Demokratie und Tempolimit

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Die Weichwürstin dagegen argumentiert, Tote seien irgendwie egal, es sollen sich nur alle toll fühlen auf der Autobahn. Das ist mir nicht nachvollziehbar logisch, aber immerhin neu. Autobahn als Wellness-Erlebnis. Ihre weiteren Argumente sind weniger esoterisch, sondern aus der linken Klischeekiste: Wer schneller fährt, verbraucht das Benzin unserer Kinder schneller. Die Mehrheit ist links (warum wählt sie dann Mutti Merkel?). Langsam fahren ist "angenehmer" (für Frau Bemmer). Schnell fahren erlauben ist Starken Stärke zeigen erlauben, was ja mal grundsätzlich unlinks ist.

Ein Lob des reinen Nutzens

Mir fehlt in beiden Standpunkten eine explizite Diskussion über den Hauptgrund für Tempolimits auf Autobahnen: Homogenität der Geschwindigkeit. Homogenität erhöht die Effizienz des Straßenverkehrs. Mehr Homogenität führt zu mehr Durchsatz, also zu einer höheren Durchschnittsgeschwindigkeit. Obwohl also Herr Jancke möglicherweise mit Limits einen niedrigeren Schnitt im geliehenen Bentley fahren müsste, fährt die Gesellschaft als Ganzes etwas schneller. Homogenität reduziert außerdem Geschwindigkeitsdifferenzen, die Jancke selbst als gefährlich anspricht.

Obwohl es tatsächlich stimmt, dass Fahrer im Schnitt weniger aufmerksam fahren, wenn es langweilig gleichmäßig wird, fängt die Homogenität diese negativen Effekte mehr als auf. Man könnte natürlich auch polemisch werden und sagen: Wenn der Jancke zu doof ist, gleichmäßig sicher zu fahren, soll er halt mit der Bemmer Bahn fahren. Fernfahrer schaffen es ja auch. Rein nach Nutzen gedacht ist die einzige verbleibende Frage also: "Wo ist das Optimum zwischen Fortbewegungsgeschwindigkeit und Sicherheit?" Doch der reine Nutzen war noch selten der größte Entscheidungsbringer.

Wahrscheinlich darum sind weder Bemmers Wellness-Argumente noch Janckes Premium-verbleite Argumentation besonders am Nutzen orientiert. Das sollen sie auch nicht sein, denn es sind ja nur Standpunkte im öffentlichen Diskurs darum, ob wir ein Autobahn-Tempolimit haben wollen oder nicht. Ich bin übrigens gegen ein Tempolimit. Allerdings muss ich mich nicht um das Premium-Lenkrad winden wie Herr Jancke, weil ich einfach den echten Grund zugeben kann, warum wir offene Autobahnen mögen: Weil sie Spaß machen. Es ist doch wunderbar, dass es ausgerechnet im strengen Deutschland so eine wilde Freiheit gibt. Ob ein generelles Limit kommt oder nicht, das muss dann ein demokratischer Prozess entscheiden. Nur in sich "gefährlich" ist ein Tempolimit ganz sicher nicht. Ich als per Leistung tempolimitierter (Premium!-)Einzylinderfahrer weiß, wovon ich rede. (cgl)