Weltraumschrott: Neue Methode soll auch viel kleinere Objekte sichtbar machen

Geht es um Weltraumschrott, sind wir ziemlich blind – obwohl die Menge wächst. Eine neue Methode könnte dabei helfen, kleinere Trümmerstücke zu kartieren.

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Weltraumschrott um die Erde

(Bild: Dotted Yeti/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Bislang sind wir für die kleinsten Stücke Weltraummüll weitgehend blind, aber wenn die miteinander kollidieren, lösen sie kleine Energieblitze aus, die sich von der Erde aus nachweisen lassen. Mit dem richtigen Equipment ließe sich über die Analyse solcher Signale eine deutlich genauere Karte der nicht ungefährlichen Objekte in der Erdumlaufbahn erstellen lassen. Das jedenfalls meint ein Forschungsteam aus den USA, das die Methode jetzt auf der zweiten Konferenz zu Weltraumschrott vorgestellt hat. Zwar würden die ursprünglichen Entladungen nur Bruchteile von Sekunden dauern, schränkt das Team ein, aber wenn sich danach eine kleine Trümmerwolke bildet, könnten auch nachweisbare statische Entladungen folgen.

Über die Beobachtung solcher Entladungen könnten wir ein viel genaueres Bild des Weltraummülls erhalten, von dem wir bislang nur einen Bruchteil kennen. So sind gegenwärtig von der Erdoberfläche aus nur Objekte zu erkennen, die größer sind als ein kleiner Ball. Die werden visuell oder mit Radarantennen kartiert, machen aber weniger als einen Prozent des gesamten Weltraumschrotts aus, schreibt das Team. Die restlichen Objekte sind teilweise deutlich kleiner, aber auch ein Stück von der Größe einer Pflaume könne mit der Geschwindigkeit, mit der Objekte dort unterwegs sind, einen Satelliten zerstören. Denn bei einer Kollision im Orbit könne auch solch ein Objekt Energien freisetzen, die bei einem Autounfall auf dem Highway auftreten.

Bislang hat das Team um Nilton Renno von der Universität Michigan die Methode nur in Simulationen ausprobiert. Dabei sei aber ermittelt worden, dass die Kollsion zweier kleiner Stücke Aluminium im Erdorbit genug Energie freisetzen dürfte, um mit einer 26-Meter-Antenne nachweisbar zu sein. Um das zu überprüfen, sollen die Simulationen nun noch weiter verbessert und dann echte Signale mit den Antennen des Deep Space Networks der NASA gesucht werden. Außerdem will die Gruppe echte Objekte mit Orbitalgeschwindigkeiten kollidieren lassen, um dabei entstehende Signale zu vermessen. Sollte sich ihre Methode als praktikabel erweisen, könnte damit künftig nicht nur ermittelt werden, wo sich besonders viel Weltraumschrott befindet, sondern auch, aus welchem Material er jeweils zusammengesetzt ist.

Weltraumschrott ist für die Raumfahrt ein wachsendes Problem. Trümmer und inaktive Satelliten rasen mit immensen Geschwindigkeiten um die Erde. Weil auch kleinste Teile andere Satelliten zerstören und dabei neuen Weltraumschrott erschaffen könnten, besteht immer die Gefahr einer Kettenreaktion. Dadurch könnten schlimmstenfalls komplette Bahnen im Erdorbit leer gefegt werden, die dortigen Satelliten also zerstört werden. Zuletzt waren solche Kollisionen von Weltraumschrott, mit womöglich katastrophalen Folgen mehrfach offenbar nur äußerst knapp ausgeblieben. Renno hat den Vorschlag für eine neue Art der Suche bei der zweiten Internationalen Orbital Debris Conference in Texas vorgestellt.

(mho)