Russland hat angeblich Antisatellitenwaffe ins All und zu US-Satellit geschickt

Vor einer Woche hat Russland einen Satelliten ins All geschickt, der nun bei einem US-Spionagesatelliten unterwegs ist. Washington spricht von einer Waffe.

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Sonnenaufgang hinter der Erde

(Bild: muratart/Shutterstock.com)

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Russland hat vor wenigen Tagen womöglich einen Satelliten ins All geschickt, der in der Lage ist, andere Satelliten im niedrigen Erdorbit (ELO) zu attackieren und es primär auf einen US-Spionagesatelliten abgesehen hat. Zu dem Schluss ist zumindest die US-Regierung gekommen, wie ein Sprecher des Pentagon und vorher bereits der UN-Botschafter des Landes erklärt haben. Unabhängigen Beobachtungen zufolge können sich beide dabei nur auf einen Satelliten beziehen, der am 16. Mai vom russischen Kosmodrom Plessezk gestartet wurde und den Namen "Kosmos 2576" trägt. Dessen Bahn gleicht auffallend der des US-Spionagesatelliten USA 314, hat etwa der niederländische Experte Marco Langbroek ermittelt. Der russische Satellit verhält sich ähnlich, wie Vorgänger, die 2019 und 2022 beobachtet wurden.

Publik gemacht hat die US-Regierung den Vorwurf erstmals am Montag vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Dort war eine russische Resolution gegen ein Wettrüsten im Weltraum gescheitert, nachdem von den 15 Mitgliedsstaaten sieben dafür und sieben dagegen gestimmt haben, bei einem Veto der USA. Die US-Regierung hat Russland erneut eine manipulative Taktik vorgeworfen und den Vorwurf erneuert, dass Russland Atomwaffen im Weltraum stationieren will. Bei der Gelegenheit hat der US-Botschafter Robert Wood erklärt, dass Russland außerdem an militärischen Fähigkeiten zum Einsatz gegen Satelliten arbeite und konkret auf den Satellitenstart vom 16. Mai verwiesen. Russland hat die Vorwürfe der USA zurückgewiesen.

Am gestrigen Dienstag hat der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums jetzt ergänzt, dass sich der neue Satellit in derselben Umlaufbahn befinde wie ein Satellit der US-Regierung. Auf die Nachfrage, ob er für den eine Bedrohung darstelle, antwortete er lediglich: "Sagen wir es einmal so, es ist eine Antisatellitenwaffe im selben Orbit wie ein Satellit der US-Regierung, also …" Zu den Fähigkeiten, die die US-Regierung dem Satelliten zuschreibt, äußerte er sich aber nicht. In einem ähnlichen Fall, auf dem er wohl Bezug genommen hat, hat das US-Militär vor zwei Jahren Russland für den Einsatz eines Satelliten kritisiert, der einen der USA wohl ausspionieren sollte. "Das Verhalten ist völlig unverantwortlich", hieß es. Gleichzeitig war damals aber nicht von einem möglichen Angriff auf den eigenen Satelliten die Rede.

Im Februar haben US-Berichte über atomare Ambitionen Russlands im Weltraum für Aufsehen gesorgt. Das nukleare Potenzial solle sich gegen Satelliten richten und könne damit eine Bedrohung für die nationale wie die internationale Sicherheit darstellen, hieß es. US-Präsident Joe Biden sagte aber auch, es bestehe "keine nukleare Bedrohung für die Menschen in Amerika oder anderswo auf der Welt". Russlands Präsident Wladimir Putin reagierte auf die Berichte und versicherte, man sei gegen eine Stationierung von Atomwaffen im Weltall. Die Auseinandersetzung wird seitdem auch vor dem UN-Sicherheitsrat ausgetragen, wo beide Staaten mit Resolutionen zum Thema gescheitert sind.

(mho)