Cadillac: In zehn Schritten zur Legende

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Dank eines Regierungskredites über zehn Millionen Dollar schaffte er es, innerhalb von zehn Monaten eine funktionstüchtige Fabrik aus dem Boden zu stampfen. Bis Kriegsende produzierte Lincoln 17.000 Motoren, was in Anbetracht der kurzen Zeitspanne eine Meisterleistung war. Nach Kriegsende wurde die Produktion umgestellt und ab 1920 liefen Luxuskarossen vom Band. 1922 ging die Firma pleite und Henry Ford kaufte die Marke. Bis heute ist Lincoln die einzige Marke, die Cadillac in Sachen Prestige und Patriotismus Konkurrenz machen kann.

6) Mitbewerber

Konkurrenz, ein gutes Stichwort. Mal abgesehen von Lincoln trat die nämlich nur sehr sporadisch auf. Was vor allem der Weitsicht von Durant zu verdanken ist. Der hatte, genau wie sein Konkurrent Ford, früh erkannt, dass sich Erfolg nur über Größe erzielen lässt. Dadurch kommt es zu Synergie- und Skalierungseffekten, die den Preis drücken und die Qualität sichern. Außerhalb der beiden großen Konzerne gab es nur drei Marken, die sich in die Luxusnische trauten. Pierce-Arrow zum Beispiel. Das Unternehmen setzte auf Individualisierung und Protz, vergaß darüber hinaus aber jede Weiterentwicklung. 1928 übernahm Studebaker den Laden und spendierte der Luxusmarke eine Finanzspritze. So überlebte Pierce-Arrow bis 1938, dann war Schicht im Schacht. Am erfolgversprechendsten war Packard. Das Unternehmen versuchte durch Innovationen der finanzstarken Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Der erste Serienwagen mit Zwölfzylinder war ein Packard, der erste mit Klimaanlage ebenfalls. Doch finanziell stand das Unternehmen immer auf wackligen Beinen. 1954 fusionierten Packard und die ebenfalls angeschlagene Marke Studebaker, was das Überleben bis 1958 sicherte. Immerhin. Chrysler versuchte von 1955 bis 1975 mit der Marke Imperial den Markt zu beleben, hatte aber von Anfang an nur bescheidenen Erfolg. Das lag vor allem daran, dass die Unterschiede zu den normalen Chrysler-Modellen zu gering waren.

7) Schwarzer Donnerstag und V16

Im Oktober 1929 läutete der schwarze Donnerstag eine Weltwirtschaftskrise historischer Dimensionen ein. Aktienmakler stürzten sich aus Fenstern, Familienväter nahmen sich das Leben, in Deutschland nutzte der Nationalsozialismus dieses Klima für den Aufstieg. Zu diesem Zeitpunkt erwirtschaftete das obere eine Prozent der amerikanischen Bevölkerung rund 19 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mitten in dieser Depression präsentierte Cadillac seinen V16. Ein noch nie dagewesenes Topmodell. Es war blanker Hohn. Doch der Wagen sollte zum Erfolg werden. Die Konkurrenz bediente die oberen Zehntausend lediglich mit Zwölfzylinder-Motoren. Der V16 war von Cadillac als Kriegserklärung an diese Mitbewerber gedacht. Eine, die sich auszahlen sollte. Bereits 1930, im ersten Produktionsjahr, verkaufte Cadillac 2.887 Stück – aus 7,4 Litern Hubraum kamen 175 PS. Zwischen 6000 und 10.000 Dollar mussten investiert und rund 30 Liter pro hundert Kilometer nachgetankt werden.

8) Flossen hoch

Von einer Provokation gleich zur nächsten: Kaum war der Krieg vorbei präsentierte Cadillac die Heckflosse. Die sorgte für eine hitzige Debatte. Denn Harley Earl, Cadillacs Chefdesigner, hatte sich dabei von der Lockheed P38 inspirieren lassen. Einem Kampfflugzeug. Trotz oder wegen dieser Geschmacklosigkeit hatten die folgenden Modelle durchschlagenden Erfolg. Im ersten Jahr wurden 50.000 Stück verkauft. 1949 kam dann ein neuer V8 auf den Markt – der hochverdichtete OHV-Motor. Der erreichte höhere Drehzahlen als seine Konkurrenz und damit höhere Leistungen. Aus 5,4 Litern kamen 160 PS, die bei 3800 Touren anlagen. Ergebnis: 92.554 verkaufte Autos.

9) Präsidentenauto

Die Nachkriegsjahre lassen sich in einem Wort zusammenfassen: Eskalation. Leistung, Luxus, Hubraum ... die Hersteller schaukelten sich in ungeahnte Höhen. Doch jenseits dieser Banalitäten tobte ein harter Zweikampf. Lincoln und Cadillac lieferten sich ein Match um die Ehre, den Präsidenten ausstatten zu dürfen. Calvin Coolidge, der erste Präsident mit Firmenwagen, entschied sich 1923 für einen Lincoln. Roosevelt benutzte als Autonarr gleich beide Marken. Bei Truman und Eisenhower gewann Cadillac. Kennedy, Nixon Ford, Carter und der erste Bush gingen an Lincoln. Der zweite Bush, Clinton und Obama bevorzugten wieder Cadillac.

10) Hip Hop

Weder die 1980er noch die 1990er waren Jahrzehnte, die Cadillac optisch besonders schmeichelten. Bis 1999 das Darben ein Ende hatte. Der Escalade betrat die Bühne. Es war die Antwort auf den Lincoln Navigator, der bereits zwei Jahre zuvor auf den Markt gekommen war und das Segment der Fullsize-Luxus-SUV definierte. Doch der Escalade rollte das Feld von hinten auf und verkauft sich bis heute durchgehend besser als sein Konkurrent aus dem Hause Ford. Was vor allem daran liegt, dass sich Stars und Sternchen lieber mit Cadillac schmücken und damit durch Filme und Musikvideos cruisen, als gäbe es ein Gesetz, dass ihnen den Escalade vorschreiben würde. (fpi)