Simulationen: Weiterer Riesenplanet am äußersten Rand des Sonnensystems möglich

Über einen möglichen neunten Planeten am Rand des Sonnensystems wird seit Jahren spekuliert. Nun halten Forscher gar einen riesigen zehnten für möglich.

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Einsamer Planet or Sternenhimmel

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Außer einem hypothetischen neunten Planeten am Rand des Sonnensystems könnte es noch weiter draußen sogar einen zehnten aktuell nicht nachweisbaren geben. Das legen Modellierungen dreier Forscher zur Frühgeschichte unseres hiesigen Planetensystems nahe. Solch ein Himmelskörper in der bislang ebenfalls nur hypothetisch beschriebenen sogenannten Oortschen Wolke ganz am Rand des Sonnensystems wäre demnach aber viel größer als "Planet 9" und eventuell gar mit dem Saturn oder Jupiter vergleichbar. Außerdem hat das Forschungsteam errechnet, dass solche besonders weit von ihren Sternen entfernten Exoplaneten gar nicht so selten sein dürften. Wirklich überprüfen lassen sich beide Befunde aber aktuell wohl nicht.

Wie das Forschungsteam um Sean Raymond von der Universität Bordeaux erläutert, wurden mit den Simulationen bestehende Hypothesen zur Bahnänderung der uns bekannten Riesenplaneten erweitert. Dabei geht es darum, dass es eine Reihe von Hinweisen darauf gibt, dass die Riesenplaneten im äußeren Sonnensystem nicht an ihren jeweiligen Positionen entstanden sind, sondern in der Frühzeit des Sonnensystems dorthin gewandert sind. Das erfolgte in der sogenannten Instabilitätsphase und bisherige Modelle stimmen sogar noch besser mit dem gegenwärtigen Aufbau des Sonnensystems überein, wenn angenommen wird, dass ein fünfter Riesenplanet einst aus dem Sonnensystem geschleudert wurde.

Raymonds Team hat jetzt ermittelt, dass dieser Riesenplanet das Sonnensystem unter gewissen Umständen gar nicht verlassen hat, sondern auf einer extrem exzentrischen Bahn weiter Teil davon ist. Wenn die Instabilitätsphase sich erst ereignet hat, als die Sonne sich weit genug von den Sternen entfernt hat, mit denen sie entstanden ist, liege die Wahrscheinlichkeit, dass ein herauskatapultierter Planet der Größe des Neptun in der Oortschen Wolke eingefangen wurde, immerhin bei sieben Prozent. Ungefähr einer von 200 bis 3000 Sternen könnten über solch einen Exoplaneten verfügen, schreibt die Gruppe weiter. Die Mehrheit davon wäre für Milliarden Jahre auf stabilen Bahnen unterwegs.

Die in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlichte Studie erinnert an Spekulationen über einen neunten Planeten am Rand des Sonnensystems. Für dessen Existenz gibt es aber immerhin Hinweise bei den Bahnen von Himmelskörpern im Kuipergürtel hinter dem Neptun. Die Oortsche Wolke ist noch viel weiter von der Sonne entfernt, mit bestehender Technik lässt sie sich nicht beobachten. Einen Einblick geben lediglich Kometen von dort, die bisweilen im inneren Sonnensystem auftauchen. Es handelt sich um eine kugelförmige Hülle aus astronomischen Objekten, die innere Grenze liegt bei 200.000 Astronomischen Einheiten, die äußere gar bei drei Lichtjahren. Ein dort kreisender einsamer Riesenplanet wäre mindestens zehnmal so weit von der Sonne entfernt, wie der hypothetische Planet 9.

Einen Blogeintrag, in dem Raymond die Analysen seines Teams vorstellt, nutzt der Astrophysiker noch für kurze Science-Fiction-Geschichte, die die Besonderheiten solch eines Himmelskörpers und der Oortschen Wolke fassbar machen sollen. Darin geht es um einen Eismond solch eines Riesenplaneten, in dessen Inneren es dank Gezeitenheizung einen Ozean aus flüssigem Wasser gibt, so wie wir sie inzwischen von den Eismonden im Sonnensystem kennen. Eine sich dort entwickelnde Zivilisation von Außerirdischen schafft es in dieser Geschichte irgendwann an die Oberfläche und erkennt, dass sich ihre Heimat bald dem zentralen Stern nähert. In der Folge kommt es zum Zerwürfnis über die Frage, ob man nicht versuchen sollte, gleich dort zu bleiben.

(mho)