Instagram: Übersetzung palästinensischer Profile ergänzte das Wort "Terrorist"

Die automatische Übersetzungsfunktion von Instagram hat vorübergehend palästinensische Profilseiten um das Wort "Terrorist" ergänzt. Meta hat sich entschuldigt.

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(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Nachdem auf Instagram-Profilen Formulierungen mit den arabischen Begriffen für "Palästinenser" und "Gott sei Dank" bei der automatischen Übersetzung ins Englische um das Wort "Terrorist" ergänzt hat, hat sich Meta für den "Bug" entschuldigt. Ein Problem, das "kurzzeitig für unangemessene Übersetzungen aus dem Arabischen" gesorgt habe, sei behoben worden, teilte der US-Konzern dem Guardian mit. Was genau für den Fehler verantwortlich war, habe Meta nicht erklärt, deswegen kann nur darüber spekuliert werden, ob die Ursache bei der automatisierten Übersetzung lag, im Trainingsmaterial oder bei den Menschen, die daran beteiligt sind. Aus dem palästinensischen Gazastreifen war vor zwei Wochen ein blutiger Terrorangriff auf Israel ausgeführt worden.

In einem rasch viral gegangenen Video hatte der TikTok-Influencer Shayaan Khan auf die falsche Übersetzung aufmerksam gemacht und das Problem vorgeführt. Sobald in einem Profil die arabischen Begriffe für "Palästinenser", die palästinensische Flagge und die verbreitete Formel "al-Hamdu li-Llāh" (الحمد لله ) für "Lob sei Gott" oder "Gott sei Dank" auftauchten, wurde demnach bei der Übersetzung das Wort "Terrorist" ergänzt. Das passierte dem Beispiel zufolge sogar, wenn Teile davon bereits in Englisch geschrieben wurden. In einem späteren Video hat Khan ergänzt, dass das Problem mindestens für mehrere Stunden bestanden hat, aber kurz nach der Veröffentlichung seiner Beschreibung behoben wurde.

Publik wurde der Fehler damit parallel zu Vorwürfen gegen Meta, laut denen propalästinensische Beiträge auf der beliebten App absichtlich zensiert und weniger sichtbar gemacht würden. Die hat der Guardian am Mittwoch zusammengefasst, auch TechCrunch hat eine lange Liste mit Beispielen. Sogar Journalisten haben demnach kritisiert, dass arabische Beiträge über die Vorgänge im Gazastreifen auf Instagram versteckt würden. Meta habe versichert, dass es zu keiner Zeit die Absicht des Konzerns sei, eine bestimmte Gruppe zu unterdrücken und aktuell nur besonders viele Meldungen eingingen, weswegen Fehler bei der Entfernung von Inhalten geschehen könnten. Das hat der Konzern aber schon früher versichert und auch damals waren vor allem pro-palästinensische Inhalte betroffen.

Die Kritik an Meta erfolgt jetzt vor dem Hintergrund der jüngsten Eskalation im Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen. Die palästinensische Terrororganisation hat vor zwei Wochen israelische Gemeinden an der Grenze mit äußerster Brutalität attackiert, mehr als 1000 Menschen getötet und hunderte Geiseln genommen. Israel hat darauf mit Luftangriffen reagiert und bereitet jetzt einen Einmarsch in das dicht besiedelte Gebiet vor. Online werden die Geschehnisse von einer Flut an Berichten und Desinformation begleitet, die vor allem die sozialen Netzwerke vor besondere Herausforderungen stellen. Die Europäische Union prüft deshalb bei mehreren Diensten, ob sie ihren Moderationspflichten laut dem Digital Services Act nachkommen.

(mho)