Mit 3D-Brille in die Kneipe [Update]

Der britische Pay-TV-Anbieter Sky überträgt am Sonntag das Premier-League-Fußballspiel Arsenal gegen Manchester United in neun Pubs - in stereoskopischem 3D. Ab April sollen alle Sky-Kunden 3DTV empfangen können.

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Von
  • Jan-Keno Janssen

Britische Pub-Besucher werden am morgigen Sonntag nicht nur ein Glas Bier in der Hand, sondern auch eine 3D-Brille auf dem Kopf haben.

(Bild: Heise Online)

Das Premier-League-Fußballspiel Arsenal gegen Manchester United wird es am morgigen Sonntag in neun britischen Pubs in stereoskopischem 3D zu sehen geben. Dabei handelt es sich um einen "Beta-Test" für den 3D-Kanal des Pay-TV-Anbieters Sky, der im April auf Sendung gehen soll. In einer Pressemitteilung lobte sich Sky "als erstes TV-Unternehmen, das eine Sportveranstaltung live in 3D der Öffentlichkeit präsentiert".

Angeblich um einen Massenansturm zu verhindern, gab das Unternehmen die Namen der Pubs nicht preis, sondern nur, dass es sich um Kneipen in London, Manchester, Cardiff, Edinburgh und Dublin handelt.

Sky produziert das Fußballspiel in zwei Varianten: Einmal in konventionellem 2D für seinen HD-Sportkanal und einmal in 3D. Für die stereoskopische Version kommen 16 HD-Kameras zum Einsatz, die in acht Rigs verbaut sind. Verarbeitet werden die Bilder in einem eigenen 3D-Übertragungswagen, in dem sowohl Slow-Motion-Sequenzen als auch alle Grafikeinblendungen in 3D erstellt werden können. Außerdem setzt Sky eigene Kommentatoren für die räumliche Version ein.

Mehr technische Details waren nicht zu erfahren. Offen ist beispielsweise, ob tatsächlich – wie bei so gut wie allen für dieses Jahr angekündigten 3D-Fernsehern – aktive Shutterbrillen eingesetzt werden. Diese kosten bis zu 150 Euro das Stück. Für den Kneipeneinsatz eignen sich eher Polfilterbrillen, die es schon für ein paar Cent zu kaufen gibt. Der große Nachteil des Polfilterverfahrens: Alle bislang mit dieser Technik erhältlichen Fernseher erreichen nicht die volle HD-Auflösung. Da die Zeilen abwechselnd polarisiert sind, bekommt jedes Auge nur ein Bild mit vertikal halbierter Auflösung zu sehen. Aus diesem Grund haben sich alle großen TV-Hersteller für die Shuttertechnik entschieden, denn damit ist die volle Auflösung nutzbar.

Außerdem ist unklar, wie die stereoskopischen Bilder übertragen werden – auch hier wird es vermutlich Auflösungseinbußen geben. Am wahrscheinlichsten ist eine Übertragung im sogenannten Side-by-Side-Format: Hier werden die Bilder fürs rechte und linke Auge einfach nebeneinander in ein normales HD-Signal gequetscht. Von einer Übertragung mit 1280 × 720 Pixeln würden dann pro Auge nur noch 640 × 720 Pixel ankommen, von einer Übertragung mit 1920 × 1080 Pixeln pro Auge 960 × 1080. Sky nutzt derzeit – für seine HD-Kanäle – 1080i.

[Update] Wie der koreanische Unterhaltungselektronikhersteller LG mitteilt, hat Sky die britischen Pubs mit LG-3D-Fernsehern ausgestattet. Offiziell soll das verwendete 47-Zoll-Gerät mit der Bezeichnung LD920 erst im April auf den Markt kommen. Spezifikationen wurden noch nicht veröffentlicht, sicher ist aber, dass der LD920 mit Polarisationstechnik arbeitet. Das Gerät ist eines der ganz wenigen TV-Neuvorstellungen, die mit den billigen Polfilterbrillen arbeiten – auf der diesjährigen CES-Messe wurden ansonsten fast ausschließlich Shutterbrillen-TVs vorgestellt. Sogar LG scheint der Technik kein großes Potenzial zuzutrauen, denn auch die Koreaner zeigten auf ihrem Messestand hauptsächlich Shuttertechnik. Der große Nachteil der Polfilter-3D-TVs: Alle aktuellen Geräte nutzen zeilenweise polarisierte Displays, wodurch die vertikale Auflösung im 3D-Betrieb halbiert wird – aus 1920 × 1080 Bildpunkten werden also 1920 × 540. Wie oben beschrieben sinkt bei einfacher Side-by-Side-Übertragung bereits die horizontale Auflösung um die Hälfte.

Theoretisch könnte man zwar auch zeilenweise polarisierte Displays bauen, die auch im 3D-Betrieb volle HD-Auflösung bieten. Doch dafür müsste man Panels mit einer höheren nativen Auflösung verwenden – offenbar ist das derzeit noch zu teuer. Andere Polarisations-Ansätze ohne Auflösungseinbußen, wie beispielsweise der des Monitorherstellers iZ3D, haben sich in der TV-Branche bislang nicht durchsetzen können. So weisen die iZ3D-Monitore eine schlechtere Bildtrennung auf als zeilenweise polarisierte Displays, oft stören Geisterbilder.

(jkj)