Hirsch auf Trab

Inhaltsverzeichnis

Insgesamt finden sich in der Modellpalette über 300 Typen von Sonderfahrzeugen – vom Milchlaster über den Bienenstock-Transporter bis zum Schneepflug und der mobilen Kaffeebar. Bei den leichten Lkw hat GAZ in Russland einen Marktanteil von 56 Prozent, bei den reinen Fahrgestellen in diesem Bereich sind es 79 und bei den kleinen Bussen gar 93 Prozent. „In Russland,“ sagt Manfred Einbeck, Deutscher und CEO des GAZ-Hauptaktionärs Russian Machines (RM), „ist GAZ eine Marke, die tief verwurzelt ist in der Gesellschaft.“ Als Hersteller von mittleren Lkw rangiert GAZ bei den Stückzahlen europaweit auf Platz sechs – vor Peugeot, Opel, oder Iveco. Wer mit der GAZelle Next unterwegs ist, der merkt nicht mehr viel Unterschied zu preiswerteren westlichen oder asiatischen Importmodellen. Geräuschentwicklung und Beschleunigung, Geradeauslauf und Getriebeabstufung, Lenkung und Sitze – nicht unbedingt Premiumklasse, aber durchaus konkurrenzfähig. Das Armaturenbrett ist aus Hartplastik, steckt dafür im rauen Arbeitsalltag aber einiges weg und ist übersichtlich organisiert.

Joint Ventures auch mit den Amis

Hinter dem GAZ-Eigentümer Russian Machines steckt ein engmaschiges und verzweigtes Firmengeflecht. Hauptaktionär ist Basic Element, einer der Konzerne von Oleg Deripaska. Der 47jährige Betriebswirtschaftler ist einer der jüngsten russischen Oligarchen. Zu dem Imperium des Milliardärs gehören unter anderem auch Flughäfen oder Versicherungen. Zu Russian Machines mit Sitz in Moskau gehört außer GAZ eine Reihe von Firmen, die schweres Baugerät , Eisenbahnwaggons, Traktoren, Flugzeuge und mehr herstellen, in Kooperation mit der amerikanischen AGCO Corporation auch Traktor-Marken wie Fendt und Ferguson.

GAZ selbst produziert vor allem für den heimischen russischen Markt, für die GUS-Staaten und Länder wie Serbien oder die Türkei. Exportierte GAZ 2013 noch in 23 Länder, so waren es ein Jahr später schon 33 Länder. Jedes vierte Produkt von RM geht in den Export. Aber Wadim Sorokin liebäugelt durchaus schon mit dem westeuropäischen Markt. Die entsprechende Europäische Ganzfahrzeug-Typgenehmigung zumindest hat GAZ bereits in der Tasche. Von Pleite redet in Nischni Nowgorod keiner mehr. (fpi)