TeX-Distribution TeX Live 2009 veröffentlicht

Die aktuelle Ausgabe TeX Live 2009 des freien Satzsystems TeX ist offiziell freigegeben worden und verbreitet sich jetzt über die Spiegel des Comprehensive TeX Archive Network.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 199 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dr. Jürgen Fenn

Die TeX Users Group hat am heutigen Montag die Distribution TeX Live 2009 des freien Satzsystems TeX veröffentlicht. Das nunmehr offiziell freigegebene ISO-Image mit dem Quelltext-Archiv wird ab sofort an die Spiegel des Comprehensive TeX Archive Network (CTAN) verteilt. Um es zu entpacken, benötigt man das Archivierungsprogramm xz. Für die Installation über das Internet stehen Net-Installer bereit. Für Linux-Distributionen auf Basis von Debian entstehen eigene Pakete, die sich aber derzeit noch im Test befinden. In Kürze wird die Distribution für die Mitglieder der TeX-Anwendervereinigungen – im deutschsprachigen Raum: DANTE e.V. – sowie über den Buchhandel auch auf DVD erhältlich sein.

Neu hinzugekommen sind Binaries für die Kompatibilitätsschicht Cygwin und für das Betriebssystem i386-NetBSD; entfallen ist die unterstützung für OpenBSD und FreeBSD, weil TeX dort besser über deren Paketmanager bereitgestellt wird. Für Mac OS X (einschließlich Snow Leopard) wird MacTeX weitere spezifischen Hilfsprogramme mitbringen. Die Distribution ist offenbar weitgehend fertig, nur kann man sie noch nicht herunterladen. Die MacTeX-Webseite bezieht sich zwar schon auf die aktuelle Ausgabe, der dortige Link führt aber mit heutigem Datum nur zur 2008-er Distribution. Um mit dem Download tatsächlich die neue Distribution zu erhalten, sollte man sich daher besser noch ein paar Tage gedulden. Danach steht das Paket dann immerhin als Paket für den Macintosh Installer zur Verfügung. Nach der Installation von MacTeX kann man, sofern noch weitere TeX-Distributionen auf dem System vorhanden sind, sehr einfach per Mausklick zwischen diesen wechseln.

TeX Live ist die umfangreichste Distribution des freien Textsatzsystems, die fast alle derzeit verfügbaren Pakete für TeX und die darauf aufsetzenden Makrosprachen LaTeX und ConTeXt sowie die Anwendungen Metafont, MetaPost, BibTeX, LuaTeX enthält. (Wer die neueste Version von ConTeXt (Mark IV) verwenden möchte, sollte zusätzlich allerdings ConTeXt minimals installieren. Die Versionen von ConTeXt und LuaTeX, die mit TeX Live 2009 ausgeliefert werden, sind nämlich zueinander inkompatibel.) Alle Anwender sollten schon deshalb auf die neue Version umsteigen, weil es über den TeX-Live-Paketmanager ab jetzt keine Updates mehr für die Vorjahresversion TeX Live 2008 geben wird.

Unter den Neuerungen stechen die überarbeiteten Versionen wichtiger PostScript-Type-1-Schriften für den mathematischen Formelsatz hervor: Für die Version 3 der AMSFonts hat der Typograph Hermann Zapf die Euler-Schriften grundlegend überarbeitet. Außerdem wurden einige Änderungen der Metafont-Quellen berücksichtigt, welche TeX-Erfinder Donald E. Knuth über die Jahre vorgenommen hatte, auch bei der klassischen TeX-Schriftart Computer Modern. Das Hinting zur Darstellung der Schriften bei geringer Auflösung haben die Entwickler ebenfalls verbessert. Die Font-Metriken, die den Umbruch beim Textsatz beeinflussen, haben sich aber nicht geändert.

Erstmals ist in TeX Live die Sprache Asymptote zur Beschreibung von Vektorgrafiken enthalten, die sich insbesondere zum Erstellen mathematischer und technischer Zeichnungen eignet. Ein weiteres Debüt feiert der noch in Entwicklung befindliche Editor TeXworks für Windows und Mac OS X. Der leicht zu bedienende kombinierte Editor und PDF-Betrachter soll wie sein Vorbild TeXShop für Mac OS X vor allem Anfängern die Arbeit mit TeX-Quellen erleichtern. Für Linux-Anhänger gibt es derzeit nur inoffizielle Pakete von TeXworks für Ubuntu und Debian unstable.

Der Konverter dvipdfmx ersetzt das obsolet gewordene Programm dvipdfm. Dagegen haben die Entwickler aus Sicherheitsgründen auf die zunächst angekündigte teilweise Aktivierung der TeX-Primitive \write18 verzichtet. Sie hatte insbesondere den Aufruf des Konvertierprogramms epstopdf direkt aus dem (La)TeX-Quelltext heraus erleichtern sollen. Ansonsten raten die TeX-Live-Pfleger in der englischen Dokumentation ausdrücklich zur Vorsicht, wenn man nicht vertrauenswürdige TeX-Dokumente bearbeiten will. Insbesondere unter Windows werden Skripte und Programme im jeweiligen Arbeitsverzeichnis vorrangig gegenüber den Binaries der TeX-Distitution ausgeführt, welche sich in den gesetzten Pfaden wiederfinden. (hps)