Die Harley-Davidson Street 750 kommt nach Deutschland

A Shadow of a Harley

Neue Märkte in Asien locken, Harley-Davidson investiert in ein ganz neues Motorrad mit kleinem Dreher statt Traktormotor und einer Gestaltung, die an den Cafe Racer der Company erinnern soll. Leider: nicht geil

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Über lange Jahre hat sich Harley einen Ruf erarbeitet: Sie wissen, wie man Kabel schön verlegt. Die Street ruiniert diesen Ruf. 9 Bilder
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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

"Eigentlich gibt es ja gar keine schlechten Fahrzeuge mehr", behauptete dereinst ein geradezu archetypischer Motorschreiberkollege beim Schnittchen fressen. "Man muss heute nur noch einordnen, welches Produkt sich für wen eignet." Gerne hätte ich gesehen, wie dieser Kollege Harleys Familienzuwachs einordnet. Es wäre wunderbare Wortakrobatik geworden.

Sein einfachster Ausweg wäre wohl, den deutschen Kunden zu ignorieren und auf den indischen Kunden zu schreiben. Denn der Existenzgrund für diese kleine Harley ist ein recht solider: Langsam entwickelt sich Indien und Asien ein potenziell großer Markt für großvolumige Motorräder. Es lohnt sich, dort mit einem passenden Produkt an den Start zu gehen. Die neue Street 750 ist ein solches passendes Produkt. Sie ist vergleichsweise einfach und deshalb günstig zu fertigen. Sie trägt einen gut aufgeladenen Markennamen. Ihre Gestaltung zitiert einige der lichtesten Momente der Company, ohne zu rückwärtsgewandt zu werden. Und da es bei Dschobbrn nicht um Leichtigkeit geht, kann sie mit Solidität punkten: Die Schutzbleche sind wirklich Bleche. Auch der Tank ist aus Stahlblech. Der rechte Seitendeckel am Motor ist aus Aluguss.

Aber warum?

Dazu wird Harley eine Stärke ausspielen und katalogweise Special Parts anbieten, mit denen die Kunden ihr Krad mit wenig Aufwand nach Gusto ändern können. In Amerika hat H-D sogar auf die angenehme Zeitströmung gehört, die noch mehr als früher Wert darauf legt, Fertigung wieder ins eigene Land zu holen. Die Streets für die USA und Kanada werden deshalb im Werk Kansas gefertigt. Wir in Europa kriegen die in Indien gefertigten Fahrzeuge, doch nachdem ich jetzt eine Street gefahren bin, kann ich mir nicht vorstellen, wieso.