Drahtlose Energieversorgung: Japan will Solarenergie aus dem Weltraum beamen

Bereits 2025 will Japan Solarenergie aus dem Weltraum empfangen. Sonnenkollektoren im All würden Strom in Form von Mikrowellen senden. Doch es gibt Hindernisse.

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 Ein Satellit umkreist die Erde

(Bild: Andrey Armyagov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Energiekrisen und das Interesse von immer mehr Regierungen und Unternehmen an klimaneutraler Energiegewinnung haben zu einem verstärkten Interesse an weltraumgestützter Solartechnik geführt. Ein globaler Wettlauf um die Entwicklung von Technologien zur Übertragung von im Weltraum gesammeltem Solarstrom auf die Erde ist im Gange. Japan will bereits Mitte des Jahrzehnts versuchen, Sonnenenergie aus dem Weltraum zu beamen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Nikkei am Wochenende.

Japan und die japanische Raumfahrtbehörde JAXA forschen seit Jahrzehnten daran, die Übertragung von Sonnenenergie aus dem Weltraum zu ermöglichen. Im Jahr 2015 gelang dem Land ein Durchbruch, als JAXA-Wissenschaftler erfolgreich 1,8 Kilowatt Leistung – genug Energie, um einen Wasserkocher zu betreiben – über 50 Meter zu einem drahtlosen Empfänger beamten.

Nun ist Japan bereit, die Technologie einen Schritt weiter zu gehen. Künftig sollen vertikale Übertragungen mit Entfernungen zwischen einem und fünf Kilometer versucht werden. Nikkei berichtet, dass eine japanische öffentlich-private Partnerschaft unter der Leitung von Naoki Shinohara, einem Professor der Universität Kyoto, der seit 2009 an weltraumgestützter Solarenergie arbeitet, versuchen wird, bereits 2025 Solarenergie aus dem Weltraum drahtlos zu senden. Mit Hilfe von Kleinsatelliten, Sonnenkollektoren in einer Höhe von 36.000 Kilometern, soll der Strom an bodengestützte Empfangsstationen gesendet werden.

Die weltraumgestützte Solarenergie wurde 1968 von einem US-amerikanischen Physiker vorgeschlagen. In den 1980er Jahren war eine Gruppe unter dem Vorsitz des ehemaligen Präsidenten der Kyoto-Universität, Hiroshi Matsumoto, weltweit die erste, die erfolgreich Strom über Mikrowellen in den Weltraum übertragen hat, so Nikkei. Seitdem haben einige Länder, darunter China und die USA, viel Zeit und Geld in die Entwicklung dieser Idee investiert. Die Europäische Weltraumorganisation ESA arbeitet ebenfall an ihren eigenen Plänen.

Die Technologie funktioniert nach dem Prinzip, dass die Sonnenenergie in Mikrowellen umgewandelt und zur Umwandlung in elektrische Energie an Empfangsstationen auf dem Boden gesendet wird. Mikrowellen können Wolken durchdringen und sorgen so für eine stabile Energieversorgung unabhängig von Tageszeit und Wetter.

Doch selbst wenn es Japan gelingen sollte, eine Reihe von Solarzellen in der Umlaufbahn zu installieren, bleibt diese Technologie in naher Zukunft wohl eher Science-Fiction als Realität. Eine große Hürde sind die Kosten, aber auch die Dimensionen solcher Paneele. Um etwa ein Gigawatt – das Äquivalent eines Kernreaktors – mit weltraumgestützter Solarenergie zu erzeugen, bräuchte man Solarpaneele mit einer Fläche von vier Quadratkilometern. Laut Nikkei würde die Installation einer solchen Kapazität selbst mit technologischen Fortschritten wahrscheinlich mehr als sieben Milliarden US-Dollar kosten.

(akn)