Biosprit: Alkohol und Populismus

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Das Aus für E10 bedeutet Entwarnung für jene Autofahrer, die auf teureres Super Plus hätten umsteigen müssen, doch erhöht sie den Druck auf die Autoindustrie, bis 2012 den CO2-Ausstoß der Fahrzeuge auf 120 g/km auf andere Weise zu senken. An diesem Ziel gebe es keine Abstriche, betonte Gabriel. Einen kleinen Beitrag werden dabei die schon erhältliche Benzinsorte E5 (Ottokraftstoff mit 5 Volumen-Prozent Ethanol – entsprechend 3,3 Prozent energetisch) und die Einführung von B7 (Diesel mit sieben Volumenprozent Bio-Diesel) leisten. Heute tanken Selbstzünder in Deutschland B5, also einen Verschnitt mit fünf Volumen-Prozent Biodiesel (4,4 Prozent energetisch). Nach Aussagen des Umweltministers steht die Erhöhung auf B7 nicht zur Disposition – nach dem Hin und Her um E10 darf man gespannt sein, wie lange.

Rettungsanker Reinkraftstoffe?

Eine Möglichkeit, das CO2-Ziel zu erreichen, sieht der Umweltminister in höheren Steuervorteilen für „Reinkraftstoffe“ wie Rapsmethylester (RME &ndash, „Biodiesel“) oder Bio-Ethanol für Ottomotoren. Aber längst nicht alle Selbstzünder sind für RME freigegeben, und Ethanol-Fahrzeuge haben auf deutschen Straßen bislang Exotenstatus. Abgesehen davon sind diese Spritsorten wegen ihrer Ökobilanz weit entfernt vom perfekten Kraftstoff. Die Forschungsanstrengungen, ein solches Fluidum zu finden, beschreibt der gleichnamige Beitrag auf heise Autos.

Diskussion um Tank und Teller

Die Debatte um die Ökobilanz heute gängiger Biokraftstoffe habe mit der E10-Beimischung nichts zu tun, versuchte Minister Gabriel heute, die öffentliche Debatte zu ordnen: Palmöl aus vormaligen Regenwäldern gehe nämlich nicht nur in die Kraftstoffproduktion oder in Blockheizkraftwerke – zwei Drittel der Produktion werde zu Margarine oder Kosmetik weiterverarbeitet. 80 Prozent der Regenwaldzerstörung gingen auf das Konto der Futter- und Nahrungsmittelindustrie, schrieb Gabriel der Agrarlobby ins Stammbuch.

Vielmehr entscheide zu zwei Dritteln der Standort, wo die Biomasse erzeugt werde, über deren Klimabilanz, stellt das Bundesumweltministerium in einem aktuellen Strategiepapier zur Weiterentwicklung der Bioenergie fest, das als PDF-Datei verfügbar ist. Auch die EU-Kommission hat sich das Thema Nachhaltigkeit beim Biosprit auf die Fahnen geschrieben, zugleich gibt sich Brüssel sehr optimistisch, dass „der größte Teil der derzeit in der EU verwendeten Biokraftstoffe aus nachhaltiger Produktion stammt“.