Abgasnormen im Überblick

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Ganz nebenbei entgeht den Werkstätten auch eine unglaubliche Marge, die sie für den Service „Adblue auffüllen“ dem Kunden abknöpfen, wenn sich die Kunden daran gewöhnen, selbst nachzufüllen. Adblue kostet an manchen Tankstellen keine 70 Cent je Liter, während einige Werkstätten dafür 5 Euro plus Arbeitslohn verlangen.

Serienmodell so gut wie Bosch-Prototyp

Umso erfreulicher sind die Ergebnisse der ersten Tests des ADAC Technik Zentrums in Landsberg. Dort haben die Ingenieure drei aktuelle Pkw mit Dieselmotor und Euro 6d-TEMP-Norm geprüft. Im Labor und auf der Straße. Am besten hat der Peugeot 308 abgeschnitten. Die NOx-Werte lagen bei 30 bis 45 mg / km. Das ist nicht nur viel weniger als die gesetzlichen Grenzwerte vorschreiben. Das ist zugleich ungefähr auf dem Niveau, das Bosch in einem Prototyp misst. Darüber hinaus rüsten die Marken Peugeot und Citroen seit Jahren viele Diesel-Modelle mit dem aufwendigen und teuren SCR-Katalysator aus.

Im ADAC Technik Zentrum wurden außerdem ein BMW X2 sowie ein Volvo XC60 gemessen. Der Volvo überschreitet beim ADAC-eigenen EcoTest den Grenzwert; dieser aber ist für die Gesetzesnorm unwichtig. Von diesem Ausreißer abgesehen reinigt der Volvo wirksam. Trotzdem zeigt sich: Auch die aktuellen SCR-Reinigungssysteme sind noch nicht das Ende der Entwicklung.

Es ist darum wünschenswert, dass neben den gesetzlich vorgeschrieben Labor- und Straßentests Extremprüfungen eingeführt werden. Die Fragestellung hier sollte nicht sein, ob in bestimmten reproduzierbaren Fahrsituationen alle Grenzwerte eingehalten werden. Vielmehr muss sich die Debatte darauf fokussieren, ob es Situationen gibt – zum Beispiel bei der Autobahnfahrt mit mehr als 130 km/h oder beim winterlichen Kaltstart –, in denen die Abgasreinigung weiterhin disfunktional oder minderwertig ist.

Bundesregierung für Neuwagen

Wer jetzt einen Diesel-Pkw kauft, der die Euro 6d-TEMP erfüllt, ist vorerst auf der sicheren Seite. Die Formulierung ist bewusst vorsichtig gewählt, denn in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die deutsche Bundesregierung selten den Fahrzeugbestand sanktioniert. Auch die Hersteller wurden und werden lediglich in Ausnahmen belastet. Vielmehr hat sich erwiesen, dass die Maßnahmen der Ministerien zum Ergebnis hatten, dass mehr neue Autos verkauft und ältere verschrottet wurden – ganz im Sinn der Industrie.

Auffällig an der Positivliste zu Euro 6d-TEMP ist die weitgehende Abwesenheit von Autos aus dem Volkswagen-Konzern. Bei BMW Group, Daimler, PSA inklusive Opel, Ford oder Volvo gibt es eine breite Auswahl an Diesel- und Benzinvarianten. Von Audi, Seat, Skoda und Volkswagen ist kaum ein Modell zu finden. Und von Renault, dem französischen Unternehmen in teilweisem Staatsbesitz, ist überhaupt nichts vorhanden.

Fazit

Es ist eine gute Nachricht, dass jeder Autokäufer die Wahl hat, sich ein Fahrzeug zu kaufen, das erheblich sauberer ist als die Pkw im Bestand. Besonders Diesel-Autos könnten mit der Euro 6d-TEMP rehabilitiert werden. Die Atemluft für die Menschen wird besser werden. In der Stadt, aber auch auf der Autobahn, wo bis heute eine Selbstvergiftung stattfindet. Und ja, das hätte eigentlich längst passiert sein sollen. Dass Bosch für sich reklamiert, in Zukunft eine Abgasreinigung bauen zu können, die anderswo bereits in Serie erhältlich ist, darf als geschickter Schachzug abgetan werden. Wirklich unter Druck ist zurzeit der Volkswagen-Konzern. Die Ursache für die fehlenden Euro 6d-Autos ist hoffentlich, dass man es besonders gut machen will.

(chlo)