Die Woche: Smartphone-Linux sucht Apps

Obwohl die LiMo-Plattform in über 50 Smartphones von einem halben Dutzend Herstellern steckt, blieb der LiMo-Hype bislang aus. Eine neu gegründete Initiative für eine geräteübergreifende App-Plattform könnte das ändern.

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Die LiMo Foundation ist vor allem bei Geräteherstellern, Netzbetreibern und Mobilfunkanbietern beliebt: Mitglieder dieses exklusiven Clubs mit fünf- und sechsstelligen Jahresbeiträgen können sich im Common Code Pool der Foundation frei bedienen und sich mit wenig Aufwand eine lizenzkostenfreie Linux-Firmware für ihre Smartphones zusammenbasteln. Während Google bei der konkurrierenden Open Handset Alliance den Funktionsumfang und die Bedienoberfläche von Android weitgehend vorgibt, haben die LiMo-Mitglieder bei der Gestaltung ihrer Firmware freie Hand: Sie entscheiden nahezu frei über das Branding, die Oberfläche und den Funktionsumfang der Firmware.

Ohne eine einheitliche Optik oder typische Erkennungsmerkmale bemerken die meisten Anwender jedoch gar nicht, dass sie ein LiMo-Phone besitzen. Es spielt für sie auch keine Rolle, da sie keinen Nutzen aus der vereinheitlichten Smartphone-Plattform unter der Bedienoberfläche haben. Wie bei proprietären Smartphone-Systemen auch können die Anwender weder den Funktionsumfang anpassen noch an der Weiterentwicklung des Systems mitwirken. Die Code-Basis steht nur den zahlenden Mitgliedern offen.

Auch auf nachinstallierbare Applikationen halten die LiMo-Mitglieder ihren Daumen: Solche Apps sollten es vor allem Mobilfunkprovidern ermöglichen, spezielle (und natürlich kostenpflichtige) Dienste anzubieten. Bislang hat sich jedoch noch kein Provider die Mühe gemacht, eigene Apps für die einzelnen LiMo-Smartphones zu entwickeln, und eine aktive Entwicklergemeinde wie bei Android oder beim iPhone gibt es nicht. Dabei sind sich die Experten einig, dass Apps für Smartphones und andere mobile Geräte der Markt der Zukunft sind.

Um das Geschäft mit den Apps nicht Googles Android Market und Apples iTunes-App-Store zu überlassen, gründeten die weltweit führenden Mobilfunkanbieter, darunter AT&T, China Mobile, die Deutsche Telekom, NTT DoCoMo, Orange, Verizon Wireless und Vodafone, sowie die Gerätehersteller LG, Samsung und Sony Ericsson Mitte Februar die Wohlesale Application Community (WAC). Das Konsortium soll eine einheitliche App-Plattform für Smartphones verschiedener Hersteller erarbeiten, sodass einmal für die WAC-Plattform entwickelte Apps ohne Veränderung auf allen zum Standard kompatiblen Geräten funktionieren. Dazu will die WAC den BONDI-Standard der Mitte 2009 gegründeten Open Mobile Terminal Plattform (OMTP) verwenden – deren Gründungsmitglieder allesamt ebenfalls Gründungsmitglieder der WAC sind.

Das klingt nach einer idealen Ergänzung zur LiMo Foundation mit ihrem Firmware-Baukasten, der die meisten WAC- und OMTP-Mitglieder übrigens ebenfalls angehören. Kein Wunder also, dass Morgan Gillis, Executive Director der LiMo Foundation, in einem offenen Brief vollmunding die volle Unterstützung der WAC seitens der LiMo Foundation ankündigt und gleich hervorhebt, dass man ja auch schon BONDI-kompatible SDKs im Einsatz habe.

Die Wholesale Application Community könnte sich für die LiMo Foundation als echter Glücksfall entpuppen: Findet sich eine aktive App-Entwickler-Community zusammen und gelingt es, einen App-Shop nach Vorbild des iTunes-App-Store oder des Android Market aufzubauen, könnten die LiMo-Smartphones einen ähnlichen Hype erfahren wie Android und das iPhone.

Allerdings bedeutet die Öffnung in Richtung App-Store gleichzeitig auch, dass die LiMo Foundation ihre bisherige Strategie ändern müsste: Der Anwender könnte über den Funktionsumfang ihrer Smartphones mitentscheiden und möglicherweise vom Mobilfunkanbieter ungeliebte Dienste wie VoIP nachrüsten. Dies ließe sich nur eindämmen, indem die Provider eigene App-Shops aufziehen und dort nur ausgewählte Apps anbieten. Doch das hat schon in der Vergangenheit nicht funktioniert. (mid) (mid)