Vor Gericht: OpenAI wirft New York Times vor, ChatGPT "gehackt" zu haben

Die New York Times wirft OpenAI vor, dass ChatGPT Artikel einfach widerrechtlich kopiert. Dafür habe der Chatbot "gehackt" werden müssen, entgegnet die Firma.

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Gebäude der New York Times

(Bild: Osugi/Shutterstock.com)

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OpenAI wirft der New York Times vor, die eigene Technik "gehackt" zu haben, um die "höchst außergewöhnlichen" Resultate zu bekommen, die als Grundlage einer Klage wegen Urheberrechtsverletzungen dienen. Das geht aus einem Antrag hervor, den das KI-Unternehmen beim zuständigen Gericht in New York eingereicht hat. Der Zeitung sei es lediglich dank eines Bugs und Zehntausender Versuche gelungen, ChatGPT dazu zu bringen, Kopien von Artikeln der New York Times auszugeben, an die man sonst nur mit einem kostenpflichtigen Abo kommt: "Normale Menschen benutzen die Produkte von OpenAI nicht so", versichert das Unternehmen. Als Konsequenz fordert das Unternehmen das Gericht auf, zentrale Teile des Verfahrens fallenzulassen.

In dem Antrag von OpenAI geht es um mehrere Fälle, in denen es der US-Zeitung gelungen war, ChatGPT dazu zu bringen, Artikel gewissermaßen hinter der Paywall hervorzuholen. Diese "erfundenen Angriffe" eines "Auftragskillers" ("hired gun") der New York Times würden lediglich zeigen, dass die angeblichen Gefahren für die Presse "reine Fiktion" seien. Das gelte auch für die Annahme, dass die Öffentlichkeit dieses Verhalten massenhaft nachahmen würde. Gleichzeitig müsse von dem Gericht die wichtige Frage geklärt werden, ob es Unternehmen wie OpenAI erlaubt sei, "öffentlich verfügbare Inhalte zum KI-Training zu verwenden, damit die Modelle Sprache, Grammatik, Syntax und Fakten verstehen" können.

Ein Anwalt der New York Times hat die Kritik von OpenAI umgehend zurückgewiesen und erklärt, dass das Unternehmen nicht bestreite, millionenfach Produkte der Zeitung kopiert zu haben, um ihre Dienste ohne unsere Erlaubnis zu bauen und zu betreiben. Was das Unternehmen "bizarrerweise" als "Hacking" bezeichne sei einfach nur die Verwendung der Produkte von OpenAI, "um nach Beweisen dafür zu suchen, dass sie die urheberrechtlich geschützten Werke der Times gestohlen und reproduziert haben": "Und das ist genau das, was wir gefunden haben." Welcher Argumentation sich das Gericht anschließt, kann erhebliche Folgen für die KI-Industrie insgesamt haben.

Als erstes großes Medienunternehmen hatte die New York Times Ende Dezember Klage gegen OpenAI und Microsoft eingereicht. Beide sollen unerlaubt Millionen von Artikeln der Zeitung verwendet zu haben, um die von ihnen entwickelte KI-Technik zu trainieren. Die Zeitung verlangt, dass die Beklagten wegen des rechtswidrigen Kopierens der "einzigartigen und wertvollen Werke" für einen Schaden in Milliardenhöhe verantwortlich gemacht werden. Außerdem sollen sie alle Daten der urheberrechtlich geschützten Artikel löschen, die sie zum Training ihrer KI-Sprachmodelle benutzt haben. Bevor die Zeitung die Klage (:23-cv-11195) eingereicht hat, waren Gespräche über eine Lizenzierung der eigenen Inhalte gescheitert. Mit anderen Medien konnte sich OpenAI auf solche Verträge einigen.

(mho)