Weltumspannendes P2P-Radio

Mit Mercora startet in den USA ein nach eigenes Aussagen legales P2P-Radionetz, das es erlaubt, sich in ein weltweites Netz privates Audio-Webcasts einzuklinken.

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Von
  • Volker Zota

Mit Mercora startet in den USA ein nach Angaben der Betreiber legales P2P-Radionetz. Es ermöglicht, sich in ein weltweites Netz privater MP3- und WMA-Webcasts einzuklinken. Mercora, das derzeit als Beta 3 vorliegt, ist indes mehr als ein reiner Webradio-Client: Das Programm bietet umfassende Kommunikationsfunktionen inklusive Instant Messenger, Chat- und Blog-Client, bringt einen eigenen Mediaplayer mit und ermöglicht es, Bilder per P2P zu tauschen.

Der Betreiber hat sich in den USA rechtlich abgesichert. So besitze Mercora eine gesetzliche Genehmigung für "nichtinteraktives Webcasting" gemäß dem Digital Millennium Copyright Act (DMCA, 17 U.S.C. § 114) sowie Verträge mit den wichtigsten US-Verwertungsgesellschaften ASCAP, BMI und SESAC.

Damit das P2P-Radio -- zumindest in den USA -- tatsächlich legal betrieben werden kann, ist Mercora allerdings auf die Fairness der Nutzer angewiesen. So dürfen laut der Verträge keine Programmankündigungen und "Wunschsendungen" über die Webcasts der Anwender gestreamt werden. Natürlich dürfen die privaten Webradios auch nur Songs aus legalen Quellen spielen, also etwa Musik von eigenen Audio-CDs oder von kommerziellen Download-Diensten.

Der Anbieter betont, dass sich die Endanwender keine Gedanken um die Urheberabgaben machen müssten, diese würde Mercora abführen. Finanziert wird Mercora beispielsweise über ein "Affiliate"-Programm, etwa Kaufhinweise für die CD des aktuell gehörten Songs auf Amazon.com. Ganz so Spyware- und werbefrei wie Mercora betont, ist die Software also nicht.

Da Mercora derzeit nur Verträge mit US-amerikanischen Verwertungsgesellschaften hat, ist fraglich, ob der Dienst auch außerhalb der Vereinigten Staaten legal ist. Bislang fehlen trotz der Bemühungen um eine internationale Lizenz für Webcaster noch weitreichende internationale Absprachen zwischen den Verwertern von Audio-Ausstrahlungsrechten. Nicht umsonst haben Napster und Apple lange mit den europäischen Labels und Verwertungsgesellschaften verhandelt, um ihre kommerziellen Dienste nach Europa zu bringen. Theoretisch könnte es sogar passieren, dass deutsche Mercora-Nutzer, die selbst Songs als Webcast anbieten, von der GEMA zur Kasse gebeten werden. Denn immerhin könnte die GEMA das Streaming von Songs der in der Regel bei ihr eingetragenen Künstler als öffentliche Aufführung werten -- nur gut, dass man die eigenen P2P-Radiosendungen in Mercora auch auf einen bestimmten, genau zu definierenden Freundeskreis beschränken kann ... (vza)