Fußball: KI-Analyse für Amateurvereine​

Was bisher Fußball-Profis vorbehalten war, möchte ein österreichisches Startup auch kleinen Vereinen eröffnen: statistische Analysen von Spielen und Spielern.

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Spielzene in einem kleinen Fußballstadion; fast jeder Spieler ist mit einem virtuellen Rahmen umfasst, darüber stehen jeweils Ziffern

Der Screenshot zeigt eine Spielszene im Stadion des Wiener Sport-Club, bei der Zone14 Stats die einzelnen Spieler mittels Computer Vision erfasst und ihre Laufwege auswertet.

(Bild: Zone 14)

Lesezeit: 3 Min.

Künstliche Intelligenz hält Einzug im Amateur-Fußball: Das österreichische Startup Zone 14 macht bislang teure Analysen auch für Amateurvereine leistbar. Das Unternehmen vermietet für weniger als 300 Euro monatlich ein Gehäuse mit Rechner und Doppel-Kamera, die ein Spielfeld erfasst; Algorithmen werten das aufgezeichnete Geschehen dann in der Cloud aus. So erhält der Trainer umgehend statistische Auswertungen. Neu im Angebot ist Computer Vision, die einzelne Spieler verfolgt und deren Bewegungen auswertet, ganz ohne GPS-Tracker.

Eine Doppelkamera reicht aus, um das Spielfeld zu erfassen.

(Bild: Zone 14)

Bislang erfordern solche Auswertungen viel manuelle Arbeit und entsprechende Wartezeiten. Leisten können sich das in der Regel nur professionelle Fußballorganisationen. Zone 14 möchte das ändern. Seit 2021 bietet es sein KI-Kamerasystem Zone14 Replay an, das bereits von 53 Fußballvereinen in vier Ländern genutzt wird. Der Eintritt in den deutschen Markt läuft, der VfB Friedrichshafen aus der Landesliga Württemberg ist einer der ersten deutschen Kunden.

Zone14 Replay erstellt automatisch Spielzusammenfassungen; entscheidende Szenen können schon kurz nach dem Spiel gemeinsam angesehen und besprochen werden. Zusätzlich können selbst gewählte Spielszenen schön während des Spiels in einer App markiert und in die Playlist für die Nachbesprechung gesetzt werden.

Ab Dienstag neu im Angebot ist Zone14 Stats. Dabei verfolgt die Computer Vision des Systems einzelne Spieler anhand deren Aussehens und Bewegungsmustern sowie deren Platzierung in Formationen. Ausgewertet werden beispielsweise gelaufene Kilometer, Zahl der Sprints, wahre Position, Abstände zwischen den Linien, durchschnittliche Geschwindigkeit und Höchsttempo. Die einzelnen Zählungen sind gleich mit der entsprechenden Szene der Videoaufzeichnung verknüpft, sodass der Trainer den Kontext erfassen kann.

Ganz ausgereift ist das System noch nicht. Auf der Roadmap steht die automatische Erkennung von Toren, Schüssen und Pässen. Doch schon jetzt seien die Auswertungen wertvoll, sind sich die drei Gründer sicher. Die Statistiken helfen demnach Amateurteams bei Taktiktraining und Aufstellung der Mannschaft. Gleichzeitig würden fundierte Entscheidungen auf Basis statistischer Erhebungen die Motivation der Spieler heben, weil Trainerentscheidungen damit besser nachvollziehbar seien.

Die Idee für Zone 14 kam den drei Gründern Lukas Grömer, Tobias Gahleitner und Simon Schmiderer bei einem abendlichen isotonischen Getränk im Jahr 2019. Ihnen ist wichtig, dass ihr System auch mit einfachen Kameras bei bescheidenen Witterungsverhältnissen funktioniert. Unterstützung haben sie unter anderem beim Innovationsfonds der Stadt Wien, dem Förderprogramm des Austria Wirtschaftsservice für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz, der Entrepreneurship Initiative der Fachhochschule Technikum Wien sowie österreichischen Wagniskapitalgebern erfahren. Der Firmenname spielt auf jenen Bereich des Spielfeldes im Zentrum unmittelbar vor dem gegnerischen Strafraum an, dem häufig wichtige Spielzüge entspringen.

Screenshot aus Zone14 Stats

(Bild: Zone 14)

(ds)