Satelliten-Störung: Tausende Windräder nicht steuerbar
In Zentraleuropa sind tausende Windkraftanlagen nicht ansteuerbar. Das Satelliten-Netzwerk KA-SAT ist ausgefallen.
Eine Störung des Satelliten-Netzwerks KA-SAT schränkt den Betrieb von etlichen tausend Windenergieanlagen in Zentraleuropa ein. Allein beim großen deutschen Windenergieanlagen-Hersteller Enercon seien rund 5800 Anlagen betroffen, sagte ein Firmensprecher laut dpa. Die Windkrafträder liefen zwar noch und erzeugten auch Strom, sie seien aber für eine Überwachung und Steuerung aus der Ferne nicht mehr erreichbar.
Betroffen sind demnach 5800 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 11 GW, wie das Handelsblatt berichtete. Ob auch Anlagen weiterer Anbieter betroffen sind, war bisher noch unklar. Ein Sprecher des dänischen Herstellers Vestas konnte den Vorfall nicht bestätigen.
KA-SAT wird von Viasat betrieben und bietet Breitbandinternet mit bis zu 50 MBit/s im Download. Das Unternehmen gehe einem vermuteten Cyberangriff nach und habe ein Sercurity-Unternehmen damit beauftragt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die genaue Ursache der Satellitenstörung, die am vergangenen Donnerstag auftrat, ist noch nicht bekannt, Viasat gehe aber von einem Cyber-Vorfall aus. Außer den Windkraft-Unternehmen können noch tausende weitere Unternehmen betroffen sein, die Rede ist von 30.000 Terminals.
BSI ist informiert
Weil die Windkraftanlagen zur kritischen Infrastruktur zählen, meldete Enercon den Vorfall an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Ein BSI-Sprecher bestätigte laut dpa: "Wir sind informiert, stehen im Austausch mit der Bundesnetzagentur und versuchen das zu bewerten."
Enercon betonte, die Anlagen könnten sich "grundsätzlich autark und selbstständig regulieren". Der Zugriff aus der Ferne sei jedoch nicht mehr möglich. Daher müsste der Turbinenhersteller aus Aurich im Störfall sein Servicepersonal zur Prüfung zu den einzelnen Anlagen rausschicken.
Die Kommunikationsdienste fielen nahezu gleichzeitig mit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine aus, am 24. Februar um 6 Uhr, dadurch fielen Internet und Telefonie aus. Der dortige Vizepremierminister Mykhailo Fedorov hatte sich deshalb an Elon Musk gewandt, um den von seinem Unternehmen SpaceX betriebenen Satelliten-Internetdienst Starlink für die Ukraine freizuschalten, was auch geschah.
Angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine und vermehrter Cyberangriffe auf ukrainische Ziele warnten deutsche Sicherheitsbehörden vor Cyberangriffen auch auf deutsche Behörden und Unternehmen. Das BSI sprach am Freitag von einer "erhöhten Bedrohungslage für Deutschland".
(anw)