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Bahnkonzern Siemens sucht Admin für Windows 3.11 for Workgroups

Der Bahnkonzern Siemens sucht in einer Stellenanzeige nach Administratoren für Windows 3.11 for Workgroups. Ja, die Bahn setzt es immer noch ein.

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Windows 3.1-Desktop

Der Windows 3.1-Desktop

(Bild: Screenshot / dmk / archive.org)

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Lesezeit: 4 Min.
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Eine Stellenanzeige mutmaßlich der Bahn oder des Bahnkonzerns Siemens wirkt auf den ersten Blick wie ein irrlaufender Wiedergänger aus der Vergangenheit. Darin suchte das Unternehmen nach Administratoren für Windows 3.11. Der Betriebssystemaufsatz Windows 3.11 wird in wenigen Tagen 30 Jahre alt, es erschien im Februar 1994. Windows for Workgroups 3.11 erschien ein Quartal früher und tauchte in der Stellenanzeige ebenfalls auf. "Tauchte", weil etwa gegen 11:30 Uhr am heutigen Montag die Stellenanzeige aus nicht näher erläuterten Gründen vom Netz genommen wurde, auch in anderen Job-Portalen, wo sie geschaltet war. Eine Anfrage von heise online zu den Details der Stellenanzeige bei Gulp blieb bisher unbeantwortet.

Die Bahn sucht nach Administratoren für Windows 3.11.

(Bild: Screenshot / dmk / gulp.de)

Windows 3.11 for Workgroups ergibt deshalb Sinn, da die Stelle als "Remote" ausgeschrieben war. Daher sollte ein TCP-IP-Stack für Fernwartung vorhanden sein. Das Aufgabenspektrum, das die Bahn sich vorstellte, umfasste die Aktualisierung von Treibern sowie die Pflege des Altsystems. Bewerber sollen Kenntnisse in Windows 3.11 haben, präziser in den "Legacy-Betriebssystemen und Windows-Managern (insbesondere MS DOS und Windows for Workgroups)".

Die Stellenbeschreibung war etwas unglücklich formuliert. Möglicherweise kam eine KI zur Ausformulierung zum Einsatz, was ebenfalls auf die Aktualität der Meldung deutet. Das könnte auch der Grund für den Rückzug der Ausschreibung sein.

"Das Ergebnis Ihrer Arbeit ist eine hochwertige Display-Software, deren Schnittstellen zur Fahrzeugsteuerung bzw. Fahrzeugleittechnik reibungslos funktionieren", forderte die Bahn. Das Anzeigesystem in den Führerständen von Hochgeschwindigkeits- und Regionalzügen zeige dem Fahrer die wichtigsten technischen Daten in Echtzeit an, erklärte das Unternehmen weiter. Das gewünschte Ergebnis lässt sich bei genauer Betrachtung eigentlich nur sicherstellen, wenn man gegebenenfalls selbst Hand an den Programmcode anlegt.

Allerdings sagte die Aufgabenbeschreibung lediglich, dass die Administratoren "Treiber aktualisieren" sollen. Auch das könnte schwer sein: Anbieter "normaler" Produkte bieten keine Treiber für ein derart altes System mehr an. Selbst programmieren wäre auch da eine Lösung. Womöglich hat die Bahn aber entsprechende Wartungsverträge mit Hardware-Anbietern von damals, die die Software-Pflege auf viele Jahrzehnte sichern. Explizit erläuterte die Stellenanzeige das jedoch nicht. Es war auch nicht ersichtlich, welche Pflege die Altsysteme benötigen würden. Beim Auswerten von Daten könnten temporäre Dateien anfallen, sodass Systemreinigungen und Defragmentierungen alter Festplatten noch sinnvoll sein könnten. Auch hier blieb die Stellenbeschreibung oberflächlich.

Gerne sollten Bewerber jedoch bereits Kenntnisse von Systemen der Deutschen Bahn wie Sibas (Siemens Bahn Automatisierungs System) haben, auch seien "Kenntnisse mit bildgebenden Systemen oder im Bahnbereich von Vorteil". Beobachter gehen davon aus, dass die Stelle eher bei Siemens als direkt bei der Bahn angesiedelt ist – die sitzen nämlich ebenfalls in Erlangen, was als Ort in der Stellenanzeige ausgewiesen war.

Systeme sind bei der Bahn oft viele Jahrzehnte im Einsatz, was mit modernen und gewohnten Produkt-Lebenszyklen nicht viel gemein hat. Neue Entwicklungen für die Bahn haben auch langen Vorlauf. Erst 2015 wurde die ICE-Flotte etwa mit einer Sitzplatzreservierung ausgestattet, die per DFÜ die Informationen ausliefert. Bis dahin war es üblich, die Daten auf Disketten zu liefern.

Eine Sprecherin von Siemens Mobility erklärte gegenüber heise online, dass das Unternehmen "bestätigt, dass es sich bei dieser Stellenausschreibung um eine Anforderung aus unserem Hause handelt". Sie führte weiter aus: "Nachdem Züge und Bahninfrastruktur eine Lebenszeit von 30 Jahren und mehr haben, kommen bei unseren Kunden weiterhin auch bewährte branchenübliche Altsysteme sicher zum Einsatz". Für diese stelle das Unternehmen über den gesamten Lebenszyklus die Systembetreuung und -wartung sicher. "Bei neu entwickelten Produkten kommen selbstverständlich hochmoderne, teils KI-basierte Softwaresysteme zum Einsatz", ergänzte die Unternehmenssprecherin abschließend.

Wer Windows 3.11 for Workgroups noch einmal anfassen möchte, muss dafür keine alte Hardware entstauben oder erst Installationsmedien suchen. Das Internet Archiv stellt eine im Browser lauffähige Version für die Zeitreise zurück nach 1993 bereit.

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Update

03.01., 06:56h: Ergänzt, dass die Hinweise darauf deuten, dass die Stelle eher bei Siemens als direkt bei der Bahn angesiedelt war.

31.01., 17:56h: Stellungnahme von Siemens ergänzt. Betriebssystem in Betriebssystemaufsatz korrigiert.

(dmk)