CFP: Frankreich setzt sich international für Open Source ein

Erfolgreiches E-Government ist für die französischen Netzregulierer ohne die Transparenz und die Adaptionsmöglichkeiten, die freie Software bietet, nicht vorstellbar.

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Bernard Benhamou, zuständig für Zukunftsfragen und Internetregulierung im Bereich der E-Government-Entwicklung im Büro des französischen Premierministers, gab auf der Konferenz Computers, Freedom & Privacy (CFP) ein Plädoyer für Open Source ab. Das E-Government wird sich seiner Ansicht nach als die wichtigste Verbindung zwischen Staat, Bürgern und der Wirtschaft etablieren. Um dieses Verhältnis fruchtbar zu machen, müsse zwischen allen Beteiligten Vertrauen bestehen. "Für die meisten Systeme brauchen wir dafür Gewissheit, dass die ausgetauschten Informationen Bestand haben und unter demokratischer Kontrolle bleiben", erklärte Benhamou. Open Source sei daher die beste Wahl, um Transparenz zu gewährleisten. Nur mit Lizenzbedingungen für offenen Quellcode seien Monokulturen in der Softwarewelt sowie damit einhergehende Kostenfallen effektiv zu verhindern und Innovationen zu fördern.

Der Einsatz von freier Software ist für den französischen Regierungsvertreter zu einer immens wichtigen politischen Frage geworden. E-Government müsse unter einem sehr langfristigen Horizont betrachtet werden: "Der Zugang zu den Daten muss auch in 100 Jahren noch möglich sein", konstatierte Benhamou. Proprietäre Formate seien dabei hinderlich. Zudem werde E-Government in den Entwicklungsländern voraussichtlich ohnehin mit Open-Source-Software aufgebaut, um die Lizenzkosten für proprietäre Computerprogramme einzusparen und Übersetzungen in mehr Sprachen zu ermöglichen. Um auch in diese Richtung den Datenaustausch sicherzustellen, komme man um freie Software nicht herum. Zu guter letzt wird sich der Open-Source-Ansatz auch bei Hardware mittelfristig durchsetzen, glaubt Benhamou. Derlei Systeme würden von großen, verteilten Entwicklergruppen vorangebracht.

Tom Kalil, Berater des Kanzlers für Wissenschaft und Technologie der University of California in Berkeley, bestätigte die Franzosen in ihrem Kurs. Die Förderung von Open-Source-Software ist ihm zufolge ein ideales Mittel, um den größten "Return on Investment" aus den ausgegebenen Millionen für Forschung und Entwicklung zu ziehen. Denn wenn die staatliche Unterstützung an die Veröffentlichung der Programme unter Open-Source-Lizenzen gebunden werde, sei die freie Verfügbarkeit der Ergebnisse gewährleistet. Mit derlei gezielten finanziellen Hilfen könnte auch Software für Anwendungen im Bildungs- oder Gesundheitsbereich entstehen, die einen hohen gesellschaftlichen, aber nur geringen Vermarktungswert habe. Kalil denkt dabei beispielsweise an Computeranwendungen, die der ansteigenden Zahl von Schülern oder Erwachsenen mit Lese- und Schreibproblemen einen Ausweg aus dem Analphabetentum zu weisen versuche.

Jason Matusow, Leiter des Shared-Source-Programm von Microsoft, pochte dagegen darauf, dass Regierungen keinen "korrekten" Weg für die Produktion von Software vorgeben dürften. Die gewünschte Transparenz habe nichts mit Rechten zur Modifikation von Applikationen und Quellcode zu tun. Auch können offene Standards seiner Ansicht nach Firmen nicht bestimmte Nutzungsweisen für die Software vorschreiben.

Zur Konferenz Computers, Freedom & Privacy 2004 siehe auch:

(Stefan Krempl) / (jk)