Europäisches Superteleskop sucht auch nach Außerirdischen

Während Radioobservatorien üblicherweise den Gigahertzbereich abdecken, soll Lofar seine Beobachtungen vornehmlich zwischen 10 und 240 Megahertz durchführen. Ein wichtiges Ziel ist es, Signale der ersten Sterne und Schwarzen Löcher zu empfangen. Daneben soll das Observatorium aber auch nach Signalen außerirdischer Zivilisationen suchen.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Bei der Jahrestagung der britischen Royal Astronomical Society in Glasgow hat John McKean vom niederländischen Institut für Radioastronomie Astron erste Beobachtungsergebnisse des neuen Radioobservatoriums Lofar (Low Frequency Array) vorgestellt. Obwohl das Observatorium noch gar nicht komplett ist, zeigt sich der Astronom von der Qualität der Daten beeindruckt. "Wir sind noch in der Konstruktionsphase des Projekts und haben bisher 21 von 44 geplanten Stationen errichtet", so McKean. "Aber schon jetzt produzieren wir wirklich herausragende Bilder von Galaxien."

Lofar ist kein klassisches Radioteleskop mit der typischen Satellitenschüssel, sondern besteht aus vielen Empfangsstationen, die über ganz Europa verteilt und über schnelle Datenleitungen miteinander verbunden sind. Mit 36 Stationen stellen die Niederlande den Hauptanteil, gefolgt von Deutschland mit 5 Empfängern. Außerdem werden in Schweden, Großbritannien und Frankreich jeweils eine Empfangsstation erreichtet. Bis zum Sommer dieses Jahres sollen alle Empfangsstationen von Lofar in Betrieb und an den Zentralrechner an der Universität Groningen angeschlossen sein. Die Abstände zwischen zwei Stationen können dann bis zu 1500 Kilometer betragen. Eine so große "Basislinie" ist nötig, um bei den vergleichsweise niedrigen Frequenzen, in denen Lofar das Universum beobachten soll, noch ausreichende Auflösungen zu erzielen.

Während Radioobservatorien üblicherweise den Gigahertzbereich abdecken, soll Lofar seine Beobachtungen vornehmlich zwischen 10 und 240 Megahertz durchführen. Ein wichtiges Ziel ist es, Signale der ersten Sterne und Schwarzen Löcher zu empfangen, die etwa 500.000 Jahre nach dem Urknall entstanden. Daneben soll das Observatorium aber auch nach Signalen außerirdischer Zivilisationen suchen. Das ist insofern bemerkenswert, als sich europäische Observatorien an dieser Suche bislang nur sehr vereinzelt beteiligt haben. Ein neues Observatorium von Anfang an in die SETI-Initiative einzubinden, hat daher durchaus Signalwirkung.

Astron-Mitarbeiter Alan Penny zufolge wird es zunächst darum gehen, Verfahren zu entwickeln, um Störungen durch irdische Sender herauszufiltern. Danach soll Lofar Sternsysteme in unserer kosmischen Nachbarschaft anvisieren, die bislang nur in höheren Frequenzbereichen beobachtet wurden. "Da wir nicht wissen, welche Frequenzen eine außerirdische Zivilisation wählen mag, füllt Lofar eine wichtige Lücke", sagt Penny. "Es ist besonders aufregend, dass dies von einem europäischen Team mit einem pan-europäischen Teleskop vorgenommen wird."

Penny kann sich auf Rückendeckung durch seinen Chef stützen. "Es ist genau 50 Jahre her, dass Frank Drake die ersten SETI-Beobachtungen durchführte", sagt Astron-Direktor Mike Garrett. "Lofar wird die konventionellen Suchstrategien erweitern durch die sehr verschiedenen Frequenzen und den großen Blickwinkel. Die Aussichten sind, gelinde gesagt, sehr spannend." (jk)