Ist Wellness auf der Autobahn gefährlich?

Demokratie und Tempolimit

Ein Kollege schrieb die Tage ein wunderschönes Autopsychogramm des Premiumanspruchsfahrers contra Tempolimit in Reaktion eines linkslastigen Aufrufs pro Tempolimit. Aber natürlich kann nur ich recht haben

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Ich am Tachoende der ZZR. Ohne Andere. Herrlich! 5 Bilder
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Von
  • Clemens Gleich
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Kommentarkaskade! Im Welt-Weblog kommentiert ein Herr Jancke den Kommentar im Cicero einer Frau Bemmer, und das muss ich unbedingt kommentieren, denn es geht um das allgemeine Tempolimit auf Autobahnen und seine Geschichte voller Missverständnisse. Beginnen wir mit der Jancke-Position, denn Herr Jancke schrieb ein vorzügliches Autopsychogramm des deutschen Premiumanspruchfahrers, das ich so zusammenfassen würde: "Langsam oder gleichmäßig fahren ist für Schwächlinge, die ich verachte. Denn ich bin PREMIUM, sowohl vom Auto als auch vom Fahrer! Mein Wagen ist ein deutsches Oberklasse-Produkt. Mein gewaltiges Gehirn erwacht erst ab 250 km/h und schläft sofort ein, wenn es mir zu langsam wird. Deshalb ist langsam fahren gefährlich. Gleichmäßig etwas tun sowieso. Gleichmäßigkeit hat uns die DDR eingebrockt mit ihren Trabis und Ossis. Ich weiß, wovon ich rede. Ich bin nämlich in meinem Kopf bis heute Wessi geblieben."

Diese verdammten Anderen!

Janckes Ansichten finden einen breiten Konsens, weil wir ja alle glauben, dass wir unglaublich gute Fahrer sind. Wir glauben alle, dass alle Anderen schuld sind an allem, was den Straßenverkehr schlimm macht. Mann, diese Anderen! Stehen im Weg rum. Rasen wie die Bekloppten. Ziehen ohne Fahrtrichtungsanzeige in meine Spur. Verstopfen die Straßen, was ich natürlich nie tun würde. Der eigene Standpunkt ist das Eichmaß aller Dinge. Der Kradist fasst es so zusammen: "Wer schneller fährt als ich, ist ein unverantwortlicher Raser. Wer langsamer fährt als ich, ist eine verachtenswert ängstliche Tucke." Die Argumentation Janckes bleibt über den gesamten Artikel archetypisch.

Das fängt an mit dem Beispiel Landstraße, das nie fehlen darf. Dort gibt es ein Tempolimit, dort passieren aber die meisten Unfälle. Fall geklärt! Die Bemmer-Tussi sollte mehr Angst vor dem Stadtverkehr haben als vor der Autobahn. Als ob ein Tempolimit etwas daran ändern würde, dass Autobahnen die sichersten Straßen sind. Die Landstraße als Nebelkerze. Weitere Argumente: Höhere Verkehrsdichte, also können wir doch eh nicht schnell fahren. Ein Autobahn-Tempolimit ist Sozialismus (immer schön). Die Autobahn gehört zu Deutschlands Autohersteller-Image (stimmt). "Wer auf der Autobahn keine Schwäche zeigt, ist reif für die Rush Hour in New York oder Shanghai" (stimmt nicht). Wir haben den Ossis neue Autobahnen gebaut. Und schließlich: Weichwürste wie diese Bemmer sollen Bahn fahren.