Einzelhandel: Selbstbedienungskassen zunehmend verbreitet und gefragt​

2023 boten über 5000 Geschäfte hierzulande einen Self-Check-out an, doppelt so viele wie 2021. Laut einer Umfrage scannen Kunden dort auch verstärkt selbst.​

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(Bild: aslysun/Shutterstock.com)

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Im Super- oder im Baumarkt sowie sogar beim Kleider-Shoppen: In immer mehr Filialen des stationären Einzelhandels gibt es Selbstbedienungskassen. 2023 warteten laut einer Markterhebung des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI mehr als 5000 hiesige Geschäfte mit einer Option zum Self-Check-out auf. Das sind doppelt so viele wie 2021. Selbst die Waren scannen und kontaktlos bezahlen lautet dort die Devise, wobei die Suche nach dem Barcode oft länger dauert als das Kramen nach Kleingeld. Trotzdem ziehen immer mehr Verbraucher den Do-it-yourself-Job dem Warten in der Schlange vor der gängigen Kasse mit hoffentlich versiertem Personal vor: Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Kunden hierzulande sollen mittlerweile SB-Kassen nutzen, knapp jeder Fünfte (19 Prozent) sogar regelmäßig.

Dies geht zumindest aus jetzt veröffentlichten Ergebnissen einer Online-Umfrage des Marktforschungsinstituts Infas Quo zum Nutzungsverhalten der Verbraucher hervor. Auftraggeber war die Firma Euro-Kartensysteme (EKS), die als technischer Dienstleiter der Kreditwirtschaft für das Girocard-System fungiert. Infas Quo befragte für die Studie nach eigenen Angaben übers Internet 1116 Personen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren. Die Resultate seien "Online-repräsentativ"; bei dem Online-Panel begleite man 28.000 Menschen kontinuierlich. Mehr als 500 Merkmale stünden zur Verfügung, um spezielle Teilgruppen zu identifizieren oder in sehr kurzer Zeit zusätzliche Informationen und Feedback durch kurze Befragungen bereitzustellen. Trotzdem gibt es Zweifel an der Repräsentativität und Aussagekraft solcher Umfragen.

Laut der aktuellen Untersuchung scannen besonders bei kleinen Einkäufen von bis zu zehn Artikeln rund zwei Drittel (68 Prozent) aller Nutzer von SB-Kassen selbst ihre Produkte und zahlen sie am Terminal. Dafür zückten die Kunden an den insgesamt über 16.000 Selbstbedienungsterminals in Deutschland am häufigsten die Girocard. Rund 57 Prozent der Nutzer machten die Debitkarte der deutschen Banken und Sparkassen auch beim Self-Check-out zur Nummer Eins beim bargeldlosen Bezahlen. Im März teilte die Initiative deutsche Zahlungssysteme noch mit: Der Großteil der Bevölkerung (90 Prozent) entscheide sich weiter für den gewohnten Einkauf an der Kasse mit Personal. Jeder zweite Kartenzahler wolle aber künftig verstärkt an SB-Terminals auschecken.

Langwieriger wird der Prozess, wenn altersbeschränkte Produkte wie Alkohol oder Zigaretten im Einkaufswagen landen. Denn dann ist eine Altersverifizierung vorgeschrieben. In der Regel muss dafür das Fachpersonal zum Terminal kommen und das Alter der Kaufwilligen prüfen, um den Jugendschutz zu gewährleisten. Das hält laut der Umfrage jeden Dritten (31 Prozent) davon ab, Selbstbedienungskassen anzusteuern. Auf der Girocard sind schon jetzt die erforderlichen Informationen gespeichert, um festzustellen, ob der Karteninhaber 16 oder 18 Jahre alt ist. Eine entsprechende Verifikation ist bereits möglich. Sie erfolgt in der Regel bislang offline mit einem Sicherheitsmodul im Bezahlterminal. Die deutsche Kreditwirtschaft testet den Alterscheck in einem Pilotprojekt auch auf Mobilgeräten. Voraussetzung dafür ist eine digitale, auf Mobile Payment ausgerichtete Girocard im Handy.

72 Prozent der "Do-it-yourself"-Scanner befürworten die Altersbestätigung mit der Debitkarte, um den Jugendschutz zu gewährleisten. Diese Nachweisoption ergänzt laut Euro-Kartensysteme den Trend zur digitalen Wallet, die überall dabei sei. Es gibt aber auch Kritik daran, dass Kunden gerade im Einzelhandel möglichst viel Arbeit übernehmen sollen und die Betreiber aufgrund von Kostendruck und Personalmangel die Auslagerung und Automatisierung von Geschäftsabläufen auf die Spitze treiben. Ein regelrechter Zwang zum Self-Service mache sich breit, monieren Forscher. Nicht jeder Kunde toleriere das.

(mki)