Bericht: Karmann-Eigner erwägen Verkauf der Tradionsmarke

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Von
  • ssu

Die Eigentümerfamilie der Wilhelm Karmann GmbH erwägt einen Verkauf des Unternehmens. Dies berichtet heute das Handelsblatt. Gespräche mit möglichen Interessenten sind demnach bereits im Gange. Die Eigner prüften „alle strategischen Optionen“, zitiert die Tageszeitung einen Sprecher der insgesamt neun Gesellschafter. Ziel sei die Zukunftssicherung des Unternehmens. Eine Entscheidung solle nicht vor Juli fallen. Als einziges Familienmitglied ist Wilhelm Dietrich Karmann in der dreiköpfigen Geschäftsführung von Karmann vertreten, wo er Finanzen, Controlling, Recht und IT verantwortet.

Aus Sicht von Branchenkennern kämen vor allem Chinesen und Inder in Frage, die nach Europa expandieren wollten und am Know-how der Karmann-Ingenieure interessiert seien, zitiert die Zeitung nicht näher genannte Branchenkenner. Noch sei der Verkaufsprozess erst in einem frühen Stadium „Wir wissen nichts von Verkaufsgesprächen“, zitiert das Handelsblatt den Arbeitnehmer-Vertreter im Karmann-Aufsichtsrat Heinz Pfeffer. „Wenn ein Investor die Zukunft des Unternehmens sichern sollte, würden wir uns aber nicht grundsätzlich querstellen“, kündigte der IG-Metall-Funktionär demzufolge an.

Die Verkaufsüberlegungen der Eigentümer lassen sich als Reaktion auf die anhaltenden Probleme mit der Traditionssparte Fahrzeugbau deuten: So läuft die Fertigung des Audi A4 Cabrio in Rheine im Frühjahr 2009 aus, die letzten Mercedes CLK Cabrio sollen im Herbst 2009 aus den Osnabrücker Werkshallen rollen. Erhoffte Anschlussaufträge blieben aus, während der österreichische Wettbwerber Magna Steyr Fertigungsaufträge für eine Geländeversion des Mini und einen viertüriges Modell von Aston Martin an Land ziehen konnte.

Erst vor kurzem hat Karmanns Autosparte offenbar einen weiteren Rückschlag erlitten. Ebenfalls das Handelsblatt berichtete am 23. Mai, Volkswagen werde das kommende Golf Cabriolet in Eigenregie fertigen, obwohl die Wolfsburger über Jahrzehnte enge Geschäftsbeziehungen mit dem Osnabrücker Unternehmen gepflegt haben: Bis 2001 produzierte Karmann über 600.000 Golf-Cabrios. Von 1955 bis 1974 wurde der legendäre Karmann Ghia auf Basis des VW Käfer in Osnabrück gefertigt. Die Geschäftsführung will nach eigenen bis zum 30. Juni 2008 entscheiden, ob die Abteilungen Lackiererei und Fertigmontage mangels Aufträge 2010 geschlossen werden müssen.

2007 erwirtschaftete die Karmann-Gruppe nach eigenen Angaben rund 1,5 Milliarden Euro, 16 Prozent weniger als im Vorjahr, was das Unternehmen mit dem Rückgang der Autoproduktion begründet. Gutes Geld verdient Karmann hingegen mit der Fertigung von Cabriodächern für unterschiedliche Autohersteller. Auch Karmanns drittes Standbein, die technische Entwicklung für Autokonzerne entwickelt sich positiv. (ssu)