Verstärkte Zensur im Iran nach dem Tod Ayatollah Montazeris

Die Übertragung von TV-Beiträgen wird blockiert, Internetverbindungen verlangsamt und Telefonleitungen sind unterbrochen worden, berichtet die Organisation "Reporter ohne Grenzen".

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Im Iran haben sich am Montag in der heiligen Stadt Ghom trotz Demonstrationsverbots tausende Menschen versammelt, um des kürzlich verstorbenen Ayatollah Montazeris zu gedenken. Einige Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um ihren Unmut über die gegenwärtige Regierung zu äußern. In der Nähe von Montazeris Haus soll es zu Zusammenstößen gekommen sein. Die Organisation Reporter ohne Grenzen berichtet, es seien auch Journalisten festgenommen worden.

Der Regimekritiker Montazeri war am vergangenen Wochenende im Alter von 87 Jahren gestorben. Kurz nach Bekanntwerden des Todes seien vielerorts die Internetverbindungen verlangsamt worden, berichtet die Organisation, die sich für Presse- und Meinungsfreiheit einsetzt. Telefonleitungen seien speziell in Isfahan und in Nadschafabad, der Geburtsstadt des Ayatollahs, unterbrochen worden.

Das Kulturministerium habe am Sonntag die Anordnung an Zeitungsredakteure herausgegeben, keine Artikel über Montazeri zu veröffentlichen. Am Tag zuvor sei ein TV-Beitrag der BBC über Montazeri kurz nach Sendungsbeginn blockiert worden. Darin sei ein exklusives Interview enthalten, dass Montazeri kurz vor seinem Tod gegeben habe. Die abrupte Unterbrechung habe alle Programme betroffen, die vom Satelliten "Hotbird 6" übertragen wurden. Über die Website "BBC Persian" konnte die Sendung jedoch angesehen werden.

Montazeris Website war bereits seit Jahren gesperrt. Modschtaba Lotfi, einer der Redakteure der Seite, sei im November 2008 zu vier Jahren Gefängnis und zu anschließenden fünf Jahren Berufsverbot verurteilt worden, teilt Reporter ohne Grenzen mit. Er sei beschuldigt worden, Propaganda gegen die Regierung betrieben und die Ansichten Ayatollah Montazeris verbreitet zu haben.

Siehe dazu in Telepolis:

(anw)