"Zahlung abgelehnt": Neue Debitkarten werden oft nicht akzeptiert

Immer mehr Banken geben Debitkarten von Mastercard und Visa aus. Doch die bereiten vielerorts Probleme, melden Verbraucherschützer. Hilft der digitale Euro?

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Kreditkarterterminal, daneben ein Thermodrucker

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Knobloch
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Als Ersatz für die Girocard (früher: EC-Karte) erhalten immer mehr Bankkundinnen und -kunden von ihrem jeweiligen Kreditinstitut eine sogenannte Debitkarte. Doch die Karten der US-Finanzdienstleiser Mastercard und Visa bereiten immer wieder Probleme bei der Akzeptanz. Das meldet die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) am Montag.

Nach einem entsprechenden Aufruf gingen insgesamt 1.853 Problemmeldungen von Zahlkartenbesitzerinnen und -besitzern beim vzbv ein (PDF) – neun von zehn betrafen Debitkarten. "Verbraucher:innen haben uns eine Vielzahl an Problemen gemeldet", sagt vzbv-Vorständin Ramona Pop in einer Erklärung. "Vor allem in Geschäften innerhalb Deutschlands, im Hotel, im Ausland oder um Bargeld an der Ladenkasse zu erhalten, seien die neuen Debitkarten mitunter nicht akzeptiert worden."

Darüber hinaus seien Akzeptanzprobleme bei Behörden, in Kliniken, im Online-Handel oder dem TÜV gemeldet worden, heißt es. Aber auch an anderer Stelle bereiten die neuen Karten zum Teil Schwierigkeiten. So bemängelten Nutzerinnen und Nutzer, dass die Altersverifikation, beispielsweise an Zigarettenautomaten, nicht möglich sei. Auch ließen sich die Türen zu SB-Bereichen bei manchen Banken nicht mit den neuen Karten öffnen.

Die sogenannte Marktbeobachtung der vzbv lief von Februar bis Juli dieses Jahres. Auch Giro- und Kreditkartenbesitzerinnen und -besitzer waren zur Teilnahme aufgerufen. Die eingegangenen Meldungen bezogen sich aber zu 94 Prozent auf Debitkarten; vier Prozent betrafen Girokarten, nur ein Prozent Kreditkarten.

Nach Ansicht der vzbv gehen die geschilderten Probleme "auch auf schlechte oder unzureichende Informationen der herausgebenden Banken zurück". Dies habe zu einer Erwartungshaltung bei den Kunden geführt, die die neuen Debitkarten gar nicht erfüllen könnten. „Die Problemschilderungen der Verbraucher:innen stehen im absoluten Widerspruch zu den mitunter blumigen Versprechen der Banken, wonach die Debitkarten von Visa oder Mastercard die Funktionen von Giro- und Kreditkarte vereinen würden“, sagt Pop.

In beinahe jedem dritten Fall der eingegangenen Meldungen stand den Verbraucherinnen und Verbrauchern neben der Debitkarte keine andere Bankkarte zur Verfügung, so dass sie auf die Mitnahme von Bargeld als Zahlungsmittel angewiesen waren, schreibt die vzbv.

Die Bundeszentrale Verbraucherschutz plädiert vor diesem Hintergrund für die Einführung eines digitalen Euro. Das Karten-Chaos mache deutlich, dass am Ende Verbraucherinnen und Verbraucher den Schaden haben, "wenn wir uns beim Bezahlen von wenigen kommerziellen Anbietern abhängig machen", so Pop. „Mit dem digitalen Euro würde es möglich werden, im gesamten Euroraum nahezu überall bezahlen zu können.“

Auch Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz sieht den digitalen Euro als ideale Ergänzung zum Bargeld. Er halte es daher für sinnvoll, dass die EU-Kommission jüngst zeitgleich Gesetzesvorschläge sowohl zum digitalen Euro als auch zum Status des Bargelds vorgelegt habe, sagte er Ende Juli. Die Vorbereitungen für eine digitale Variante der europäischen Gemeinschaftswährung laufen seit Jahren. Ende Juni hat die EU-Kommission ihre Vorschläge für einen Rechtsrahmen für den digitalen Euro vorgelegt.

Im Zusammenhang mit dem digitalen Euro sorgen sich die Bürgerinnen und Bürger svor allem um die Privatheit von Zahlungen. Die EU-Kommission will, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und nationale Zentralbanken einzelne Nutzer des digitalen Euro "nicht direkt identifizieren können". Pseudonymisierung soll den gläsernen Kunden verhindern. Anonymes Bezahlen geht wohl nur bar.

Die Corona-Pandemie aber hat dem bargeldlosen Bezahlen in Deutschland zum Durchbruch verholfen und dieses ist weiter auf dem Vormarsch. Die US-Konzerne Mastercard und Visa, die neben Kreditkarten auch sogenannte Debitkarten anbieten, versuchen, von diesem Trend zu profitieren. Zwar ist die Girocard der Banken und Sparkassen immer noch das meistbenutzte Zahlungsmittel in Deutschland, doch Mastercard und Visa bauen ihre Martkanteile aus.

In den vergangenen Jahren haben immer mehr Banken die Debitkarte von Visa und Mastercard als ihr „Top-of-Wallet“-Produkt eingeführt. Gleichzeitig wickelt Mastercard seit dem 1. Juli 2023 seinen Debitkartendienst Maestro ab. Das Aus für Maestro-Karten hat die Gemüter erregt. Der Debitkartendienst des US-Konzerns Mastercard war bislang in der Regel Zweitfunktion der Girokarten deutscher Banken und Sparkassen. Maestro ermöglicht, die "EC-Karte" auch im Ausland als Zahlungsmittel und an Geldautomaten einzusetzen. Die Einstellung des Dienstes sei ein Riesenproblem für die Girocard, hieß es immer wieder. Seit 1. Juli dürfen Banken und Sparkassen keine Karten mit der Maestro-Zusatzfunktion mehr ausgeben. Mehrere Millionen Sparkassenkunden haben bereits neue Girocards erhalten, die ein alternatives Debitkartensystem unterstützen – Tendenz steigend.

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Die vom Bundesverband Verbraucherzentrale beschriebenen Probleme hätten Kundinnen und Kunden der Sparkassen nicht, erklärte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) gegenüber heise online. "Anders als viele Wettbewerber haben wir die girocard nicht durch Debitkarten von Mastercard und Visa ersetzt, sondern packen einfach beide Zahlverfahren auf eine Karte", heißt es in einem Statement des DSGV. "Damit können unsere Kundinnen und Kunden weiterhin überall bezahlen – also auch in Behörden, in kleineren Läden und überall dort, wo wirklich nur die girocard akzeptiert wird. Gleichzeitig sorgt die Kombination mit der Debitkarte von Mastercard oder Visa für weltweit größtmögliche Akzeptanz – auch online und in Apps. Die neuen Karten geben die Sparkassen seit einigen Monaten aus."

(akn)