SCO vs. Linux: SCO-Konkursverwalter entlässt SCO-Chef Darl McBride

Unter der Leitung von McBride sorgte die Firma mit Klagen wegen Verletzung der Unix-Rechte und einer aggressiven Unix-Kampagne für Aufsehen. Sie gipfelte in dem Ansinnen, dass alle Firmen, die Linux einsetzen, Lizenzen von der SCO kaufen müssten.

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Von
  • Detlef Borchers

Edward Cahn, der vom Konkursgericht eingesetzte Konkursverwalter der SCO Group, hat den bisherigen SCO-Chef Darl McBride am vergangenen Freitag entlassen. Dies geht aus einer Pressemeldung von SCO hervor, die bisher nur als SEC-Dokument verfügbar ist und nicht auf der offiziellen Presseseite der Firma steht.

Ausweislich der Meldung wurde McBride am 16. 10. entlassen. In einer Pflichtmitteilung von SCO an die Börsenaufsicht wird der 14. 10. als Termin der Entlassung genannt. Beide Erklärungen begründen die Entlassung von McBride damit, dass die Positionen eines Präsidenten und eines Geschäftsführers nicht mehr notwendig seien. Das verbleibende Management werde eng mit dem Konkursverwalter zusammenarbeiten. Dieser werde einen neuen Umstrukturierungsplan vorstellen. Außerdem sei man weiterhin auf der Suche nach Inverstoren und prüfe den Verkauf von weniger essenziellen Unternehmensteilen, heißt es in der SEC-Pflichtmitteilung.

Die entsprechende Pressemitteilung ist in diesem Punkt aufschlussreicher, ist sie doch ein eindeutiges Signal, dass SCO auch unter der Aufsicht des Konkursverwalters seine Prozesse fortsetzen will: "The company is also looking to raise additional funding and sell non-core assets to bolster working capital. These actions will allow the Trustee to preserve cash and the value of the business while enabling the Company to proceed with asset sales, pursue litigation against, among others, IBM and Novell, and to continue supporting SCO's loyal UNIX customer base."

Die im Konkurs nach Chapter 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechtes operierende SCO führt seit mehreren Jahren eine Reihe von Prozessen mit IBM und Novell. Im IBM-Verfahren geht es um Unix-Code oder hilfsweise um von Unix übernommene Prozeduren und Konzepte, die unrechtmäßig in Linux-Varianten eingesetzt worden sein sollen. Die bisher nicht bewiesene Rechtsverletzung sollen IBM-Programmmierer begangen haben. Im Novell-Verfahren streiten sich beide Seiten um die Copyrights an Unix und die Zahlungen von Lizenzgebühren, die SCO Novell schuldet. Während in der Frage der Lizenzgebühren die Gerichte Novell Recht gaben, wird der Streit um die Copyrights neu in erster Instanz behandelt werden müssen: Ein Berufungsgericht befand Ende August, dass die Vertragsdetails so kompliziert seien, dass eine Jury und kein Einzelrichter über die strittige Frage entscheiden müsse.

Der frühere Novell-Manager Darl McBride kam im Jahre 2002 zu Caldera Systems, dem Linux-Spinoff von Novell. Caldera übernahm von Novell die Unix-Distributionsrechte und von der in Auflösung befindlichen Santa Cruz Operation die SCO-Unix-Distribution; anschließend benannte man sich in SCO Group um. Unter der Leitung von McBride sorgte die Firma mit einer aggressiven Unix-Kampagne für Aufsehen, die in dem Ansinnen gipfelte, dass alle Firmen, die Linux einsetzen, intellektuelle Schutz-Lizenzen von der SCO kaufen müssten. Diese Kampagne wurde von einem Höhenflug der SCO-Aktie begleitet. Dieser Höhenflug hielt nicht lange an. Inzwischen ist die SCO-Aktie ein Penny-Wert, die Firma in Konkurs nach Chapter 11. Zuletzt hatte McBride in einer Anhörung vor dem Konkursgericht geschildert, dass er mit vier potenziellen Käufern über die Zukunft der SCO Group verhandelt habe.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't-Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(jk)