etwa um Apps zu kaufen. Entwickler sollen künftig ihre fertigen Apps auch selbst hochladen können. Um die Ziele umzusetzen, muss das Flathub-Team noch einige Hürden überwinden.

Die geplanten Änderungen kündigte Robert McQueen, Vorstandsvorsitzender der Gnome Foundation, in seinem Blog und Diskussionsforum von Flathub an. Derzeit ist die Gnome Foundation rechtlich für Flathub verantwortlich, auch wenn Gnome und KDE gemeinsam hinter der Paketquelle stehen. Um den Desktop-unabhängigen Charakter von Flathub zu betonen, wollen die Gnome Foundation und der KDE e.V. gemeinsam eine neue Betreiber-Organisation gründen. Diese soll auch die Risiken für die Gnome Foundation minimieren, hieß es in dem Blogpost. Details nannte Robert McQueen keine, erklärte auf Nachfrage von c’t, dass er in den kommenden Tagen die Klärung der rechtlichen Fragen erwarte.

Für den Anfang wollen die Flathub-Betreiber bei der neuen Organisation auf komplexe Strukturen wie Mitgliedschaften oder Wahlen verzichten. Man plane ein Gremium einzurichten, das über wichtige Fragen entscheidet. Dieses soll aus je zwei Vertretern von Gnome und KDE bestehen, sowie zwei weitere Personen, erläuterte McQueen gegenüber c’t. Damit formalisiere man lediglich den derzeitigen Zustand.

Für den Linux App Summit Ende April in Brno (Brünn) kündigte McQueen Gruppendiskussionen in Form von Fokusgruppen an, um Feedback zu sammeln. Später soll ein Beirat (Advisory Board), mit Vertretern von Distributionen, Hardware-Herstellern und App-Entwicklern gegründet werden, der bei der Weiterentwicklung von Flathub berät.

Flathub erstrahlt in Kürze auch als App-Store in neuer Optik.

(Bild: Screenshot)

Derweil geht der Umbau von Flathub als reine Paketquelle in einen Linux-App-Store weiter. Bereits vergangenes Jahr hatte der Open-Source-Zulieferer Codethink eine neue Flathub-Webseite entwickelt, auf die noch diesen Monat flathub.org umgestellt werden soll. Ein neues Flathub-Logo, das der bei Gnome umtriebige Designer Jakub Steiner entworfen hat, symbolisiert den Wechsel von Paketquelle zu App-Store.

Der Designer Jakub Steiner hat etwa ein neues Logo für Flathub entworfen.

(Bild: Jakub Steiner)

Auf der neuen Seite sollen Entwickler künftig ihre Apps direkt hochladen können, etwa indem sie Flatpak-Pakete in eigenen Build-Systemen via GitLab CI oder GitHub Actions erzeugen und auf Flathub übertragen. Bisher müssen Entwickler auf GitHub eine Manifest-Datei hinterlegen, mit der dann auf der Flathub-Infrastruktur das Flatpak-Paket gebaut wird.

Laut McQueen wolle man noch Anleitungen und Vorlagen erstellen, bevor Entwickler Tokens zum App-Upload ausgeteilt bekommen. Um die Transparenz zu waren, sollen auf Flathub Quelltexte und externe Build-Logs verlinkt werden. Robert McQueen möchte Best-Practice-Vorgaben etablieren. Damit Entwickler diesen folgen, setzt McQueen auf sozialen Druck. Im Gespräch mit c’t nannte McQueen als Idee ein Warnlogo, wenn bei einer App die Build-Logs fehlen.

Sobald es die unabhängige Flathub-Organisation gibt, könne diese ein Konto beim Bezahldienstleister Stripe einrichten, um Zahlungen für die Apps abzuwickeln. Dies dauere laut McQueen jedoch noch einige Monate: Vorab muss geklärt werden, wie man die Zahlungen abrechnet und anfallende Steuern korrekt meldet. Dafür warte man auf eine neue API von Stripe, so RobertMcQueen.

Für die Umsetzung der Pläne benötigt Flathub Geld. McQueen hofft, in diesem Jahr insgesamt 250.000 US-Dollar an Spenden einzuwerben. Davon soll unter anderem eine zweite bezahlte Stelle geschaffen werden, die sich vorwiegend um Dokumentation und Betreuung der App-Entwickler kümmert. Laut Robert McQueen gibt es bereits eine Förderung in Höhe von 100.000 US-Dollar von Endless Network. Zu dieser Dachorganisation gehört auch die Linux-Distribution Endless OS, bei der Robert McQueens hauptberuflich arbeitet. Eine weitere Förderung sei bei Stiftung NLnet beantragt. Ende Februar kursierte in sozialen Medien ein Förderantrag bei der Plaintext Group. Die Gruppe, die zur Stiftung des ehemaligen Google-CEO Eric Schmidt gehört, hat verkündet, für 2023 keine Zuschüsse zu bewilligen.

Flathub erfährt eine stetige Weiterentwicklung. Ubuntu will jedoch etwa das eigene Snap-System der Mutterfirma Canonical einsetzen und wirft ab April Flatpak auch aus den Community-getriebenen Flavors raus.

(dmk)