Weltraumteleskop James Webb: Neue Hinweise auf gigantische Wasserwelt gefunden

Für die Suche nach außerirdischem Leben sollten wir uns nicht auf erdähnliche Planeten beschränken, meint ein Astronom und stellt einen spannenden Fund vor.

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Großer von Wasser bedeckter Planet um kleinen Roten Stern

So könnte K2-18 b aussehen

(Bild: NASA, CSA, ESA, J. Olmstead (STScI), N. Madhusudhan (Cambridge University))

Lesezeit: 4 Min.

Mit dem Weltraumteleskop James Webb wurden bei einem zunehmend interessanter werdenden Exoplaneten weitere Hinweise auf einen immensen Ozean und sogar die mögliche Spur eines Stoffs gefunden, der auf der Erde nur von Organismen produziert wird. Das hat die Europäische Weltraumagentur ESA jetzt mitgeteilt und erklärt, dass sich damit die Hinweise darauf verdichten, dass es sich bei dem Himmelskörper K2-18 b um eine riesige Wasserwelt handelt, auf der sogar Leben möglich sein könnte. Entdeckt wurden demnach nun Spuren von Methan und Kohlenstoffdioxid, sowie ein Mangel an Ammoniak, was zu einem Ozean passen würde. Außerdem habe man einen – nicht ausreichend robusten – Hinweis auf Dimethylsulfid (DMS, beziehungsweise C2H6S) entdeckt. Diese Verbindung wird auf der Erde lediglich von Lebewesen produziert und sorgt etwa für den typischen Geruch des Meeres.

K2-18 b umkreist seinen Stern etwa 120 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist eine Supererde oder Sub- beziehungsweise Mini-Neptun. Alle Bezeichnungen weisen darauf hin, dass es für den Himmelskörper, der auf die neunfache Masse und den zweieinhalbfachen Radius unserer Erde kommt, keine Entsprechung im Sonnensystem gibt. Auch deshalb sind die Objekte vergleichsweise wenig erforscht, zuletzt hat es aber immer mehr Theorien dazu gegeben, denen zufolge es sich bei vielen davon um sogenannte "hyzänische" Planeten – von den englischen Begriffen für Wasserstoff ("hydrogen") und ("ocean") – handeln könnte, also Wasserwelten. K2-18 b steht im Zentrum dieser Debatten, seit dort vor vier Jahren Wasser nachgewiesen wurde. Das war damals erstmals bei einem Exoplaneten in der habitablen Zone seines Sterns gelungen. In der Folge waren Himmelskörper wie K2-18 b zu besonders interessanten Zielen bei der Suche nach möglicherweise lebensfreundlichen Welten geworden.

Auch jetzt wollen die für den jüngsten Nachweis verantwortlichen Forscher und Forscherinnen aber offenbar allzu euphorischen Medienberichten entgegenwirken. Auch wenn sich K2-18 b in jenem Bereich um seinen Stern befinde, in dem flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche möglich ist und dort nun Kohlenstoffverbindungen nachgewiesen wurden, heiße das nicht automatisch, dass es dort Leben geben kann. Der Exoplanet sei so groß, dass sein Inneres vermutlich aus hochverdichtetem Eis bestehe, das von einem Ozean und einer an Wasserstoff reichen Atmosphäre umgeben sei. Es sei aber möglich, dass dieser Ozean zu heiß für Leben sei oder auch gar nicht flüssig. Der Nachweis von außerirdischem Leben sei aber das "ultimative Ziel" und die neuen Erkenntnisse über die möglichen Wasserwelten jetzt ein weiterer vielversprechender Schritt auf dem Weg dahin. Mit dem Weltraumteleskop James Webb werde man die ferne Welt weiter untersuchen.

Das ermittelte Spektrum und das beste dazu passende Modell

(Bild: NASA, CSA, ESA, J. Olmstead (STScI), N. Madhusudhan (Cambridge University))

Außerdem mache der Fund deutlich, dass man bei der Suche nach außerirdischem Leben die unterschiedlichsten Umgebungen in den Blick nehmen sollte, ergänzt Studienleiter Nikku Madhusudhan von der Universität Cambridge. Bisher habe man sich dabei vor allem auf erdähnliche Gesteinsplaneten fokussiert, gleichzeitig sind die viel größeren Wasserwelten deutlich leichter zu erforschen. Zudem handle es sich bei den Mini-Neptunen um den häufigsten Exoplanetentyp in der Galaxis. Gefunden wurden die Stoffe dort jetzt mit den Instrumenten NIRISS und NIRSpec des Weltraumteleskops James Webb. Bei einem Transit des Exoplaneten vor seinem Stern seien dafür Daten mit einer Präzision gesammelt worden, für die Hubble acht solcher Durchgänge gebraucht hätte, erklärt das Team noch. Die wissenschaftliche Studie dazu wird in den Astrophysical Journal Letters erscheinen. Als Nächstes soll der Himmelskörper mit dem Mid-InfraRed Instrument (MIRI) vermessen werden.

(mho)