Kriminalisten testen neue Kommunikationswege für Fahndungszwecke

Zurzeit erprobt die Polizei in zehn Städten, zum Beispiel nach Banküberfällen Informationen über Täter per SMS weiterzugeben. Das BKA plant, Bilder und andere aktuelle Fahndungsaufrufe auf häufig genutzten Internet-Seiten zu platzieren.

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  • dpa

In neuen Kommunikationswegen wie SMS, MMS und Internet sehen Kriminalisten eine Fülle von Möglichkeiten für die Öffentlichkeitsfahndung: "Um die 90 Prozent aller Erkenntnisse über Straftaten und Gefahrenlagen liegen beim Bürger. Unsere Zielrichtung muss sein, dieses Wissen abzuschöpfen. Dafür müssen wir dem Bürger sagen, was wir wissen wollen", sagte Josef Schön, Leiter des Referats Allgemeine Fahndungskoordination im Bundeskriminalamt (BKA), in einem dpa-Gespräch.

Gegenwärtig erprobe die Polizei in zehn Städten, nach Banküberfällen oder ähnlichen Taten möglichst rasch Informationen über Täter und Fluchtfahrzeuge per SMS etwa an Taxi- und Busfahrer weiterzugeben. "Eben an Leute, die sich den ganzen Tag im Straßenverkehr aufhalten", sagte Schön. Künftig ließen sich auf diese Weise vielleicht sogar Fahndungsfotos übermitteln; der Multimediaservice (MMS) erweitere diese Möglichkeiten noch.

Zudem plant das BKA nach Angaben Schöns, Bilder und andere aktuelle Fahndungsaufrufe auf häufig genutzten Internet-Seiten -- etwa von Online-Diensten und Auktionshäusern -- zu platzieren. Auch werde überlegt, Polizeiinformationen auf die Displays von Autoradios zu übermitteln. Mit der Bahn verhandele die Polizei über die Nutzung von Bildschirmen und Laufschriften in ICE-Zügen. Das vor zwei Jahren eingerichtete Service-Center Fahndung beim BKA suche ständig nach neuen Wegen.

Deutschland liegt mit seinen Methoden der Öffentlichkeitsfahndung keinesfalls hinter den USA zurück, sagte Schön. Dort wenden 41 Bundesstaaten ein Alarmsystem namens Amber an, das etwa nach Kindesentführungen alle verfügbaren Informationen per Fernsehen, Radio und Anzeigetafeln an Autobahnen an die Bevölkerung streut. "Vielleicht haben wir sogar eine höhere Zielgenauigkeit", sagte Schön. Man müsse sich in jedem Fall überlegen, über welche Kanäle und in welcher Region man an die Öffentlichkeit gehe: "Man muss damit dosiert umgehen. Man darf die Bevölkerung nicht mit Fahndungsinformationen übersättigen." Sonst stelle sich ein Abstumpfungseffekt ein.

Außerdem lasse sich nicht jedes technische Element von Amber in Deutschland anwenden, erläuterte Schön. So gebe es kaum geeignete Anzeigetafeln an Straßen. Angesichts der deutschen Verkehrsdichte wären sie möglicherweise auch eine Unfallgefahr: "Wir wollen Leben retten, ohne dabei andere zu gefährden." Zudem lägen kurz nach Bekanntwerden einer Entführung meist nur Informationen über das Opfer vor, nicht aber Hinweise auf Täter und Tatfahrzeuge: "Opferinformationen bringen aber nicht viel auf der Autobahn." (dpa) / (anw)