Mit EDR peilt Bluetooth die nächste Reifestufe an

Mit einer Enhanced Data Rate genannten Erweiterung will die Bluetooth Special Interest Group (SIG) der Funktechnik Bluetooth zu höherem Datendurchsatz verhelfen.

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Hinter den Kulissen werkelte die Bluetooth Special Interest Group schon seit langem an der Enhanced Data Rate genannten Erweiterung der Funktechnik Bluetooth. Nun traut sich die SIG erstmals, konkrete Termine zu nennen -- und gibt endlich Details der Erweiterungen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Das vielleicht Wichtigste: Bluetooth-Geräte mit EDR werden abwärtskompatibel zu Geräten mit Bluetooth 1.1 sein. Die höhere Maximalgeschwindigkeit von brutto 3 MBit/s und netto rund 2,2 MBit/s wird man natürlich nur mit EDR-Chips erreichen. Das dürfte bei guten Funkbedingungen für Durchsatzraten über 240 kByte/s reichen, denn der Verwaltungsanteil bleibt gegenüber der aktuellen Version 1.1 gleich. Mit Bluetooth 1.1 sind Durchsatzraten von maximal 80 kByte/s möglich. Voraussetzung für den Mischbetrieb in einem Pico-Netz, in dem Bluetooth-1.1-Geräte weiterhin brutto 1 MBit/s und netto maximal 723,2 kBit/s übertragen können und in dem wie gehabt bis zu sieben Teilnehmer funken können, ist ein Master mit EDR-Chip.

Die Ingenieure sehen vor allem Änderungen der untersten Bluetooth-Schicht vor (Physical Layer) und sind zuversichtlich, dass sie mit wenig Aufwand zu implementieren sind. Das sollte die Chip-Preise auf gleichem Niveau wie bisher halten. Erste entsprechende Bluetooth-Geräte dürften schnell am Markt erscheinen -- man rechnet mit Anfang 2005 --, weil die höheren Protokollschichten nur geringe Änderungen erfordern.

Interessant ist, wie EDR die höheren Datenraten erreicht: Statt der bisher ausschließlich eingesetzten GFSK-Modulation (Gaussian Frequency Shift Keying), können EDR-Geräte Daten zusätzlich mittels zweier Varianten des Phase Shift Keyings übertragen (pi/4DQPSK für brutto 2 MBit/s sowie 8DPSK für brutto 3 MBit/s). Sie schalten allerdings nur für die Übertragung von Nutzdaten eines der schnelleren Modulationsverfahren ein.

Das Bemerkenswerte dabei: Die Symbolrate bleibt gleich. EDR sendet also 1 Megasymbol pro Sekunde wie Bluetooth 1.0, 1.1 und 1.2, die aber brutto nur 1 MBit/s liefern. So bleiben wesentliche Eigenschaften des Bluetooth-Funks erhalten, etwa Packet-Timing und -Struktur sowie spektrale Eigenschaften -- und daher auch die Abwärtskompatibilität zu Bluetooth 1.1.

Die Anwendungsgebiete der EDR-Erweiterung sind Bildübertragung, Drucken oder auch Synchronisierung, meint die SIG. Damit dürfte es gelingen, auch die letzten Versprechen einzulösen, die die SIG am Start der Bluetooth-Ära ausrief. Weil Bluetooth für diese Anwendungen bisher zu langsam erschien, wurden zum Beispiel kaum Bluetooth-Drucker oder -Kameras entwickelt. Dass EDR auch der drahtlosen Vernetzung via Bluetooth spürbaren Auftrieb bescheren dürfte, führt die SIG nicht auf -- vielleicht ein Zeichen der Bereitschaft zur Koexistenz mit WLAN, das in der verbreiteten Version 802.11b Netto-Durchsatzraten von rund 500 kByte/s liefert. (dz/c't) / (rop)