Tragbares Computer-Gedächtnis

Das von einem internationalen Wissenschaftlerteam entwickelte künstliche Gedächtnis soll Fragen wie "Wo habe ich meinen Schlüssel gelassen?" künftig spielend beantworten können.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Ein internationales Wissenschaftlerteam aus Bielefeld, Erlangen, Graz und Surrey will Ende Mai den Prototypen eines tragbaren visuellen Gedächtnisses vorstellen. In dem von der EU geförderten Projekt Vampire verfolgen die Informatiker der Universität Bielefeld zusammen mit Kollegen von drei weiteren europäischen Instituten neue Wege, um dieses Ziel zu erreichen.

Das tragbare künstliche Gedächtnis soll Fragen wie "Wo habe ich meinen Schlüssel gelassen?" künftig spielend beantworten können, teilte die Universität Bielefeld am Dienstag mit. Anders als bei der Stimulation des Gedächtnisses mit Computerhilfe arbeitet dieses System jedoch als direkte Unterstützung: An einem Bergsteigerhelm sind demnach zwei Kameras angebracht, über die das System zuvor definierte Gegenstände erkennen kann. Der Benutzer sieht statt seines eigenen Gesichtsfelds das Bild der Kameras auf einem Spezialdisplay vor den Augen und kann Gegenstände erfassen, einspeichern und über eine Tastatur benennen.

Die Erfassung beim aktuellen Modell läuft über einen virtuellen Zeigestock, der erscheint, wenn der Benutzer den ausgestreckten Zeigefinger zum Beispiel auf ein Telefon richtet. Der Computer fragt dann zu Beginn nach dem Namen des Gegenstands, nimmt Bilder davon auf und generiert eine abstrakte Beschreibung zum Wiedererkennen. Später leuchtet im Display das Wort Telefon auf, wenn ein solches ins Blickfeld gerät. Um dem System das Aussehen von Objekten beizubringen, kommen künstliche neuronale Netze zum Einsatz. Ein spezielles, an der Universität Bielefeld entwickeltes Verfahren führt hier zu besonders kurzer Lernzeit. Und mit ihren Kollegen von der Universität in Surrey bei London entwickeln die Bielefelder Forscher wahrscheinlichkeitstheoretische Verfahren, bei denen auch Umgebungsinformationen in die Erkennung von Objekten oder Handlungen einfließen, um so die Erkennungsleistung des Systems wesentlich robuster zu machen.

Am 26. und 27. Mai laden die Forscher zu einem Workshop im Schlosshotel Pommersfelden (Kreis Bamberg) ein, auf dem sie ihre Ziele und ersten Ergebnisse vor Vertretern der europäischen Industrie vorführen wollen. Die Forschungsgemeinde wird im Juni auf der IEEE Computer Society Conference on Computer Vision and Pattern Recognition Einzelheiten zum Cognitive Vision System for Action Recognition in Office Environments erfahren. (wst)