ChatGPT als Helferlein während der Abiturprüfung

Während der Hamburger Abiturprüfungen sollen Schüler ChatGPT genutzt haben. Auch wurde bekannt, dass der KI-Chatbot das bayerische Abitur doch bestehen würde.

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ChatGPT gibt es neuerdings auch als App fürs iPhone.

(Bild: heise online / anw)

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Während der jüngsten Abiturprüfungen in Hamburg sollen Schülerinnen und Schüler unerlaubt Künstliche Intelligenz genutzt haben. Einzelne Abiturienten seien dabei erwischt worden, als sie während der schriftlichen Klausuren eine Chatsoftware verwendeten, berichtet der Radiosender NDR 90,3. Die Schulbehörde habe mehrere Verdachtsfälle bestätigt.

Normalerweise müssen die Prüflinge vor der Klausur ihr Smartphone abgeben. Offenbar war es welchen von ihnen gelungen, ein Gerät in den Prüfungsraum zu schmuggeln. In mindestens einem Fall habe eine Lehrkraft ein Smartphone entdeckt, auf dem ChatGPT geöffnet gewesen sei, berichtet der Sender. In anderen Fällen seien Lehrkräfte beim Lesen misstrauisch geworden, weil Teile der Klausur schwach, andere hingegen fehlerfrei waren. Die Schulen hätten daraufhin mit einer Software festgestellt, dass wahrscheinlich geschummelt wurde. Die Rechtsabteilung der Schulbehörde sehe aber keine Möglichkeit, das sicher nachzuweisen. Es sei nötig, Schüler in flagranti zu erwischen.

Die Hamburger Schulbehörde hatte schon Monate vor den Abiturprüfungen Künstliche Intelligenz wie die von ChatGPT thematisiert. "Da gerade in Hamburg viele Klausuren durch Referate oder längere Hausaufgaben ersetzt werden können, ist es künftig noch mehr als bisher unsicher, ob Schülerinnen und Schüler selbst die entsprechende Arbeit angefertigt haben", sagte der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe im Januar dieses Jahres. Die Schulbehörde habe bereits das Thema zur nächsten Kultusministerkonferenz (KMK) als dringlich angemeldet. Die nächste KMK ist für den 22./23. Juni 2023 in Berlin anberaumt. Über "Künstliche Intelligenz im Bildungsbereich" wurde bereits auf der vorigen KMK Mitte März dieses Jahres gesprochen.

Die Schüler:innenkammer Hamburg räumt zwar ein, dass ChatGPT eine neue Art des Schummelns ermögliche, Schummeln an sich sei an der Schule aber nicht neu. Es handele sich um eine Entwicklung, "an die wir uns anpassen müssen", zitiert der NDR. Es müsse weniger über Betrugsfälle als vielmehr über die Chancen gesprochen werden, die KI an der Schule bieten könne.

Bildungssenator Rabe meinte im Januar, niemand könne momentan beurteilen, welche Auswirkungen KI-Tools auf Unterricht und Schule haben werden, die Entwicklung sei rasant und dynamisch. Rabe verweist darauf, dass auch Lehrkräfte ChatGPT nutzen könnten, zum Beispiel um personalisiertes Unterrichtsmaterial oder individuelle Rückmeldungen, eventuell sogar Zeugnistexte erstellen zu lassen. Das erfordere einen fachlich fundierten und pädagogisch kompetenten Umgang mit KI-basierten Werkzeugen.

Ob ChatGPT überhaupt das Abitur bestehen könnte, haben Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks überprüft. Im ersten Anlauf fiel der KI-Chatbot mit Aufgaben des bayerischen Abiturs aus den Fächern Deutsch, Mathematik, Geschichte und Informatik im Februar dieses Jahres durch. Damals noch auf Basis von GPT-3.5, konnte er diese Woche auf Basis von GPT-4 wesentlich besser abschneiden, berichtet der BR. Insgesamt wäre die KI ein "Zweierschüler". GPT-4 wurde Mitte März dieses Jahres veröffentlicht.

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(Bild: Ebru-Omer/Shutterstock.com)

(anw)